Kenan Yildiz: Warum ein deutsches Ex-Talent der Bayern gegen den DFB spielt

Bei Juventus Turin gilt er mittlerweile als vielversprechendes Talent. Für die Nationalmannschaft war er aber scheinbar nicht gut genug – und läuft jetzt gegen den DFB auf.

Wenn es am 18. November im Berliner Olympiastadion zum Aufeinandertreffen der deutschen Nationalmannschaft mit der Türkei kommt, wird auch Kenan Yildiz mit von der Partie sein. Der 18 Jahre alte gebürtige Regensburger, der den Großteil seiner Jugendkarriere beim FC Bayern verbrachte, wird allerdings nicht für den DFB auflaufen, sondern für die Türkei.

Der türkische Nationaltrainer Vincenzo Montella berief Yildiz für die Spiele gegen Deutschland und Wales (21. November) bereits zum zweiten Mal in die A-Auswahl. Schon bei den Partien gegen Lettland und Kroatien im Oktober hatte er im Kader gestanden, gegen die Kroaten mit vier Minuten Spielzeit ein kurzes Debüt gefeiert.

Wechsel von Bayern nach Turin

Verdient hat sich Yildiz seine Nominierung beim Serie-A-Klub Juventus Turin. Dorthin wechselte er im Sommer 2022 aus der Jugend des FC Bayern – und das, obwohl ihn die Münchner unbedingt halten wollten.

"Als klar war, dass ich wechseln möchte, haben sich Hasan Salihamidžić und Marco Neppe bei meinem Management gemeldet, sich noch einmal intensiver bemüht", erinnert sich Yildiz im Gespräch mit der "Sport Bild". "Sie wollten mich sehr gerne halten. Aber es war Zeit für den Schritt weg aus München, die beste Option war der Wechsel nach Turin", so Yildiz.

In Italien absolvierte er zunächst auch Spiele für die U19 und U23 des Klubs, kam in dieser Saison nun auch auf die ersten Serie-A-Minuten. Juventus-Trainer Massimiliano Allegri prophezeite dem Deutsch-Türken bereits eine "brillante Zukunft".

"Deutschland ist nie auf mich zugekommen"

Es ist eine Wertschätzung, die sich Yildiz erst erarbeiten musste. Doch er selbst war immer selbstbewusst. "Ich habe von Anfang an geglaubt, dass ich es bei Juve schaffen werde", sagte er. "Ich ging am Anfang in die U19, wollte mich an das Land, die Mitspieler, die Sprache gewöhnen", verriet er über seinen Werdegang in Turin. "Anfangs habe ich ein paar Spiele mit der U23 gemacht, im Sommer durfte ich mit der ersten Mannschaft auf die USA-Reise und konnte mich beweisen. Es macht unglaublich viel Spaß."

Den Spaß darf er nun auch in der türkischen Nationalmannschaft haben. Doch warum spielt ein junges Offensivtalent wie Yildiz nicht für Deutschland? "Meine Mutter ist Deutsche, mein Vater Türke. Ich habe seit der U17 für die Türkei gespielt, darauf bin ich sehr stolz", erklärt er. Der DFB-Dress wurde ihm offenbar nie angeboten. "Deutschland ist nie auf mich zugekommen, hat mich nie kontaktiert", berichtet Yildiz. "Deswegen gab es die Option nicht, die Frage hat sich nicht gestellt. Ich bin sehr glücklich, für die Türkei aufzulaufen." Stattdessen darf er nun bald gegen das DFB-Team beweisen, warum der Verband mit seiner Nicht-Berufung womöglich einen Fehler gemacht hat.