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Wie Real Madrid den deutschen Fußballmarkt erobert


Geniale Geschäftsidee
Wie Real Madrid den deutschen Fußballmarkt erobert

Von t-online
Aktualisiert am 09.06.2015Lesedauer: 5 Min.
Cristiano Ronaldo ist das alles überragende Aushängeschild von Real Madrid.Vergrößern des BildesCristiano Ronaldo ist das alles überragende Aushängeschild von Real Madrid. (Quelle: Miguelez Sports/imago-images-bilder)
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Fußballschulen gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Hier jagen Kinder in den Ferien unter der Anleitung mehr oder weniger geeigneter Betreuer dem Ball hinterher. Seit knapp einem Jahr ist auf diesem Markt allerdings nichts mehr wie es einmal war. Der Grund kommt aus Spanien. Die "Real Madrid Fußballschule" ist derzeit in aller Munde.

Plötzlich ist der Klub von Cristiano Ronaldo ganz nah. Ein einmaliges Geschäftsmodell, bei dem es offensichtlich nur Gewinner gibt. Die besten Nachwuchskicker dürfen von einem Probetraining im Bernabeu-Stadion von Madrid träumen und der spanische Rekordmeister verschafft sich einen einzigartigen Zugang zum Fan von morgen.

Toni Kroos steht als Pate bereit

Die Idee hatte ausgerechnet ein Deutscher. Stefan Kohfahl arbeitete früher als Trainer des Fünftligisten Oststeinbeker SV und als Coach in der Fußballschule des Hamburger SV. Jetzt ist er ein Königlicher und organisiert für Real Madrid die Fußballschulen in Deutschland und ganz Europa. Toni Kroos hat sich als Pate zur Verfügung gestellt.

Im Interview mit t-online.de spricht der 46-Jährige über den Erfolg der Real Madrid Foundation Clinics, wie die Fußballschule offiziell heißt. Wie er als Nobody den Real-Bossen seine Idee vorstellte, er dem FC Bayern einen Korb gab und wie Real Madrid den deutschen Fußballmarkt erobern will.

Das Interview führte Thomas Tamberg

Herr Kohfahl, eine Frage vorneweg. Wie kommen Sie als Norddeutscher dazu, für Real Madrid die Fußballschulen zu leiten?
Ich bin seit 32 Jahren ununterbrochen Trainer und habe 15 Jahre im Fußballschulen-Segment gearbeitet. Als Sportwissenschaftler entwickelt man eigene Ideen und daraus wird ein Konzept, insbesondere, weil ich mich mit der Grundidee, warum man eine Fußballschule macht, nicht mehr identifizieren konnte. Bei allen Vereinen geht es um Fanbindung, Markenbildung und kurzfristige Erlöse. Das "Handelsblatt" nannte Fußballschulen die "neue Millionenchance". Alle Bundesligisten machen es, aber alle mit der gleichen Intention.

Ok, aber wie lief es konkret mit Real Madrid ab?
Ich habe mein Haus beliehen und mit dem Geld bin ich bei Europas Spitzenvereinen tingeln gegangen, um meine Vision einer Fußballschule zu erzählen, als Nobody. Bei Real Madrid saßen trotzdem gleich José Angel Sanchez und Carlos Ocaña Orbis mit am Tisch, zwei der leitenden Funktionäre. Beide waren hellauf begeistert und haben mich nicht mehr gehen lassen. (lacht)

Hatten nicht auch Bundesligisten Interesse an Ihrer Idee?
Alle Bundesligisten haben im Endeffekt eine regionale Begrenzung, außer Bayern. Hier gab es eine erste Kontaktaufnahme über einen bekannten Fußballmanager, aber ich wäre am Ende wieder im Marketing gelandet. Da habe ich lieber abgesagt. Mainz 05 hatte mich kontaktiert, wollte aber nur über Fußball sprechen. Das waren super kompetente Gesprächspartner. Und derzeit plane ich eine Kooperation mit dem FC Ingolstadt, der überraschenderweise eine der größten Fußballschulen Deutschlands hat, was auch mit Qualität zu erklären ist.

Wie viel Real Madrid steckt überhaupt in dieser Fußballschule?
Alles ist Real Madrid. Ich war dieses Jahr schon sechs Mal in Madrid, habe immer Termine mit dem Klub, der Stiftung und adidas. Kürzlich war ich wieder da und habe der Geschäftsführung des Klubs präsentiert wie das Jahr 2015 läuft. Ich musste alles aber schon im Oktober 2014 in einem vielseitigen Businessplan darstellen. Zum Sportlichen: Alle Übungen kommen aus der Akademie, sind mit Alberto Moriñigo, dem Jugendleiter abgesprochen. Schwerpunkt: Ballbesitz, Torabschluss. Diesen Sommer kommen wieder zwei Akademie-Trainer und sind bei den Camps vor Ort. Das Siegertraining in Madrid haben vier Real-Jugendtrainer geleitet, unter anderem Jaime Torcal, der zweite Mann der Akademie. Unsere europäische Expansion, die ich unter anderem in Westeuropa leite, ist im Endeffekt eine Idee bzw. Weiterführung von José Angel Sanchez. Last but not least: Toni Kroos ist unser offizieller Botschafter, hat diverse Filme mit uns abgedreht, die wir jetzt nach und nach veröffentlichen.

