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Alexander Merkel: Vom Unbekannten zum Supertalent und zurück


Alexander Merkel
Vom Unbekannten zum Supertalent und zurück

Von t-online
26.01.2014Lesedauer: 4 Min.
Auch beim FC Genua konnte sich Alexander Merkel nicht durchsetzen.Vergrößern des BildesAuch beim FC Genua konnte sich Alexander Merkel nicht durchsetzen. (Quelle: imago/AFLOSPORT)
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Von Marc L. Merten

Mit 18 Jahren wurde er mit dem AC Mailand italienischer Meister. Er spielte neben Stars wie Zlatan Ibrahimovic, Robinho oder Thiago Silva, lief in der Champions League auf und galt als deutsches Supertalent. Heute ist Alexander Merkel in den Niederungen der zweiten englischen Liga verschwunden. Die Frage, für welche Nationalmannschaft der Deutsch-Kasache russischer Eltern später mal auflaufen wolle, ist ihm schon länger nicht mehr gestellt worden. Was ist schief gelaufen in der immer noch so jungen Karriere des heute 21-Jährigen?

An Silvester hatte Merkel seinen Wechsel von Udinese Calcio zum FC Watford selbst verkündet. Auf Twitter postete er ein Foto von sich bei der Unterschrift des Leihvertrages, der ihn bis Sommer 2014 an den Londoner Vorortsklub bindet. "Ich bin froh, Teil des FC Watford zu sein", schrieb er. Froh? Sicher, nach Monaten der Enttäuschung in Udine war das wohl die Wahrheit. Doch ursprünglich dürften die Hornets keine große Rolle in Merkels Karriereplanung gespielt haben.

Sportlich nichts als Enttäuschung

Wer als Teenager für die Rossoneri in der Königsklasse debütiert, für den ist es eine herbe Enttäuschung, zweieinhalb Jahre später auf gerade einmal 29 weitere Pflichtspiel-Einsätze im Profifußball zurückzublicken. Merkels Traum war es, sich in Mailand "dauerhaft durchzusetzen". Stattdessen wurde er erst an den FC Genua abgegeben, dann zurückgeholt, wieder abgegeben und schließlich von Genua nach Udine transferiert. Mehr als eine gute Halbserie in Genua, die ihm die zwischenzeitliche Rückkehr nach Mailand ermöglichte, sprang aber nicht bei raus.

Eine Verletzung bescherte ihm beim AC das endgültige Aus, in Genua wurde er nicht mehr glücklich und in Udine fand er menschlich wohl viel, sportlich hingegen nichts als Enttäuschung.

Merkel wusste schon zu Beginn der laufenden Saison, dass seine Zeit im Friaul abgelaufen war. "Der Trainer setzt nicht auf mich", stellte er schon nach der Saisonvorbereitung fest.

Seine Befürchtungen bewahrheiteten sich. Merkel kam kein einziges Mal zum Einsatz. "Ich bin fit, ich bin jung, ich will spielen", verkündete er daraufhin und begann mit der Vereinssuche. Merkel führte Gespräche mit deutschen und russischen Klubs. Doch es kam anders.

"Es war zu 100 Prozent meine eigene Entscheidung"

Dazu sei gesagt, dass die Klubs aus Udine und Watford ein und demselben Mann gehören. Der italienische Unternehmer Giampaolo Pozzo hat schon diverse Spieler in den letzten Jahren zwischen beiden Klubs hin- und hergeschoben. "Ich hatte auch Anfragen aus der ersten und zweiten Bundesliga. Aber wegen der Kooperation zwischen Udinese und Watford lag es nahe, diesen Schritt zu gehen", kommentierte der 21-Jährige den Transfer.

Nahe liegend ja, aber auch sinnhaft? War es überhaupt seine eigene Entscheidung oder wurde er nur bequem abgeschoben?

"Udineses Präsident hat im Dezember mit mir gesprochen und gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, nach Watford zu wechseln", erklärte Merkel das Zustandekommen des Transfers. "Ich sagte ihm, dass ich wechseln wolle. Mich hat ein anderes Land gereizt. Ich wollte einen Neuanfang."

Fast sechs Jahre hatte er in Italien gelebt, nachdem er mit 16 Jahren vom VfB Stuttgart in die Jugend des AC Mailand gewechselt war. "Es war immer mein Wunsch in England zu spielen. Jeder Fußballer will das, deshalb bin ich froh, hier zu sein. Es war zu 100 Prozent meine eigene Entscheidung."

Merkels Debüt wird zum Desaster

Nun also Watford, ein Klub, der letzte Saison den Aufstieg in die Premier League nur knapp verpasste, diese Spielzeit hingegen in den Niederungen der Football League Championship herumdümpelt. 18 von 27 Spielern stehen erst seit dieser Saison unter Vertrag, die Fluktuation im Kader ist enorm. Auch mit Merkel wird es das Team schwer haben, die Playoffs um die Aufstiegsspiele zu erreichen.

Das erste Spiel für seinen neuen Klub endete bereits im Desaster. Gegen den FC Reading (0:1) stand Merkel zwar in der Startelf, flog in der Nachspielzeit aber nach einem rüden Tackling mit Rot vom Platz.

"Natürlich habe ich mir mein Debüt anders vorgestellt", entschuldigte er sich nach dem Spiel auf Facebook. "Ich war einfach unheimlich motiviert und wollte meine Sache besonders gut machen. Aber nach sieben Monaten ohne echte Spielpraxis hakt es in der einen oder anderen Situation vielleicht noch ein bisschen."

"Nicht das Gefühl, dass meine Entwicklung schlecht ist"

Diese Spielpraxis, das gilt allerdings als sicher, dürfte er trotz seines unglücklichen Einstands nach Ablauf seiner Sperre erhalten. Seine Qualitäten, die sein ehemaliger AC-Trainer Massimiliano Allegri einst als "gute Grundtechnik, feine Passtechnik und ein gutes Gefühl für die Position" beschrieb, stecken noch immer in ihm und werden den Hornets ebenso helfen wie die Erfahrung, über die der junge Deutsche bereits verfügt. Er mag in den letzten Jahren zwar kaum gespielt haben, doch die Zeit beim AC Mailand hat ihn geprägt.

"Nach Mailand zu wechseln, war der erste Schritt meiner Karriere. Es war ein riesiger, weil ich neben großen Stars spielen durfte. Von diesen Spielern habe ich jeden Tag gelernt", sagte er kürzlich. Jetzt mag er sich als Zwischenstation die zweite englische Liga ausgesucht haben. Doch Merkel sagte bereits wenige Tage vor der offiziellen Verkündung seines Wechsels: "Das klingt jetzt vielleicht komisch, aber ich habe nicht das Gefühl, dass meine Entwicklung schlecht ist."

Jetzt kann er wieder spielen und das zeigen, was ihn schon einmal, vor drei Jahren, für die Top-Klubs der Welt interessant gemacht hat. Und vielleicht fragt ihn nach seiner Zeit in Watford ja wieder jemand, ob er künftig für Deutschland, Kasachstan oder Russland auflaufen will.

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