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Jürgen Klopp: Warum er mit dem FC Liverpool englischer Meister werden kann


England-Experte Rösler im Interview
Diesen Spieler braucht Klopp im Titelkampf

t-online, David-Emanuel Digili

Aktualisiert am 11.08.2017Lesedauer: 5 Min.
Jürgen Klopp und der FC Liverpool sind für Uwe Rösler Top-Kandidaten auf den Premier-League-Titel.Vergrößern des BildesJürgen Klopp und der FC Liverpool sind für Uwe Rösler Top-Kandidaten auf den Premier-League-Titel. (Quelle: imago-images-bilder)
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240 Millionen Euro hat Manchester City in diesem Sommer ausgegeben. Das Ziel für die Mannschaft von Pep Guardiola ist klar: Titel sollen wieder her

Kaum jemand kennt City so gut wie Rösler. Der 48-Jährige kam 1994 vom 1. FC Nürnberg zu den "Citizens" – und wurde zur deutschen Klublegende. Bis 1998 absolvierte der frühere DDR-Nationalspieler 153 Partien, erzielte dabei 50 Tore. Noch heute ist Rösler bei den City-Fans bekannt, geschätzt und geliebt.

Heute startet die Premier League in die Saison 2017/18: Arsenal empfängt Leicester City (ab 20:30 Uhr im Live-Ticker bei t-online.de). In Teil 2 des Interviews mit t-online.de spricht Rösler über das Erfolgsgeheimnis von Antonio Conte bei Chelsea, die extreme Belastung für die Premier-League-Stars – und die Chancen von Jürgen Klopp mit dem FC Liverpool.

t-online.de: Hat Pep Guardiola die Premier League zu Beginn unterschätzt?

Uwe Rösler (48): Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich kann nur von außen sagen: Guardiola hat Erfahrungen gesammelt über die zwölf Monate – gute und schlechte. Genau übrigens wie Jürgen Klopp in Liverpool oder David Wagner bei Huddersfield Town. Für einen Trainer ist es unglaublich schwer, nach England zu kommen und sofort das zu schaffen, was Antonio Conte bei Chelsea geschafft hat. Was Conte erreicht hat in nur einem Jahr, das ist einzigartig.

Uwe Rösler spielte für Dynamo Dresden, Kaiserslautern und Nürnberg insgesamt 96 Mal in der Bundesliga, erzielte dabei zwölf Tore. In Manchester verbrachte der Angreifer viereinhalb Jahre, ging nach dem Abstieg 1996 mit in die 2. Liga. Weitere Stationen: Tennis Borussia Berlin (99/00), Southampton (00-02), West Brom und Unterhaching (2002), Lilleström (Norwegen, (02/03). Seit 2004 arbeitet Rösler als Trainer, betreut seit 2016 den Drittligisten Fleetwood Town. 2009 wurde der Torjäger in die Hall of Fame der Citizens aufgenommen.

Was macht Conte besser als seine Kollegen?

Conte hatte eine klare Auffassung. Er hat einen Kader übernommen, der sich nach einem Jahr unter Jose Mourinho neu beweisen musste. Seine Philosophie mit der Dreierkette hat im Saisonverlauf der Mannschaft einen unheimlichen Schub gegeben. Nur ganz wenige Mannschaften in England hatten bis dahin mit einer Dreierkette gespielt. Das war ein Vorteil, weil sich die Gegner erst darauf einstellen mussten. Und natürlich der Faktor, dass er nicht international spielen musste. All diese Voraussetzungen hat er hervorragend genutzt.

Aber auch Conte hatte mit Hürden zu kämpfen.

Wie er beispielsweise mit John Terry umgegangen ist, mit der ganzen Situation, das war nicht einfach. Einen John Terry auf die Bank zu setzen, daran wären viele Trainer in England gescheitert. Er aber nicht. Conte hat das sehr gut gemanagt. Insgesamt war es eine tolle Leistung.

Chelsea ist der Titelverteidiger, die anderen großen Klubs haben viel investiert. Wer ist Ihr Favorit auf den Premier-League-Titel 2018?

In Deutschland oder in Spanien kann man sagen, wer der Meisterfavorit ist, ohne groß nachzudenken. Ich lebe schon viele Jahre in England und kann auch aus der Erfahrung sagen: Hier ist es enorm schwer, sich auf einen Favoriten festzulegen. Allein schon die Verhältnisse. Wenn ich nur an Everton denke. Geht der Deal mit Gylfi Sigurdsson durch, haben die fast 200 Millionen ausgegeben. Es sind also nicht nur City, Chelsea, Liverpool, Tottenham, Arsenal. Es kommen immer wieder neue Vereine dazu.

