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Arne Friedrich: "Der Absprung ist mir sehr gut gelungen"


Arne Friedrich im Interview
"Nach Außenverteidigern und Stoßstürmern suchen wir"

t-online, Thomas Ratzke

21.01.2015Lesedauer: 5 Min.
Arne Friedrich führt auch nach seiner Karriere als Fußball-Profi ein ausgefülltes Leben.Vergrößern des BildesArne Friedrich führt auch nach seiner Karriere als Fußball-Profi ein ausgefülltes Leben. (Quelle: imago-images-bilder)
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Das Interview führte Thomas Ratzke

Es ist inzwischen mehr als anderthalb Jahre her, dass Ex- Nationalspieler Arne Friedrich seine Profikarriere beenden musste. Im Sommer 2013 verkündete der von langwierigen Bandscheibenproblemen geplagte Abwehrspieler seinen Abschied vom Profi-Fußball. Nachdem Friedrich bei Hertha BSC und dem VfL Wolfsburg zu einem der besten Innenverteidiger der Bundesliga reifte, führte ihn seine letzte Station in die US Major League zu den Chicago Fire.

Der heute 35-Jährige absolvierte 246 Bundesligapartien und 82 Länderspiele für Deutschland. Mit der Nationalmannschaft wurde Friedrich 2006 und 2010 WM-Dritter, bei der EM 2008 scheiterte er mit dem DFB-Team erst im Finale an Spanien. Im vergangenen Jahr hat Friedrich nun die Trainer-B-Lizenz gemacht und ist seit August Co-Trainer der deutschen U18-Auswahl an der Seite von DFB-Coach Guido Streichsbier. Ein neuer Karriereabschnitt im Leben des gebürtigen Ostwestfalen steht bevor. Im Rahmen seiner Vorstellung als Markenbotschafter des Mode-Unternehmens Walbusch sprach er mit t-online.de über das Leben ohne Profifußball und seine neue Aufgabe bei der U18.

Herr Friedrich, wie fühlt es sich an, raus zu sein aus dem aktiven Profibereich?
Dadurch, dass ich bei der U18 Co-Trainer bin, kommt es vor, dass ich auch mal mittrainieren muss, weil ein Spieler ausfällt. Deswegen bin ich nicht ganz weg vom Schuss. Ich bin teilweise noch mit dabei und es macht mir unglaublich viel Spaß mit den Jugendlichen. Ansonsten kann ich schon sagen, dass mir der Absprung sehr, sehr gut gelungen ist.

Fehlt Ihnen etwas ohne Profifußball?
Ich habe in Chicago eine super schöne Zeit gehabt. Ich habe mich wohl gefühlt im Umfeld, in der Stadt und im Verein und wollte eigentlich auch noch etwas länger Fußball spielen, aber aufgrund meiner Bandscheibe musste ich halt aufhören. Aber im Nachhinein ist es nicht so, dass es mir fehlt oder ich dem hinterher trauere. Ich hatte eine wunderbare Zeit über zwölf Jahre und irgendwann hat dann der Körper gesagt, ich möchte eine Pause machen.

Aktuell sind Sie Co-Trainer der U18-Auswahl. Sehen Sie bereits einen neuen Star für Bundestrainer Jogi Löw?
Es sind ganz große Talente dabei. Aber es ist immer noch zu früh zu sagen, der schafft es oder der schafft es nicht. Es ist immer noch viel Zeit bis zum Profikader. Bis dahin kann viel passieren. Uns geht es darum, jeden einzelnen Spieler besser zu machen, ihn heranzuführen an das Profi-Team. Und dann werden wir sehen. Es werden mit Sicherheit einige dabei sein, die wir auch später wieder im Profi-Team oder aber auch einmal in der Nationalmannschaft sehen.

Schon zu Ihrer Zeit war die Position des Außenverteidigers eine Problemzone der Nationalmannschaft - und ist es noch heute.
Das ist auch bei uns beim DFB ein Thema. Nach Außenverteidigern und Stoßstürmern suchen wir. Den klassischen Miroslav Klose gibt es ja nicht mehr - das Spiel hat sich verändert. Das sind zwei Positionen, auf die natürlich besonders Wert gelegt wird. In den Bereichen wird versucht, darauf hin zu trainieren, dass diese Positionen wieder stärker in den Vordergrund rücken.

