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EM 2024: Comeback mit Jürgen Klopp? Kultschiedsrichter zeigt sich offen


Ex-Schiedsrichter im Gespräch
Comeback mit Klopp? "Ich wäre jederzeit bereit"

  • Noah Platschko
InterviewVon Noah Platschko

21.04.2024Lesedauer: 5 Min.
Interview
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Der Gesprächspartner muss auf jede unserer Fragen antworten. Anschließend bekommt er seine Antworten vorgelegt und kann sie autorisieren.

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Quelle: IMAGO/Fotostand / Hettich

In Deutschland ist Urs Meier als Kultschiedsrichter bekannt. Die technische Unterstützung für die Unparteiischen sieht er kritisch.

Wer in Deutschland auf Urs Meier angesprochen wird, der denkt unweigerlich an die WM 2006 zurück. Gemeinsam mit Experte Jürgen Klopp und Moderator Johannes B. Kerner begleitete er aus dem Sony Center in Berlin das Sommermärchen.

Auch Meier selbst denkt gerne an diese Zeit zurück – und zeigt sich gegenüber einem Comeback in gleicher Konstellation offen. Wie der Unparteiische derweil die Entwicklung im Schiedsrichterwesen sieht und was die hitzigste Partie seiner Karriere war, hat er im Gespräch mit t-online verraten.

t-online: Herr Meier, wie bewerten Sie das aktuelle Niveau der Bundesliga-Schiedsrichter, auch in Erinnerung an Ihre aktive Zeit?

Urs Meier: Das ist immer schwierig zu vergleichen. Ich glaube, früher war es noch wichtiger, dass der Schiedsrichter eine Persönlichkeit auf dem Platz ist. Die muss er heute auch noch sein, keine Frage, aber durch den VAR (Video-Schiedsrichterassistent, Anmerkung der Redaktion) geht diese Persönlichkeit meines Erachtens etwas verloren.

Welche Schiedsrichter bringen in Ihren Augen diese Persönlichkeit noch mit?

Man sieht ganz gut, welche Schiedsrichter an der Spitze sind und voll akzeptiert werden. Das sind zumeist die älteren, erfahrenen Unparteiischen wie Felix Brych und Deniz Aytekin – oder auch Manuel Gräfe noch zuletzt. Aber um auf Ihre Ausgangsfrage zurückzukommen: Die Schiedsrichter sind weder besser noch schlechter, aber sie müssen weiter aktiv geschult werden, damit sie ihr Spitzenniveau auf den Platz bringen können.

Funktioniert in Ihren Augen der Videobeweis?

In der Bundesliga gibt es den Videobeweis jetzt seit 2017 – und wir haben immer noch die gleichen Diskussionen. Wäre er ein Produkt in der freien Wirtschaft gewesen, hätte man es wahrscheinlich vom Markt genommen.

Woran krankt es noch am meisten?

Ich glaube, dass die Probleme hausgemacht sind. Die Schiedsrichter sollten viel intensiver mit Profis zusammenarbeiten, weil teilweise das Fußballverständnis fehlt – und so das Auge der Schiedsrichter für gewisse Situationen schärfen. Bei der DFL hat man das ja zuletzt auch schon getestet. Grundsätzlich finde ich aber auch, dass beim VAR weniger oft mehr wäre.

Wie meinen Sie das?

Der Videoassistent spielt zu oft Detektiv. Es wirkt, als ob er mit einer Lupe nach Details sucht und sich dann meldet. Das halte ich für falsch und problematisch. Andererseits habe ich auch Mitleid mit ihm.

Wieso?

Eigentlich, entschuldigen Sie die Wortwahl, ist der Videoassistent ein armes Schwein. Er ist nicht im Stadion, er kriegt die Atmosphäre vor Ort gar nicht mit. Er sieht Situationen teilweise zu spät, dann verlangsamt. Die Bilder im Fernsehen sind nun mal nicht die gleichen wie die in Realgeschwindigkeit auf dem Platz. So etwas wie Absicht oder keine Absicht – das ist kaum zu erkennen. Es ist schade, dass wir nach sieben Jahren immer noch dieselben Probleme haben. Andererseits ist auch klar: Es wird immer Entscheidungen geben, die im Graubereich liegen.

Kommen wir nach Spanien: Vor ein paar Wochen fühlte sich Real Madrid in Valencia um seinen Sieg betrogen, der Schiedsrichter pfiff mitten in eine Flanke ab. Auch generell häuften sich dort zuletzt die kuriosen Entscheidungen. Hat Spanien Schiedsrichter auf internationalem Top-Niveau?

