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Lionel Messi stellt FC Barcelona vor Rätsel: Was ist los mit ihm?


Kolumne
Was ist los mit Lionel Messi?

Von t-online
Aktualisiert am 06.11.2013Lesedauer: 3 Min.
Wenig Tore, schlechte Ausstrahlung: Diesen Lionel Messi gibt es derzeit in Barcelona zu bestaunen.Vergrößern des BildesWenig Tore, schlechte Ausstrahlung: Diesen Lionel Messi gibt es derzeit in Barcelona zu bestaunen. (Quelle: Migueletz/Cordon Press/imago-images-bilder)
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Aus Barcelona berichtet Florian Haupt

Die Lage ist einigermaßen ernst. Oder warum sollte sich Jorge Messi zu Wort melden? Der Vater des weltbesten Fußballers hat es mit öffentlichen Statements normalerweise genauso wenig wie sein Sohn: Apfel und Stamm, man kennt das ja. Nun aber platzierte der Mann, der den 13-jährigen Lionel einst von Argentinien nach Barcelona begleitete und ihn besser kennt als jeder andere, nun also platzierte Jorge Messi im Radio eine Botschaft an das Fan-Volk: "Sorgt euch nicht, Leo wird wiederkommen."

In diesem Satz liegt auch das Eingeständnis, dass er zuletzt nicht ganz da war. Messi hat nach 47, 53, 73 und 60 Treffern in den vergangenen vier Spielzeiten in dieser Saison wettbewerbsübergreifend zwar schon wieder zwölf Tore geschossen, aber seit Ende September nur noch eines und in den letzten vier Ligaspielen sogar gar keines. Was bei Anderen nicht der Rede wert wäre, sticht bei ihm sofort hervor, insofern ist er derzeit auch ein Opfer seiner Größe. Aber diese definiert ja nicht zuletzt seine eigenen Ansprüche. Dass seine momentane (Mini?-)Krise weder Laune des Schicksals noch Einbildung von Journalisten ist, weiß er selbst am allerbesten.

Negative Gedanken

"Ich bin körperlich noch nicht bei 100 Prozent", schrieb Messi am Wochenende seinen 18 Millionen Followern im asiatischen Social Network Weibo, er bezog sich dabei auf eine Muskelverletzung, die ihn in der ersten Oktoberhälfte außer Kraft gesetzt hatte. Es war bereits seine sechste Blessur ähnlichen Typs im laufenden Kalenderjahr. Und irgendwann strahlt der Körper dann eben auch auf die Psyche aus, wie Jorge Messi nun bestätigte: "Leo ist die vielen Verletzungen nicht gewohnt; vielleicht kommt ihm während des Spiels der eine oder andere negative Gedanke."

Die Offenheit der sonst so verschlossenen Familie Messi überrascht ein wenig. Ein Schelm, wer denkt, dass damit vielleicht nur die Deutungshoheit über andere, bösartigere Interpretationen gewonnen werden soll. Wie etwa der, dass es Messi bei der Sommervorbereitung arg schleifen ließ, oder der, dass viele Barca-Spieler seit dem Abgang des unnachgiebigen Perfektionisten Pep Guardiola gern mal alle Fünfe gerade sein lassen. Oder wie jener, dass er es zumindest in der ersten Saisonhälfte bewusst ein bisschen lockerer angehen lässt – um sich nächsten Sommer in Brasilien mit vollen Kräften den Traum von WM-Sieg erfüllen zu können.

Der Unfehlbare in der Krise?

Barcelonas Zeitungen sind voll von solchen Hypothesen. Die Kolumnisten diskutieren sie genüsslich, ehe sie dann zu dem Schluss kommen, dass es natürlich eine Frechheit sei, Messi überhaupt in Frage zu stellen. Angesichts des redlich erarbeiteten Heldenstatus des Argentiniers will ihn keiner offen angehen. Aber der Unfehlbare in der Krise? Das Thema ist dann einfach doch zu gut, um es zu ignorieren.

Zumal ja jeder weiß, dass Messi seine Flaute schon in der Champions League gegen den AC Milan wieder beenden könnte. Auch im Hinspiel (1:1) traf er, sein einziges Tor seit der Rückkehr von der jüngsten Verletzung.

Wenn es wirklich Grund zur Sorge gibt, dann sowieso weniger wegen der Statistiken als wegen der Ausstrahlung. Selbst in seinen erfolgreichen Spielen wie etwa gegen Ajax Amsterdam, als er dreimal traf, waren immer wieder Phasen dabei, in denen er sich minutenlang vom Geschehen abkoppelte. Beteiligt er sich am Offensivpressing, fällt das sofort auf – eben weil es eine Ausnahme ist. Messis Zurückhaltung auf diesem Gebiet mag angesichts der unzähligen Spiele in den letzten Jahren und seiner überragenden Bedeutung für die Offensive verständlich sein. Aber Pressing funktioniert bekanntlich nur, wenn alle mitmachen – weshalb der FC Barcelona in diesem Bereich längst nicht mehr so innovativ ist wie noch in der Anfangszeit von Guardiola.

Barca emanzipiert sich

Anders als vorige Saison, als Barca gegen die Bayern ohne einen fitten Messi (Hinspiel) bzw. ganz ohne Messi (Rückspiel) in sich zusammenfiel, hat sich die Mannschaft immerhin soweit von ihrem Superstar emanzipiert, dass sie auch andere Wege zum Sieg findet als den über seine Tore. Ein Verdienst vor allem der bisher brillanten Neuverpflichtung Neymar sowie der in ihrem dritten Barca-Jahr erstarkenden Alexis Sánchez und Cesc Fabregas. Dank ihnen sowie der Paraden des formstarken Victor Valdes führt Barcelona die spanische Liga bislang mit 34 von 36 möglichen Punkten an.

Wenn es im Frühjahr ernst wird, wenn es unter anderem gegen Guardiolas Bayern um den Champions-League-Sieg geht, dann wird das Ensemble trotzdem wieder den alten Messi brauchen. Aber bis dahin ist ja noch eine Menge Zeit. Fürs erste können sich die Fans mit der Erkenntnis trösten, dass Messi auf seine missliche Situation und die Elogen für den Kollegen Neymar ohne Eifersucht und schlechte Laune reagiert.

Nach so vielen Jahren der einsamen Klasse ist er vielleicht sogar ganz froh darüber.

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