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Thomas Tuchel beim FC Chelsea: Passt der Trainer zu der "Blues"-Chefin?


Deutscher Trainer übernimmt
Milliardendeals und Bayern-Schreck: Passt Tuchel zur Chelsea-Chefin?


Aktualisiert am 27.01.2021Lesedauer: 5 Min.
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Chelsea-Direktorin Marina Granovskaia und Thomas Tuchel: Können die beiden miteinander?Vergrößern des Bildes
Chelsea-Direktorin Marina Granovskaia und Thomas Tuchel: Können die beiden miteinander? (Quelle: Collage: t-online/Sportimage/Prime Media Images/imago-images-bilder)

Thomas Tuchel und Vereinsbosse – der deutsche Star-Trainer hat da eine durchaus turbulente Geschichte. Beim FC Chelsea könnte das nun anders werden. Die "Blues" werden von einer Frau geleitet, an der bereits der FC Bayern gescheitert ist.

"Er gibt alles für diesen Klub. Er gibt alles für diese Mannschaft, von der ersten bis zur letzten Minute", schwärmte Arjen Robben in der "Players Tribune" von seinem früheren Teamkollegen John Terry, mit dem er zwischen 2004 und 2007 beim FC Chelsea zusammenspielte.

Verteidigerikone Terry führte die "Blues" in großen Zeiten, gewann 2012 mit den Londonern die Champions League, 2013 die Europa League, dazu vier Mal die englische Meisterschaft und vier Mal den englischen Pokal. 712 Pflichtspiele absolvierte Terry für Chelsea, dem er sich 1995 mit 14 Jahren anschloss und bis 2017 treu blieb.

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Und dieses Denkmal saß eines Tages plötzlich bei Vertragsverhandlungen und bekam die Pistole auf die Brust gesetzt. "Take it or fucking leave it" soll ihm gesagt worden sein. Ihm, dem Denkmal dieses Klubs. Terry habe dem Vernehmen nach Änderungen an den Vertragskonditionen vornehmen wollen – aber nach diesem unmissverständlichen Hinweis sofort unterschrieben.

Thomas Tuchel ist gewarnt

Auch wenn Terry später entsprechende Berichte vehement dementiert haben soll – sie sagen viel über seine Verhandlungspartnerin aus. Denn Marina Granovskaia ist seit Jahren die Macherin im Hintergrund des FC Chelsea, geschätzt wie gefürchtet als knallharte Geschäftsfrau, als "Iron Lady" mit Durchsetzungsvermögen.

Thomas Tuchel ist also gewarnt. Der deutsche Erfolgstrainer, der am Dienstagabend als neuer Coach der Londoner vorgestellt wurde, hatte in der Vergangenheit nicht immer das beste Verhältnis zu den Führungsetagen seiner Klubs.

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Zur Erinnerung:

FSV Mainz 05 (2009-2014): Tuchel wird nach einem Jahr als Trainer der U19 zum Chefcoach der Profis befördert. Im ersten Jahr führt er die Mannschaft auf Platz neun, schafft 2011 mit Platz fünf sogar sensationell die Qualifikation für die Europa League. Er entdeckt und fördert unter anderem Angreifer André Schürrle, der es bis in die Nationalmannschaft schafft und 2014 in Brasilien mit der DFB-Elf den WM-Titel feiert.

Doch die erfolgreiche Zeit bei den Rheinhessen endet im Eklat: Tuchel verlässt den Klub völlig überraschend direkt nach Ende der Saison 2013/14, obwohl sein Vertrag noch ein Jahr läuft, um ein Jahr Auszeit zu nehmen. Der langjährige FSV-Präsident Harald Strutz erklärt noch Jahre später: "Wie das damals abgelaufen ist, war nicht okay", sagte Strutz Ende 2015 zu Sport1. Tuchel habe den Klub im Stich gelassen. "Es wurden Spieler verpflichtet, die davon ausgegangen waren, dass Tuchel bei uns bleibt. Er hätte mit uns und den Fans anders umgehen müssen."

Borussia Dortmund (2015-2017): Tuchel holt mit dem BVB den DFB-Pokal 2017, erreicht ein Jahr zuvor schon das Finale, schafft die direkte Qualifikation für die Champions League. Trotzdem beenden Trainer und Klub die Zusammenarbeit vorzeitig – am Ende gibt es zu viele Differenzen mit BVB-Geschäftsführer Watzke. Auch das Verhältnis zu einzelnen Spielern soll angespannt gewesen sein. Mit dem damaligen Chefscout Sven Mislintat überwirft sich Tuchel früh, als ein schon als sicher geltender Transfer platzt. Eine Auseinandersetzung um die – für Tuchel zu schnelle – Neuansetzung des durch das Bombenattentat auf den BVB-Mannschaftsbus abgesagten Champions-League-Spiels gegen die AS Monaco im April 2017 zerstört das Vertrauensverhältnis zu Watzke endgültig.