Grundsätzlich ja. Ich lebe in Spanien, schaue viel spanischen Fußball und tatsächlich gab es in letzter Zeit diverse umstrittene Entscheidungen, bei denen der VAR zum Teil etwas komisch eingegriffen oder eben nicht eingegriffen hat. Aber wie ich vorher schon meinte, gibt es die Probleme in der Bundesliga auf ähnliche Art. Die Schiedsrichter und die Schiedsrichterkommission müssen voll professionalisiert sein. Ich habe früher immer gesagt: Die Bundesliga hat 18 Mannschaften und die Schiedsrichter sind das 19. Team. Sie müssen genauso trainiert werden und aufgestellt sein wie ein Profi-Team. Das gilt für Spanien wie für Deutschland.

Am Sonntag findet wieder El Clásico statt. Real gegen Barça gehört zu den hitzigsten Duellen überhaupt. Welche war die schwierigste Partie, die Sie je pfeifen mussten?

Mit die hitzigste Partie war ein WM-Qualifikationsspiel zwischen Argentinien und Brasilien in Buenos Aires. Das war unfassbar intensiv aufgrund der ganzen Historie zwischen den beiden Ländern. Diese Partie hat mich wirklich bis zum Ende gefordert, was aber wunderbar war. Für solche Spiele stehst du doch als Schiedsrichter auf dem Platz. Duelle wie jetzt Real gegen Barça, das Mailänder Derby – das lieben wir Schiedsrichter. Du weißt, dass es extrem hitzig wird. Aber das sind Herausforderungen, die man als Schiedsrichter sucht.

Seit dieser Saison sind Sie bei DAZN als Experte tätig, werden auch den Clásico begleiten. Werden wir Sie auch bei der EM im deutschen TV sehen?

Wie es aussieht, nicht, das ist tatsächlich mal was Neues. Aber mal schauen, vielleicht öffnet sich ja irgendwo wieder eine Tür, da bin ich ganz entspannt.

Pl.MannschaftSp.SUNToreDiff.Pkt.Form
1
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Real Madrid
33266171:22+4984
2
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Barcelona
33227468:39+2973
3
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Girona FC
33225669:40+2971
4
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Atl. Madrid
33204962:39+2364
5
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Bilbao
341710755:33+2261

Zuletzt waren Sie vom ZDF, Ihrem alten Sender, sehr enttäuscht. Der Sender hat Sie durch Manuel Gräfe ersetzt. Eine Klage von Ihnen wurde vom Mainzer Landgericht abgewiesen. Wie ist Ihr aktuelles Verhältnis zum Sender?

Mein Verhältnis zum ZDF ist nach wie vor ein gutes. Ich habe da wunderbare Jahre erlebt und habe mit vielen Mitarbeitern heute noch ein gutes Verhältnis. Dass es einige Zuständige gab, die halt nicht ganz so ehrlich mit mir waren, das steht auf einem anderen Blatt Papier. Aber man muss ja nicht mit allen befreundet sein. Ich schaue nach vorne, das Thema ist von meiner Seite aus abgehakt.

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Seit der Heim-WM 2006 in Deutschland sind Sie einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Würden Sie einem Comeback "Kerner – Meier – Klopp", beispielsweise bei MagentaTV, offen gegenüberstehen?

In dieser Konstellation würde ich sofort etwas machen, egal bei welchem Sender. Die Kombination Kerner – Meier – Klopp – das war etwas ganz Spezielles. Es war unterhaltend, aber gleichzeitig mit Tiefgang.

Spiele

Jürgen Klopp war damals noch Trainer in Mainz.

Ja, und er hat dann bewiesen, dass er nicht nur ein Fernsehexperte ist, sondern ein Weltklasse-Fachmann in seinem Gebiet. Auch Johannes ist für mich nach wie vor einer der besten Moderatoren überhaupt, der es versteht und verstanden hat, seine Mitstreiter in Szene zu setzen.

Halten Sie ein Comeback denn für realistisch?

Das kann ich nicht beurteilen, aber ich wäre jederzeit bereit. Ich glaube, wir alle drei sind offen für ein Comeback. Und wenn nichts draus wird, dann haben wir es erlebt und werden uns immer an diese wunderbare Zeit erinnern.

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