t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeSportMehr SportHandball

Der schleichende Abstieg der deutschen Handball-Nationalmannschaft


Schleichender Abstieg einer Weltmacht
Vom gefeierten Weltmeister ab ins Mittelmaß

Von t-online
23.11.2013Lesedauer: 3 Min.
Ein Bild aus glücklichen Zeiten - Deutschland wird 2007 Weltmeister im eigenen Land.Vergrößern des BildesEin Bild aus glücklichen Zeiten - Deutschland wird 2007 Weltmeister im eigenen Land. (Quelle: dpa-bilder)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Von Tim Maurer

Es ist der 4. Februar 2007 um kurz vor sechs als die Schlusssirene in der Lanxess-Arena eine ganze Handballnation erlöst. Danach brechen in Köln alle Dämme, dabei war es so richtig spannend kurz vor Spielende gar nicht mehr gewesen. Mit 29:24 gewinnt die deutsche Handball-Nationalmannschaft souverän das Endspiel gegen Polen und damit die WM im eigenen Land.

Mehr als sechs Jahre sind vergangen und Erfolge seitdem Fehlanzeige. 2007 ging ein regelrechter Ruck durch das Land. Endlich mal wieder ein Weltmeistertitel für Deutschland in einer der großen Ballsportarten, noch dazu im eigenen Land. Vergessen das Negativerlebnis aus dem Vorjahr, als die Fußball-Nationalmannschaft den Finaleinzug beim Sommermärchen knapp verpasste. Die Hoffnung auf große und glorreiche sportliche Zeiten entstand, geworden ist daraus nichts.

Goldene Jahre nach 2000

Die goldenen Jahre sind längst vorüber. Nach der Jahrtausendwende waren die deutschen Handballer stets vorne dabei: Vize-Europameister 2002, Vize-Weltmeister 2003, Silber bei Olympia 2004 und Europameister 2004. Der Weltmeistertitel 2007 war die Krönung einer glorreichen Zeit.

Geprägt wurde diese Ära durch Spieler wie Markus Baur, Christian Schwarzer und Henning Fritz. Sie erst ebneten durch ihre Erfahrung und Qualität den Weg zu diesen Erfolgen. Doch alle waren bereits jenseits der 30 Jahre. Es war klar, dass diese Erfolgs-Truppe nicht ewig zusammenspielen würde.

Lücken für Nachwuchs zu groß

Nach dem Abschied der tragenden Säulen aus der Nationalmannschaft kam kein adäquater Ersatz nach. Die sich auftuenden Lücken konnten nicht geschlossen werden. Die Konsequenz: keine Medaille seit 2007. Der vierte Platz bei der EM 2008 in Norwegen war da noch die beste Platzierung. Der verpassten Qualifikation für die Olympischen Spiele 2012 folgte vor kurzem ein erneuter Nackenschlag. Denn auch die Europameisterschaft 2014 wird ohne die deutschen Handballherren stattfinden. Das gab es in der Geschichte des Deutschen Handballbundes (DHB) noch nie.

Der ehemalige Welthandballer Daniel Stephan spricht gegenüber der "Sport Bild" ein weiteres massives Problem an: "Die Nationalmannschaft steht bei einigen Spielern nicht mehr an erster Stelle. Darum sind wir weit von der Weltspitze entfernt. Früher war die Einstellung anders. Die Nationalmannschaft war das Größte."

Nachwuchs hat es in der Bundesliga schwer

Hoffnungsvolle Talente sind in Deutschland Mangelware. Das liegt vor allem an der teils fehlenden Nachwuchsarbeit der Vereine. Viele Bundesligisten setzen stattdessen lieber auf Ausländer. Die sind oftmals durch ihre Erfahrung schnell zu integrieren und günstiger als eine langfristige Investition in erfolgreiche Jugendarbeit.

Vor allem die Spitzenteams der Liga bedienen sich gerne mal im Ausland. Bei der SG Flensburg/Handewitt beispielsweise sind derzeit lediglich sechs der 18 Spieler deutscher Nationalität. Auch Liga-Primus THW Kiel hat lediglich sieben Deutsche im Kader. Eine Ausländer-Quote zur Lösung dieser Problematik wurde mehrfach diskutiert, bislang aber stets abgelehnt.

Hoffnungsträger Gensheimer

Einer der sprichwörtlich für einen Neuanfang in Handball-Deutschland sorgen kann, ist Uwe Gensheimer. Er blickt gegenüber der "Sport Bild" positiv in die Zukunft: "Nach der Wahl des neuen DHB-Präsidiums ist eine Aufbruchstimmung zu spüren, die wollen wir auf dem Feld jetzt natürlich unterstützen." Gensheimer weiß wie die Krise überwunden werden kann: "Wir müssen diese Schwankungen abstellen. Wir können mit den Spitzenteams mithalten, das Potenzial ist da, wir müssen es nur nutzen."

Dieser Ankündigung ließ die Mannschaft von Bundestrainer Martin Heuberger beim Supercup Taten folgen. Nach Siegen über Schweden (29:24) und Ägypten (36:26), konnten die Deutschen auch das entscheidende Spiel gegen Polen (24:23) gewinnen und sich damit bereits zum sechsten Mal den Sieg beim Vier-Nationen-Turnier sichern. Leere Ränge ließen aber darauf deuten, dass die DHB-Auswahl auch in Zukunft weitere gute Leistungen folgen lassen muss, bevor das Vertrauen der Zuschauer zurückkehrt.

Liga und DHB liegen im Clinch

Ein weiterer Stein im Weg des deutschen Handballs ist das angespannte Verhältnis zwischen den Verantwortlichen der Handball-Bundesliga und dem DHB. Christian Schwarzer sieht die Schuldigen bei den Verantwortlichen der Bundesliga und sagte gegenüber der "Sport Bild": "Es ist ein Riesenproblem, wenn der Bundestrainer um jeden Tag, um jede Einheit mit der Liga feilschen muss. Wir müssen aufwachen. Tiefer geht es nicht mehr."

Auch Stephan sieht das Verhältnis problembehaftet: "Liga und Verband arbeiten gegeneinander. Das ist ein großes Dilemma." Vielleicht kann ja die kürzlich errungene Austragung der Weltmeisterschaft 2019 eine neue Euphorie in Deutschland entfachen und die Handballer zu alten Erfolgen führen.

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website