Was unterscheidet Ihre Fußballschule von den klassischen Fußballschulen?
Wir haben nichts mit Marketing zu tun. Der Klub verdient keinen Cent damit, eventuelle finanzielle Überschüsse gehen an die vereinseigene Stiftung, die im Übrigen 2014 von der ECA als bestes soziales Programm im europäischen Fußball ausgezeichnet worden ist. Unser Fokus liegt zum inen auf der Vermittlung von sozialen, sportlichen und kulturellen Werten. Das ist uns sehr wichtig und das ist jederzeit spürbar. Werte werden immer wichtiger in unserer heutigen Gesellschaft und der Fußball, speziell Real Madrid, kann die Kids besser erreichen als der Alltag.

Zum anderen?
Gibt es einen sportlichen Fokus, ein sportliches Weiterkommen. Die talentiertesten Kids eines jeden Camps qualifizieren sich für regionale Tryouts und am Ende dürfen die besten nach Madrid. Bei den Tryouts spielen wir übrigens ohne Schiedsrichter, da müssen die Kids auch ihre soziale Kompetenz beweisen. Ich glaube auch nicht, dass irgendeine Fußballschule weltweit ein so qualifiziertes und motiviertes Trainerteam auf den Platz bringt. Der sportliche Schwerpunkt lockt dann auch die besten Trainer. Wir sind halt keine Ferienfreizeit, es gibt kein Elfmeterschießen und kein Maskottchen-Besuch. Unser Fokus ist fünf Tage Fußball! Beim Preis liegen wir etwas höher, achten aber auf größte Qualität bei Trainern und Ausrüstung. Ab Sommer gibt es bei uns von adidas ein Premium-Trikotset und einen Spielball für 149 Euro!

Wie ist die bisherige Resonanz bei den Kindern, fühlen die sich schon ein bisschen königlich?
Wir haben ein überragendes Feedback von den Kids, Eltern, Partnervereinen und der Presse, die uns am Anfang auch kritisch betrachten wollte (lacht). Es gab über 1000 Zeitungsartikel und über 100 Fernseh-Reports. Das färbt im Positiven auch auf unsere Partnervereine ab. Wir haben mit Abstand den größten Facebook-Zuspruch in Deutschland. Wir sind in nicht einmal einem Jahr deutscher Marktführer geworden. Der Zuspruch ist einfach nur gigantisch und ein riesiger Ansporn für mich und mein Trainerteam weiter so viel zu geben.

An wie vielen Standorten in Deutschland führen Sie in diesem Jahr Fußballschulen durch?
Wir werden 150 Camps in Deutschland austragen. Diverse Camps sind schon ausverkauft. Wir sind in allen deutschen Bundesländern vertreten. Das Ziel ist es, dass es alle 50 Kilometer einen Stützpunkt von Real Madrid gibt, in Ballungsgebieten sind die Abstände sogar geringer.

Wie sieht die weitere Entwicklung dieser Fußballschule aus?
Wir sind auch weltweit die größte Fußballschule. Ich bin jetzt mit meinem Team für weitere sechs Länder verantwortlich. Wir kommen unter anderem in die Schweiz und nach Österreich und haben tolle Partnervereine in Wien, Graz, Krems, Linz, Salzburg, Zürich und Basel gefunden. Die Termine kann man alle unter www.real-fussballschule.de nachlesen. Wir scharren alle schon mit den Hufen. Wir wollen auf den Platz und mit begeisterten Kids Fußball spielen. Die Abschlussveranstaltung hat auch für uns immer etwas sehr Emotionales. Zum Sommerstart haben wir mit Bayer Uerdingen einen Weltrekordversuch geplant: 505 Mädchen und Jungen, zwischen sieben und 14 Jahren, werden am Start sein. Dazu werden viele Medien und viele bekannte Gesichter aus dem Fußball vor Ort sein. Wenn sich am Ende die besten Kids aus ganz Europa zu einem der größten Fußball-Happenings in Madrid treffen, klopfen wir uns dann wirklich mal auf die Schulter.

Welchen Mehrwert hat Real Madrid aufgrund dieser Fußballschule?
Real Madrid ist im täglichen Mail-Austausch mit mir, es wird alles überprüft, obwohl das Vertrauensverhältnis inzwischen groß ist. Das Projekt "clinics" ist Real Madrid sehr wichtig. Wir setzen eins zu eins die Vorgaben hinsichtlich der Vermittlung der Werte und der sportlichen Inhalte um. Real Madrid weiß um die eigene weltweite Bedeutung und den Zugang bei den Kids. Wir kennen in Deutschland leider kaum diesen Stiftungsgedanken, der in Spanien, Portugal, England und Holland alltäglich ist. Dass die besten Kids in Madrid vorspielen und immer mehr Kids und Menschen Real Madrid folgen ist ein mehr als angenehmer Nebeneffekt.

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