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DFB-Elf nach Länderspiel in EM-Euphorie: Thomas Müller hat es begriffen


Worauf es beim DFB wirklich ankommt
Thomas Müller hat es begriffen

MeinungVon Benjamin Zurmühl

13.09.2023Lesedauer: 3 Min.
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Thomas Müller: Der deutsche Nationalspieler weiß, wie die deutsche Mannschaft Euphorie erzeugen kann.Vergrößern des Bildes
Thomas Müller: Der Nationalspieler weiß, wie die deutsche Mannschaft Euphorie erzeugen kann. (Quelle: IMAGO/Sebastian Räppold/Matthias Koch)

Deutschland schlägt Frankreich und plötzlich gibt es einen Funken EM-Euphorie. Ist es tatsächlich so leicht? Thomas Müller sagt: Ja.

Aus Dortmund berichtet Benjamin Zurmühl

In Wolfsburg nach dem 1:4 gegen Japan hatte Thomas Müller seine Dankesrunde bei den Fans noch allein durch das Stadion gezogen. In Dortmund, drei Tage später, war er nach dem 2:1-Sieg gegen Frankreich in Begleitung der ganzen Mannschaft. Zwischen den beiden Spielen war viel passiert. Hansi Flick musste als Bundestrainer gehen, Rudi Völler übernahm mithilfe von Hannes Wolf und Sandro Wagner aus dem Trainerteam der U20, und im Hintergrund starteten schon die Spekulationen, wer denn zukünftig an der Seitenlinie stehen würde.

Für viele Fans im Dortmunder Signal Iduna Park war die Frage nach dem idealen Bundestrainer schon kurz nach dem Anpfiff beantwortet. Nachdem Thomas Müller in der vierten Minute nach einem Pass von Benjamin Henrichs Deutschland gegen Frankreich in Führung gebracht hatte, schallten "Rudi Völler"-Gesänge durch das Stadion. Auch im späteren Spielverlauf wurde das altbekannte "Es gibt nur ein' Rudi Völler" gesungen. Dabei hatte der Sportdirektor vor dem Spiel bereits betont, dass die Partie eine "einmalige Sache" sei.

Müllers besonderes Statement

Seit geraumer Zeit war die Stimmung bei einem deutschen Heim-Länderspiel nicht mehr so gut wie an diesem Abend. Trotz der zuletzt enttäuschenden Auftritte der Nationalmannschaft keimte so etwas wie Hoffnung auf eine erfolgreiche Heim-EM auf. Ein Funken Euphorie vor dem Turnier im kommenden Jahr. Hängt also alles an Rudi Völler, der als Teamchef 2002 das WM-Finale erreicht hatte, 2004 aber in der EM-Vorrunde scheiterte?

Nein. Völler spielt eine Rolle, aber in erster Linie ist es das Ergebnis. So sieht es auch Thomas Müller. Der 33-Jährige holte in der Mixed Zone zu einem interessanten Statement über das Verhältnis zwischen Nationalmannschaft und Fans aus:

"Es wird hier immer geschrieben und von uns (Spielern, Anm. d. Red.) dann sogar noch nachgesungen. Der Käse, den ich gar nicht mehr hören kann, dass man die Fans auf die Seite ziehen muss. Wir müssen Spiele gewinnen! Jeder, der da draußen Fan von uns ist, der will, dass wir Spiele gewinnen. Das müssen wir schaffen.

Und wenn wir das nicht schaffen, dann können wir 14 Autogrammstunden und einen Tag der offenen Tür machen, da ist nichts los. Mit Erfolg begeisterst du die Menschen. Die gehen ins Stadion und wollen uns siegen sehen. Die wollen sich selbst und unsere Nation siegen sehen. Und darum geht's!"

Die Misere seit 2018

Müller hat es verstanden. Er weiß, was das Wichtigste ist: gute Ergebnisse, Erfolg. Klar, die von ihm angesprochenen Autogrammstunden und Tage der offenen Tür können nicht schaden, schaffen Nähe und Kontakt zwischen Fans und Mannschaft. Doch sie stoßen nicht den viel zitierten Bock um, sie sind nur ein Randaspekt.

 
 
 
 
 
 
 

Viel entscheidender ist: Seit 2018 hat die Nationalelf kaum noch wirklich überzeugt. Vorrundenaus bei der WM in Russland, Gruppenletzter in der Nations League, 0:6-Debakel gegen Spanien, Aus im EM-Achtelfinale 2021, Vorrundenaus bei der WM 2022, Negativserie ein Jahr vor der Heim-EM.

Lediglich in der EM- und in der WM-Qualifikation gab es regelmäßig Siege. Die Gegner lauteten da aber unter anderem Liechtenstein, Belarus und Estland. Keine Teams, gegen die drei Punkte Euphorie auslösen. Gegen Teams wie England, Belgien oder Spanien wäre das möglich gewesen, doch die Ergebnisse sahen meist anders aus.

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So verlor die Nationalmannschaft Stück für Stück an Rückhalt und an Zuschauern in den Stadien. Was drumherum passierte, befeuerte diesen Prozess, in dem sich Spieler und Fans voneinander distanzierten. Die Durchkommerzialisierung der DFB-Elf mit dem Titel "Die Mannschaft", das in den Vordergrund stellen der "Stakeholder" und das stetige Abschotten bei Trainingslagern zum Beispiel.

Der DFB wirkte selten ehrlich und natürlich. Die vorgeplanten Fan-Choreografien mit austauschbaren Sprüchen waren vielleicht gut gemeint, stießen aber die Fußballfans, die in der Bundesliga Wochenende für Wochenende mit Herzblut eigene Choreografien planten, vor den Kopf.

Doch mit anderen Ergebnissen wäre es nur halb so schlimm gewesen. Oder um es in den Worten der 2011 verstorbenen US-amerikanischen Schauspielerin Elizabeth Taylor auszudrücken: "Erfolg ist ein großartiges Deodorant. Es entfernt alle Gerüche der Vergangenheit."

Genau das muss jetzt im Vordergrund stehen. Die Nationalelf braucht gute Ergebnisse, um den Funken EM-Euphorie, der am Dienstagabend in Dortmund zu spüren war, am Leben zu halten. Und wenn das gelingt, dann kann auch die Europameisterschaft im eigenen Land zu einem Erfolg werden. Egal, ob Rudi Völler dann auf der Trainerbank sitzt oder ein anderer.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen von vor Ort
  • Teilnahme an der Mixed Zone
  • forbes.com: "A New Photo Book Honors Hollywood Icon, Elizabeth Taylor" (engl.)
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