Wie kann man sich Ihr Aufgabenfeld als Co-Trainer vorstellen?
In erster Linie arbeite ich natürlich dem Trainer zu. Der hat das letzte Wort. Aber die Zusammenarbeit mit Guido Streichsbier ist sehr eng. Er fragt mich oft um Rat bzw. wir arbeiten Dinge zusammen aus. Auf der anderen Seite muss ich ganz klar sagen, ich bin noch am Lernen. Ich habe meine B-Lizenz vor einem halben Jahr gemacht, jetzt bin ich bei der A-Lizenz. Ich bin also noch im Anfangsstadium und sehr dankbar, zu lernen, was zum Beispiel Medienanalysen angeht. Eben auch Dinge zu sehen, die man als Spieler vorher nicht so gesehen hat.

Welche Probleme begegnen Ihnen bei der Arbeit mit der U18?
Die Schwierigkeit ist: Man hat ein halbes Jahr, wo man sichtet, wo man eine Mannschaft zusammenstellt und dann noch drei, vier Spiele. Und dann gibt man die Spieler schon wieder an die U19 ab. Das ist eine Geschichte, die ist suboptimal. Aber das ist unsere Aufgabe und die bewerkstelligen wir so gut es geht.

Sind Sie für die Spieler mehr der große Bruder, der Vater oder der Chef?
Für mich war ganz klar, ich möchte geduzt werden. Ich bin sozusagen der große Bruder, der für die Spieler da ist, der mit praktischen Tipps versucht, zu helfen. Auf der anderen Seite ist klar, dass ich auch eine Art Chef bin. Es ist nicht so, dass wir jetzt nur Kumpeltypen sind und die können da machen, was sie wollen. Wenn ich da was sehe, was mir nicht gefällt, dann spreche ich das ganz klar an. Ich finde es ein gutes Konzept, dass man eben einen erfahrenen Fußballehrer hat und dann hat man eben noch einen Spieler, der gerade aufgehört hat, der über sehr viel praktische Erfahrung verfügt. Davon können beide Seiten profitieren.

Gab es schon Konfliktsituationen, wo ein U18-Spieler Entscheidungen nicht akzeptieren wollte?
Nein, überhaupt nicht. Die sind teilweise eher schon so ehrfürchtig. Sie fragen sehr viel, zum Beispiel wie es gegen Ronaldo oder Messi war. Das sind Dinge, die interessieren die Jungs.

Wann sehen wir Sie denn als Bundesligatrainer?
Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Nächste Woche muss ich nach Hennef. Da hab ich dann noch einmal eine Woche und danach die Prüfung, die ich hoffentlich bestehe. Dann habe ich zwei Lizenzen innerhalb von einem Jahr gemacht, das ist sehr schnell. Dann wird man sehen. Ich möchte weiter Erfahrungen sammeln. Letzten Sommer habe ich als Kommentator bei der WM für einen chinesischen Fernsehsender gearbeitet und auch für die ARD, als die deutsche Nationalmannschaft nach dem WM-Sieg zum Brandenburger Tor kam. Das sind Themen, die mir liegen und mir viel Spaß machen. Ich bin dabei, meinen Weg zu finden.

Ihr soziales Engagement gehört auch zu diesem Weg?
Es gibt heutzutage sehr viele Fußballer, die sich karitativ engagieren. Bei mir ist es aktuell so bei Mukoviszidose. Mein bester Freund ist von Geburt an an Mukoviszidose erkrankt. Deswegen war das für mich ganz klar, dass ich da helfen möchte. Ich überlege, eine eigene Stiftung zu gründen, da bin ich aber noch in der Anfangsphase. Wenn man so gesegnet ist wie ich es bin, dann möchte man auch etwas zurückgeben. Mir geht es gut, ich bin gesund und für mich ist das eine Selbstverständlichkeit. Und es gibt viele Fußballer, die es genauso sehen. Es ist heutzutage nicht mehr so, dass ich da eine Ausnahme bin.

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