Dann äußern auch noch die Führungsspieler Marco Reus und Marcel Schmelzer offen Unverständnis für die Nicht-Nominierung von Teamkollege Nuri Sahin, der im Pokalfinale gegen Frankfurt trotz Verletzungssorgen im Kader nicht spielte. "Ich habe mich darüber gewundert. Nuri war eigentlich gut drauf", sagte Reus nach der Partie. Dass der BVB das Endspiel übrigens mit 2:1 gewinnt, geht dabei fast komplett unter. Drei Tage später gibt Dortmund die Trennung vom Trainer bekannt.

PSG (2018-2020): Zwei Mal französischer Meister, ein Mal Pokalsieger, Champions-League-Finalist – für die Führungsetage der ambitionierten Pariser nicht genug. Tuchel scheitert – sowohl an der überzogenen Erwartungshaltung der Klubchefs als auch am Konflikt mit Sportdirektor Leonardo, mit dem er in inniger Abneigung vereint ist. Mit dem Brasilianer liegt er nicht nur, aber vor allem wegen der Transferpolitik über Kreuz, dazu gibt es Kritik am zuletzt wenig glanzvollen Spielstil der Mannschaft, die immerhin mit begnadeten Kickern wie Neymar, Kylian Mbappé oder Angel Di Maria gespickt ist, aber zuletzt mehr Arbeitssiege als Galas einfährt.

Als Paris zum Jahresende nur noch auf Platz drei der Ligue 1 steht, zieht Leonardo die Reißleine. Dass es zwischen Trainer und Spielern dagegen passte, unterstrich Mbappé, der sich mit einem emotionalen Post bei Tuchel bedankte. "Das ist leider das Gesetz des Fußballs. Aber niemand wird Ihre Amtszeit hier vergessen. Sie haben ein schönes Kapitel in der Vereinsgeschichte geschrieben, und ich möchte mich bei Ihnen bedanken, Coach."

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Dankbarkeit von Granovskaia sollte Tuchel bei Chelsea indes nicht erwarten. Die 45-Jährige stieg Ende der 90er als Assistentin von Konzernchef Roman Abramovich beim russischen Ölriesen Sibneft, dem heutigen Gazprom, ein. Als Abramovich 2003 den FC Chelsea übernahm, folgte sie ihm nach London, übernahm immer mehr Aufgaben im Hintergrund des Klubs.

Seit 2014 sitzt sie als Direktorin im Vorstand – und gilt nicht umsonst als "mächtigste Frau des Fußballs". Nicht nur, weil sie 2016 einen Milliardendeal mit Sportartikelhersteller Nike einfädelte, der dem Verein über 15 Jahre jede Saison rund 66 Millionen Euro einbringt. Sondern auch, weil sie 2018 Startrainer Antonio Conte abservierte – der Italiener hatte sich wiederholt lautstark über Chelseas Transferpolitik beklagt. Zu unnachgiebig, zu fordernd sei Granovskaia in Verhandlungen. Conte musste im selben Sommer gehen, zuvor sollen er und Granovskaia nur noch über Mittelsmann und Co-Trainer Carlo Cudicini miteinander kommuniziert haben.

Den FC Bayern entnervte sie, als sie in den langwierigen Verhandlungen um einen Transfer vom Münchner Wunschspieler Callum Hudson-Odoi noch Klauseln einbauen wollte, unter anderem eine Strafzahlung, sollte Hudson-Odoi nicht auf genug Einsatzzeit kommen, und eine Kaufverpflichtung über knapp 80 Millionen Euro. Schon 2019 lockte sie Dortmunds Christian Pulisic für 64 Millionen nach London. Vor dem Transfer von Nationalspieler Kai Havertz soll Granovskaia ein detailliertes Dossier über Bayer Leverkusen angelegt und über Kontakte versucht haben, "Schwächen" in der Bayer-Klubführung bei den Verhandlungen auszunutzen – was Chelsea vehement dementiert hat.

Den Wechsel von RB Leipzigs Timo Werner nach London beschrieb Chelsea-Berater und Ex-Torwart Petr Cech so: "Ich würde gerne sagen, dass ich daran beteiligt war, aber in unserem Klub gibt es nur eine Person, die dafür sorgt, dass Dinge über die Bühne gehen, und das ist Marina."

Und wenn Thomas Tuchel Petr Cech nicht glaubt, könnte er ja immer noch bei John Terry nachfragen.

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