Und Liverpool ist wieder dabei…

Liverpool hat eine sehr gute Vorbereitung gespielt, dort beschäftigt noch die Frage: Bleibt Coutinho oder geht er? Das ist überaus wichtig. Dann wollen sie noch Virgil van Dijk vom FC Southampton holen, das wäre eine Riesensache. Wenn die van-Dijk-Verpflichtung klappt, ist Liverpool für mich ein ganz großer Kandidat auf den Titel. Es sind aber auch noch zweieinhalb Wochen Zeit, es kann noch viel passieren auf dem Transfermarkt.

Was kann Jürgen Klopp mit den Reds erreichen?

Klopp hat eine unheimliche Euphorie entfacht, hat die Mannschaft weiterentwickelt – und das ist immer das Zeichen für einen guten Trainer. Er muss Coutinho unbedingt halten. Es ist schade, dass sich Adam Lallana verletzt hat und zwei Monate ausfällt. Liverpool muss noch ein, zwei Spieler holen. Sie haben sich auch bereits sehr gut in der Offensive verstärkt mit Mohamed Salah und Domenic Solanke, an dem sie sehr viel Freude haben werden. Ich glaube schon, dass sie ein gewaltiges Wörtchen um den Titel mitreden können.

Trotz erhöhter Belastung…

Man muss abwarten, wie Liverpool damit umgeht, wenn sie in die Champions League kommen sollten. Das ist eine Mehrfachbelastung, die sie so im letzten Jahr nicht hatten, genau wie Chelsea.

Eben diese Mehrfachbelastung gerade mit den vielen Pokalwettbewerben in England ist ja ein deutlicher Nachteil…

Natürlich! Und das macht sich immer erst im März oder April eines Jahres bemerkbar, wenn es in die entscheidende Phase der Saison geht. Deutsche, italienische, spanische Vereine haben zwischendurch immer wieder mal Pausen. In England geht es nonstop durch. Die englischen Vereine können keine Spieler schonen. In Spanien gehst Du nach Levante und schonst dann einfach mal acht Spieler. Wenn du in England zu Stoke City oder nach Bournemouth fährst, kannst du dir das nicht leisten. Physisch und mental ist das unheimlich hart.

Was gibt es für einen Ausweg?

Man müsste einfach die Pokalwettbewerbe in England reformieren – den FA Cup und den League Cup. Die Wiederholungsspiele im FA Cup müssten abgeschafft werden. Und eine kurze Winterpause im Januar einführen. Spiele zu Weihnachten am „Boxing Day“ haben Tradition, daran kann man nicht rütteln. Auch die Freundschaftsspiele der Nationalmannschaften könnten begrenzt werden. Es ist einfach unglaublich, was Spielern auf diesem Niveau zugemutet wird.

Umso spannender wird es sein, wie Liverpool und Chelsea die Belastung meistern. Um die Blues war es vergleichsweise still…

Die haben erst zwei Hochkaräter auf dem Transfermarkt geholt, dafür viele Spieler verloren und im Moment eine sehr dünne Spielerdecke. Eden Hazard ist immer noch verletzt. Conte ist unglücklich, dass er bisher nicht noch mehr Spieler bekommen hat. Letztes Jahr sind sie mit 13, 14 Spielern durchgekommen und haben die Meisterschaft gewonnen, das wird ihnen in diesem Jahr nicht wieder gelingen. Manchester United sehe ich dieses Jahr übrigens ganz stark.

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Das müssen Sie erklären.

Mourinho hat die Mannschaft sehr gut verstärkt und schon im letzten Jahr zwei Titel geholt. Man kann ihn lieben oder auch nicht, aber die Fakten sprechen für Mourinho. Mit großer Sicherheit wird United wieder oben mit dabei sein. Auch Arsenal wird in diesem Jahr wieder besser sein als im letzten. Sie haben Alexandre Lacazette geholt, Sanchez und Özil gehalten. Wenn ich mich also festlegen sollte, dann würde ich sagen, dass es auf Manchester City oder Manchester United hinausläuft. Ich hoffe natürlich, dass es City wird. (lacht)

Zum Schluss ergänzen Sie bitte folgende Sätze:

Die Tabellenspitze wird am Saisonende so aussehen:

Manchester City, Manchester United, Liverpool und Arsenal.

Meine Top-5-Spieler der Premier League sind:

David Silva, Kevin de Bruyne, Eden Hazard, Coutinho und Romelu Lukaku.

Jürgen Klopps größter Vorteil in Liverpool ist:

Dass er ein eingespieltes Team hat und eine super Atmosphäre im Verein und drumherum kreiert.

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