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Kolumne: Russe übernimmt den AS Monaco


Fußball international
Der AS Monaco baut auf Oligarchen-Geld

Von t-online
11.01.2012Lesedauer: 3 Min.
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Von Johnny Giovanni

Die Sache klingt so logisch, dass man sich wundert, warum es so lange gedauert hat. Aber wohin bitteschön passt ein Oligarch besser als in Europas glamouröseste Steueroase? Wohin besser als nach Monaco? Anfang des Jahres übernahm Dimitri Rybolovlev 66 Prozent des lokalen Traditionsvereins, der in der zweiten französischen Liga spielt. Edelfan Prinz Albert durfte dem klammen Klub nicht mehr mit der Staatsschatulle aushelfen, derlei Subventionen sind im Sport neuerdings per Gesetz verboten.

Statt altem Adel also neues Geld. Viel Geld. Die für seinesgleichen einschlägige Forbes-Liste weist Rybolovlev als 93. reichsten Mann des Planeten aus. Geschätztes Vermögen: 9,5 Milliarden Dollar.

Tochter wohnt in 88-Millionen-Dollar-Wohnung

Rybolovlev, 45, hat eine klassische Oligarchen-Karriere absolviert. Er arbeitete zur richtigen Zeit (90er Jahre) am richtigen Thema (Privatisierungen), er war skrupellos genug, um unter Mordverdacht zu geraten (Freispruch wegen Mangels an Beweisen) und er sammelt Statussymbole (Villen, Yachten, Jets, Butler, Picassos, van Goghs) wie andere Briefmarken. Um die Scheidung von seiner Jugendliebe (genervt wegen seiner Affären) zu finanzieren, hat er seine milliardenschweren Anteile am Düngerkonzern Uralkali mittlerweile verkauft. Dennoch gilt er weiterhin als "Düngerkönig". Zuletzt erreichte er weltweite Bekanntschaft, als er seiner Tochter ein Wochenend-Appartment in Manhattan spendierte. Kaufpreis: 69 Millionen Euro. Die über 10.000 Euro pro Quadratmeter bedeuteten Immobilien-Weltrekord.

100 Millionen für neue Spieler

Hinzu kommen weitere 100 Millionen Euro Ausgaben. So viel, das hat Rybolovlev dem Prinzen Albert und dem AS Monaco versprochen, werde er in den nächsten vier Jahren mindestens in den Klub investieren. "Ich bin glühender Fußball-Fan", wurde er zitiert. "Ich lebe lang genug in Monaco, um zu verstehen, dass der AS nicht nur eines der wichtigsten Sportteams des Fürstentums ist, sondern auch eines der wichtigsten Symbole des Fürstentums, seines Stolzes und seiner Traditionen."

Der Absturz des AS Monaco

Mit dem Stolz war das zuletzt allerdings so eine Sache. 2004 stand der siebenmalige französische Meister noch im Champions-League-Finale, doch seitdem passten sich die sportlichen Leistungen immer mehr der notorisch mauen Stimmung im Stade Louis II an. Wenn am Samstag in Frankreichs Ligen zum ersten Mal nach der Winterpause der Ball rollt, starten die Monegassen als Tabellenletzter – der zweiten Liga.

Ein einziges Ligaspiel (gegen den Tabellen-Vorletzten Arles) hat der ehemalige Klub von Arsène Wenger, Thierry Henry oder des auf seine alten Tage noch einmal zurückgekehrten Ludovic Giuly diese Saison gewonnen. Zuletzt demonstrierte die Mannschaft ihren desolaten Zustand beim 3:4 im Pokal in Angers. Ob es wirklich so klug war von Trainer Marco Simone, vor dem Spiel zu erklären: "Wir spielen den französischen Pokal nicht um teilzunehmen, sondern um ihn zu gewinnen"?

Neuer Trainer aus Paris?

Der aktuellen Gerüchteküche zufolge will Rybolovlev den glücklosen Übungsleiter sowieso alsbald ersetzen, und zwar am liebsten durch Antoine Kombouaré. Das allerdings wäre eine hübsche Pointe, denn der ist gerade erst trotz Tabellenführung bei Paris St. Germain gefeuert worden. Auch dort regieren inzwischen edle Spender, allerdings aus Katar; sie fanden Kombouaré nicht glamourös genug und heuerten stattdessen den Italiener Carlo Ancelotti an.

Was den Scheichs nicht mehr reicht, ist für die Russen allemal noch in Ordnung – die Episode illustriert ganz gut die momentanen Machtverhältnisse in der Mäzenaten-Szene. Die wirklichen Player kommen jetzt vom Persischen Golf. Schon in England musste sich Roman Abramowitsch mit Chelsea von Manchester City und Abu Dhabi abhängen lassen. Vor diesem Hintergrund geht es für Rybolovlev in Monaco gewissermaßen auch um die Oligarchen-Ehre.

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