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FC Barcelona: Im Fall Lionel Messi ist etwas faul


Barcelona gegen die Liga
Es ist etwas faul im Fall Messi

Von Benjamin Zurmühl

Aktualisiert am 06.08.2021Lesedauer: 5 Min.
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Lionel Messi: Der Argentinier hat offenbar selbst nicht damit gerechnet, nicht zu Barcelona zurückzukehren.Vergrößern des Bildes
Lionel Messi: Der Argentinier hat offenbar selbst nicht damit gerechnet, nicht zu Barcelona zurückzukehren. (Quelle: Shutterstock/imago-images-bilder)

Die Nachricht vom Abschied Lionel Messis aus Barcelona löste ein Beben aus – und viele Fragen. Denn in den Stunden danach gab es einige Ungereimtheiten, die für Spekulationen sorgen.

Mit dem Gedanken, Lionel Messi nicht mehr in Blau und Rot zu sehen, mussten sich die Fans des FC Barcelona schon einmal abfinden. Denn im Sommer 2020 stellte der Argentinier klar: Ich will weg. Das Verhältnis zu Klubpräsident Josep Bartomeu war so zerrüttet, dass Messi mit öffentlichem Druck einen Wechsel erzwingen wollte. Manchester City stand als Abnehmer bereit.

Doch Bartomeu blieb hartnäckig und gab Messi nicht ab. Wenige Monate später trat der Präsident zurück. Sein Nachfolger, Joan Laporta, ist ein Freund des Superstars aus der gemeinsamen Erfolgszeit zwischen 2003 und 2010. Laporta schaffte es, Messi im letzten Sommer zum Bleiben zu bewegen. In den vergangenen Wochen lief dann alles darauf hinaus, dass der 34-Jährige einen neuen Vertrag in Barcelona unterschreiben würde, denn sein aktueller lief im Juni 2021 aus.

Doch es gab ein Problem: die finanzielle Lage der "Blaugrana". Denn mit über 1,1 Milliarden Euro Schulden steckt Barça in einer echten Misere. Am Freitag sagte ein konsternierter Laporta auf einer Pressekonferenz zum Messi-Aus: "Die Gehaltsausgaben betragen 110 Prozent des gesamten Einkommen des Klubs. Die Zahlen sind deutlich schlechter, als wir sie zunächst erwartet haben." Ein klarer Seitenhieb an das Missmanagement Vorgänger Bartomeu. Trotzdem wollte der Verein alles dafür tun, Messi in Barcelona zu halten.

Doch "La Liga"-Chef Javier Tebas stellte klar, der Klub müsse erst rund 200 Millionen Euro einsparen, bevor er irgendwie in puncto Kaderentwicklung tätig werden könne. Barcelona wurde auf dem Markt aktiv – oder eher – wollte es werden. Denn viele Transfers tätigte der Klub nicht. Es gingen lediglich Bankspieler wie Junior Firpo oder Jean-Clair Todibo weg. Die Topverdiener wurde Barcelona nicht los. Miralem Pjanic, Samuel Umtiti oder Antoine Griezmann zum Beispiel hätten alle gehen dürfen. Doch Verhandlungen mit anderen Klubs scheiterten bis zuletzt.

Und auch, wenn Messi Medienberichten zufolge bereit gewesen sein soll, 50 Prozent weniger Gehalt zu verdienen, reichte das nicht für einen neuen Vertrag. Denn das Salär des Argentiniers lag zuvor bei rund 138 Millionen Euro jährlich. Die neue Summe wäre immer noch entsprechend hoch gewesen. Trotzdem galt es nur als eine Frage der Zeit, bis Barça irgendwie einen Weg finden würde, um den Deal über die Bühne zu bringen. Gut informierte Medien aus dem Umfeld der Katalanen meldeten noch am Mittwoch, die Verlängerung sei Formsache. Zudem sah kein anderer Klub eine realistische Chance, Messi zu verpflichten. Denn mit Kun Agüero hatte Barcelona in diesem Sommer seinen besten Freund unter Vertrag genommen.

