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Bob Hanning im Interview: "Ich hätte schon 15 Bundestrainer verpflichten können"


DHB-Vizepräsident Bob Hanning im Interview
"Ich hätte schon 15 Bundestrainer verpflichten können"

Von t-online
01.07.2014Lesedauer: 4 Min.
Bob Hanning sucht gemeinsam mit Präsident Bernhard Bauer einen neuen Bundestrainer.Vergrößern des BildesBob Hanning sucht gemeinsam mit Präsident Bernhard Bauer einen neuen Bundestrainer. (Quelle: Christian Schroedter/imago-images-bilder)
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Die deutsche Handball-Nationalmannschaft steht momentan ohne Bundestrainer da. Der Vertrag von Martin Heuberger war nach dem Aus in der WM-Qualifikation gegen Polen nicht verlängert worden. Bob Hanning (46), Vizepräsident des Deutschen Handballbundes, spricht mit t-online.de über die Suche nach einem Nachfolger, die anstehende Wahl des Präsidenten der Handball-Bundesliga HBL und Kritik an seiner Doppelfunktion. Hanning ist auch Manager des Bundesligisten Füchse Berlin.

t-online.de: Herr Hanning, die von Ihnen trainierte Mannschaft aus Berlin ist vor wenigen Tagen in der Türkei Schul-Weltmeister geworden. War das für Sie eine willkommene Abwechslung zum Handball-Alltag in Deutschland?

Bob Hanning: Für die Jungs war das eine Riesenerfahrung. Es ist doch schön, dass Deutschland "auch Weltmeister kann". Mit jungen Menschen zu arbeiten, ist der ehrlichste Umgang mit unserer Sportart. Ich bin Jugendtrainer durch und durch. Von daher war das sehr schön.

In Deutschland steht für Sie vor allem das Thema Bundestrainer-Suche an. Es werden in der Öffentlichkeit viele Namen in- und ausländischer Trainer diskutiert. Wie weit sind Sie?
So etwas macht man nicht eben zwischendurch, um danach keinen Stress zu haben. Ich hätte schon 15 Bundestrainer verpflichten können. Ich habe amüsiert zur Kenntnis genommen, wer sich ins Gespräch bringt oder bringen lässt. Aber Namen kommentiere ich nicht.

Was hat sich getan, seit der Vertrag von Martin Heuberger nicht verlängert worden ist?
Die Frage ist doch: Wer ist auf dem Markt? Wer ist die beste Lösung? Ich habe mit vielen Bundesliga-Trainern geredet, die nicht als Bundestrainer in Frage kommen. Und übrigens auch mit Vlado Stenzel (dem früheren Bundestrainer, d. Red.), um mir von verschiedenen Seiten Infos und Denkweisen zu holen und habe immer in enger Abstimmung mit unserem Präsidenten Bernhard Bauer mit den großen Klubs gesprochen. In den nächsten drei Wochen werden wir uns ein abschließendes Bild machen und dann die Entscheidung angehen.

Bis wann wird diese fallen?
Wir werden eine für den deutschen Handball gute Lösung finden und mit dem nötigen Bedacht Entscheidungen treffen, die keine Fehlentscheidungen sind. Wenn wir im August eine Lösung haben, nehmen wir sie. Wenn wir sie nicht haben, dann nicht. Spätestens im September werden wir einen Bundestrainer haben.

Ex-Nationalspieler Stefan Kretzschmar hat in der "Sport Bild" gesagt, Sie hätten ein großes Problem mit der "Goldenen Generation", die unter anderem 2007 Weltmeister geworden ist.
Ich schätze Stefan Kretzschmars Meinung sehr, aber er hat die Entscheidungen nicht zu verantworten. Ich habe einen sehr hohen Qualitätsanspruch. Und ich sehe hohe Qualität. Henning Fritz zum Beispiel ist Torwarttrainer, weil wir zu 100 Prozent von ihm überzeugt sind. Wir werden versuchen diejenigen, die gut sind, langfristig an den Verband zu binden. Aber für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen stehe ich nicht zur Verfügung. Was man leistet, wird bezahlt. Und nicht das, was man geleistet hat.

