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El Clásico: Barca gegen Real im Zeichen von Neymar und Gareth Bale


Edelbutler und Luxuspraktikant
Neymar gegen Bale: Duell der Vize beim Clásico

Von t-online
Aktualisiert am 26.10.2013Lesedauer: 4 Min.
Gareth Bale und NeymarVergrößern des BildesGareth Bale (li.) und Neymar stehen beim Clásico im Fokus. (Quelle: AFLOSPORT/Gribaudi/Imagephoto/imago-images-bilder)
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Aus Barcelona berichtet Florian Haupt

Gareth Bale kam 25 Minuten vor Schluss. Alles schien angerichtet für einen denkwürdigen Auftritt. Real Madrid lag gegen Juventus Turin mit 2:1 vorn, und die Italiener waren mit einem Mann weniger auf dem Platz. Sie würden alles nach vorn werfen müssen und gleichzeitig immer müder werden, sie würden also viele Räume öffnen. Ideal für das Spiel des walisischen Hochgeschwindigkeitsfußballers.

Bale hatte sich bereits seit Mitte der ersten Halbzeit warmgelaufen, doch einmal auf dem Platz, lief alles an ihm vorbei. Seine Ballkontakte ließen sich an einer Hand abzählen. Bale positionierte sich teils in der Mitte, teils auf dem rechten Flügel, aber wo er auch stand, er harmonierte nicht mit den anderen Kickern in Weiß, die irgendwie immer um ihn herum zu spielen schienen. Am Ende lautete Gareth Bales Arbeitsbilanz: drei Pässe zum Mitspieler, ein Fehlpass, kein Torschuss.

Vor dem Clásico am Samstag beim FC Barcelona bestätigte sich damit der Eindruck seiner Kurzeinsätze zuvor: Der 100-Millionen-Mann ist noch nicht angekommen in Madrid. Und dort wissen sie noch nicht so ganz, was sie mit ihm anfangen sollen.

Bale rechts statt links

Trainer Carlo Ancelotti verstärkte diesen Eindruck in seinem Interview nach dem Spiel. Vermutlich ungewollt. Jedenfalls scheint der Italiener irgendetwas an Bale entdeckt zu haben, was seinen vorherigen Trainern bei Tottenham Hotspur entgangen war. Dort hatte Bale als Linksaußen brilliert und zuletzt auch im Zentrum. Ancelotti sagte nun auf die Frage, ob er Bale auch künftig wie gegen Juventus eher auf rechts einsetzen werde: "Er spielt da gern, und wenn er spielt, wird es dort sein."

Links geht natürlich nicht, dort ist das Terrain von Platzhirsch Cristiano Ronaldo, der seine Statthalterrechte unter anderem durch bereits sieben Tore in drei Champions-League-Spielen untermauert. Was einen dann aber doch zu der Frage bringt, warum ein Klub, der den besten, schnellsten und schussstärksten Linksaußen der Welt hat, sich noch seinen nächstbesten Klon zulegt? Die ganze Sache wirkt irgendwie unausgegoren, und deshalb hat sie Real Madrid bisher mehr geschadet als genutzt.

Nächstes britisches Missverständnis?

Natürlich haben alle recht, die um Geduld bitten für einen Spieler, der wegen des Wirrwarrs um seinen Wechsel keine richtige Saisonvorbereitung hatte und dem dazu auch noch der Rücken zwickte. Und natürlich kann der Spieler selbst nichts für den horrenden Preis, der für ihn aufgerufen wurde. Aber unter dem Strich ist das Albtraumszenario zumindest denkbar, dass sich Gareth Bale zum nächsten britischen Missverständnis in Madrid auswächst nach David Beckham, Michael Owen und Jonathan Woodgate. Nur eben zu einem für 100 Millionen Euro.

Zu einem Missverständnis, wegen dem der angestammte Regisseur Mesut Özil abgegeben wurde (sein Spielertyp fehlt an allen Ecken und Enden) und die Debatte um Sinn und Unsinn der Galáctico-Politik von Präsident Florentino Pérez wieder eröffnet wurde. Immer wieder erinnern Kritiker dieser Tage an die erste Amtszeit des Bauunternehmers, als der Erfolg nur in Ausnahmefällen mit dem Hype mithielt und die Mannschaft weniger nach sportlichen Bedürfnissen zusammengestellt wurde als zur Befriedigung der persönlichen Eitelkeiten des Machthabers.

An dieser Stelle lohnt sich daran zu erinnern, warum Pérez überhaupt für Bale die Klubreserven plünderte. Reals Präsident verspürte die Notwendigkeit, das letzte Wort zu haben, nachdem ihn der FC Barcelona im Ringen um Neymar ausgestochen hatte. Die Katalanen kamen mit 57 Millionen Euro Ablöse davon, und so vorläufig das Transferergebnis nach nur einem Dutzend Spielen ausfallen muss, so eindeutig präsentiert es sich bislang: Barcelona 1, Real Madrid 0.

Neymar begeistert in Barcelona

Wo Bale – noch mal: weniger aus eigener Schuld – in Madrid eher spaltet, hat sich Neymar in Barcelona als einigender Faktor erwiesen. Er bringt dringend benötigte Frische in eine Mannschaft, die manchmal wirkt, als sei sie von sich selbst gelangweilt nach Jahren des Zusammenspiels und der Triumphe. Bei anderen Themen mag es so manche Differenzen geben im Verein zwischen "Rosellistas", den Getreuen von Präsident Sandro Rosell, und "Guardiolistas", den Anhängern von Ex-Trainer Pep Guardiola – aber von Neymar sind alle gleichermaßen hingerissen.

Dabei hatte auch der junge Brasilianer einen langsamen Start; er kam ausgelaugt vom Confederations Cup und begleitet von der Diagnose einer leichten Anämie. Auch Neymar wurde zunächst nur eingewechselt, schoss dann aber rasch das Tor, das Barça gegen Atlético Madrid den Supercup sicherte und verbesserte sich von Partie zu Partie. Seine taktische Rolle auf dem Platz ist auch schon gefunden, er kommt über links und überlässt Lionel Messi die Mitte, er sieht sich mehr als Vorbereiter denn als Vollstrecker, auch wenn er da bislang vielleicht noch zu zurückhaltend ist.

Eine Ehre für den Brasilianer

Neymar ist partout darauf bedacht, nicht als die Diva zu wirken, als die ihn viele zuvor im Verdacht hatten. Und lässt deshalb keine Gelegenheit aus, das Verhältnis zwischen Messi und ihm als eines von Herr und Butler erkennen zu lassen – es sei ihm eine Ehre, dem besten Fußballer der Welt zuzuarbeiten.

Die Elogen auf ihn übernehmen dafür die Medien, die das argentinisch-brasilianische Gespann bereits als infernalisch feiern. Wobei davon beim mäßig überzeugenden Champions-League-Auftritt zuletzt in Mailand (1:1) eher wenig zu sehen war. Beim Clásico am Samstag gibt es vor eigenem Publikum die nächste Chance.

Dann könnte es auch zum direkten Vergleich der Vize-Könige kommen. Ancelotti verriet, dass Bale seine Verletzungen jetzt auskuriert habe und ab sofort für Einsätze von Beginn an in Frage komme. Für alle, dies es mit Real Madrid halten, mag das angesichts seiner jüngsten Darbietung allerdings eher wie eine Drohung klingen: Ob ausgerechnet der Clásico das richtige Szenario ist für das teuerste Praktikum der Welt?

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