Ein umstrittener Deal

Während aber im Fall Messi trotz der Geldprobleme alles unter Dach und Fach zu sein schien, gab es am Mittwoch an anderer Stelle eine rasante Entwicklung. Der Finanzinvestor CVC bot den Klubs von "La Liga" 2,7 Milliarden Euro für zehn Prozent der Anteile an der Liga-Vermarktung. Es war ein Projekt der "La Liga" selbst, die damit Medienberichten zufolge der Premier League binnen sechs oder sieben Jahren den Rang ablaufen wollte. Die Finanzspritze sollte auf die Klubs aufgeteilt und in Infrastruktur, Schuldentilgung und Kaderplanung fließen.

Zwölf Vereine seien wohl dafür gewesen und hätten dem Projekt zugestimmt. Real Madrid und der FC Barcelona zählten nicht dazu. Dabei dachten einige Fans und Journalisten zuerst, der Deal sei doch ganz im Sinne der Katalanen, die nun Einnahmen verzeichnen könnten, die im Fall Messi helfen würden. Wie sich herausstellte, war diese Interpretation falsch.

Denn einen Tag später, am Donnerstag, platzte die Vertragsverlängerung plötzlich. Eine Pressemitteilung des FC Barcelona am Abend verriet: Messi werde den Verein verlassen. Doch die Mitteilung war keine Trauerbekundung, sie war ein Angriff auf die Liga: "Obwohl der FC Barcelona und Lionel Messi eine Einigung geschlossen hatten und es die Absicht beider Parteien war, am heutigen Tag einen neuen Vertrag zu unterschreiben, kann dies aufgrund finanzieller und struktureller Hindernisse durch die spanische Fußballliga nicht geschehen."

Kurzfassung: Nicht der FC Barcelona mit seiner finanziellen Schieflage ist schuld am geplatzten Deal, es ist die Liga. Einen Tag, nachdem die Liga also ein Projekt auf die Zielgerade bringen wollte, teilt Barcelona mit, der Klub könne seinen besten Spieler nicht halten. Eine Nachricht, die vorher nirgends durchsickerte und damit fast schon spontan wirkte. So gibt es laut spanischen Medien und Berichten von "The Athletic" im Umfeld des Klubs einige Stimmen, die am tatsächlichen Abgang Messis zweifeln. Auch wenn Laporta am Freitag betonte, der Abschied sei endgültig.

Messi wusste von nichts

Es scheint so, als wolle Barça die Liga unter Druck setzen. Denn klar ist: Den CVC-Deal mit der Summe kann sich der Verband ohne Zugpferd Messi abschminken. Das Ziel, die Premier League zu überholen, wäre geplatzt. Um das zu untermauern, schickte Barcelona wenige Stunden nach der Mitteilung zu Messis Aus noch eine weitere Pressemitteilung raus, in der man erneut die Liga attackierte und den Deal als "unangemessen" betitelte. Unterstützung gab es von Real Madrid, das eine ähnliche Mitteilung raussendete. Denn klar ist: Ein Verlust Messis hätte für die gesamte Liga negative wirtschaftliche Folgen – und zwar auch für Real Madrid.

Am Freitag sagte Barça-Präsident Laporta auf der Pressekonferenz: "Wir dachten, dass der Vertrag den Kriterien von LaLiga entspricht, in anderen Ländern funktioniert so etwas, aber hier wurde er nicht akzeptiert."

Eine weitere Ungereimtheit ist die nicht vorhandene Reaktionen von Messis Mitspielern. Während der FC Barcelona fleißig Videos und Bilder aus Messis Ära in Katalonien postete und so öffentlich wie möglich um ihn trauerte, hüllten sich die Stars in Schweigen. Am Freitagmorgen waren die Social-Media-Kanäle von Messis Teamkollegen stumm. Kein Post von Gerard Piqué, Sergio Busquets oder Antoine Griezmann. Auch Messi selbst schweigt. Laut "Mundo Deportivo" sei der 34-Jährige selbst schockiert gewesen von der Nachricht. Gewusst habe er nichts. Laut "As"-Reporter Santi Giménez schrieb Messi am Mittwoch noch eine Nachricht an Kun Agüero, er freue sich auf das Training am Freitag.

Giménez' Fazit: "Ich glaube nicht, dass Messis Weggang von Barça einfach mit einer zwölfzeiligen Erklärung abgetan werden kann, in der der Verein mit dem Finger auf La Liga und Javier Tebas zeigt, die die einzigen Hindernisse sind, die den besten Spieler der Welt daran hindern, in Spanien zu bleiben."

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