Nach dem Aus in der WM-Qualifikation gegen Polen wurden Stimmen laut, dass zu lange an Martin Heuberger festgehalten worden sei.
Vom alten Präsidium wurde nach dem letzten Scheitern an ihm festgehalten. Aus meiner Sicht zurecht. Nun war es aber nach der verpassten WM-Qualifikation unumgänglich, einen Wechsel vorzunehmen. Was wäre gewesen, wenn wir vorher den Trainer gewechselt hätten und dann trotzdem gescheitert wären? Es ist jetzt müßig, darüber zu diskutieren.

Deutschland wird erneut bei einem großen Turnier fehlen. Wie oft kann man sich das noch erlauben?
Die verpasste Qualifikation hat uns auf jeden Fall zurückgeworfen. Darüber müssen wir nicht diskutieren. Das tut extrem weh. Aber ich glaube, wir sind auf einem ordentlichen Weg. Was das Thema angeht, möchte ich mich nicht mit Nackenschlägen der Vergangenheit beschäftigen, sondern nach vorne schauen. Alle Entscheider müssen an einem Strang ziehen. Bei uns ist leider zu oft das Motto: "Warum in der Sache streiten, wenn es auch persönlich geht?"

Sie sind dabei, den deutschen Handball umzustrukturieren. Wie weit sind Sie?
In Bildsprache ausgedrückt haben wir das Grundstück gekauft. Ein schönes Grundstück am See.

Es ist also noch sehr viel zu tun?
Das geht nicht von heute auf morgen. Wir haben einen Nachwuchskoordinator und einen neuen Lehrwart installiert. Das Thema wurde in der Vergangenheit stiefmütterlich behandelt. Wir haben mit der AOK einen hervorragenden Kooperationspartner gefunden. Da hat es sich gelohnt, etwas zu warten. Und wir haben mit Mark Schober die Position des Generalsekretärs sehr gut besetzt.

Am Donnerstag wird ein neuer Präsident der Handball-Bundesliga HBL gewählt. Im Vorfeld ist die Rede von einer drohenden Spaltung im deutschen Handball.
Wir müssen den Schulterschluss hinkriegen. Ich erwarte eine kritische Auseinandersetzung mit den Themen in den vier Wänden und ein harmonisches Auseinandergehen. Eine Spaltung darf und wird es nicht geben.

Uwe Schwenker, der ehemalige Manager des THW Kiel, soll zum Präsidenten gewählt werden. Wie sehen Sie diese Personalie?
Man muss jedem die Chance geben, unsere Sportart zu entwickeln. Er ist sehr motiviert, Dinge zu verändern. Auch in Richtung Nationalmannschaft. Alle werden dann an Taten gemessen, nicht an Worten. Diesen Anspruch habe ich an ihn genauso wie an mich.

Es gibt Kritik, zum Beispiel aus Flensburg und Melsungen, an Ihrer Doppelfunktion als Verbands-Vizepräsident und Manager bei den Füchsen. Können Sie diese nachvollziehen?
Die hätte ich im Vorfeld verstanden. Aber nicht, nachdem man mich einstimmig gewählt hat. Mich bekommt man nicht in der Light-Version, sondern nur so wie ich bin. Probleme können wir jederzeit intern lösen, aber nicht via Öffentlichkeit. Das ist unmöglich. Damit schaffen wir uns selbst ab.

Am Dienstag fiel die endgültige Entscheidung: Der HSV Hamburg bekommt die Bundesliga-Lizenz. Ein langes Hin und Her geht damit zu Ende. Wie sehr hat das dem Handball geschadet?
Der lange Streit tut uns nicht gut. Die Bundesliga braucht den HSV. Aber ich hätte mir gewünscht, dass sie alles intern vorher hingekriegt hätten.

Das Interview führte Sebastian Schlichting

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