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Pferdesport | Isabell Werth sorgt für den nächsten Dopingfall


Pferdesport
Isabell Werth sorgt für den nächsten Dopingfall

Von t-online, sid, dpa
Aktualisiert am 12.02.2010Lesedauer: 3 Min.
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Der deutsche Reitsport muss einen weiteren herben Tiefschlag hinnehmen. Das Pferd der fünfmaligen Olympiasiegerin Isabell Werth wurde positiv auf Doping getestet. Beim Pfingstturnier in Wiesbaden konnten beim zehn Jahre alten Wallach "Whisper" in der A-Probe die verbotene Substanz Fluphenazine nachgewiesen werden.

Werth bedauerte den Vorfall zutiefst. "Ich bin mir bewusst, dass ich zu Zweifeln an der Redlichkeit und Sauberkeit meiner Person und unseres Sports Anlass gegeben habe. Ich entschuldige mich auf diesem Wege bei allen, die dem Reitsport und mir verbunden sind", sagte sie in einer schriftlichen Stellungnahme.

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Mittel gegen die Zitterkrankheit

Sie erklärte die Einnahme des Medikaments mit der Erkrankung ihres Pferdes am sogenannten Shivering Syndrom, zu Deutsch Zitterkrankheit genannt. Sie habe sich bei ihrem Tierarzt erkundigt, ob und wie man dieses Shivering Syndrom behandeln könne. Werth: "Wir haben "Whisper" daraufhin am 16. Mai 2009 einmalig mit diesem Medikament behandelt, um herauszufinden, ob er auf dieses Medikament anspricht." Sie sei der Überzeugung gewesen, "korrekt gehandelt zu haben" und wünsche sich, "dass das Reglement möglichst rasch so überarbeitet wird, dass sinnvolle medizinische Behandlungen bei Sportpferden möglich werden, ohne dass man deswegen lange Sperren riskiert, weil sich die Absetzzeiten wegen laufend neuer Analysemethoden."

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Präsident: "Katastrophe für den Pferdesport"

"Ich bin erschüttert", sagte Breido Graf zu Rantzau, Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN): "Das ist eine Katastrophe für den Pferdesport." Auch Bundestrainer Holger Schmezer ist geschockt: "Ich bin erschrocken. Das verstehe ich nicht." Werth wird eine Öffnung der B-Probe beantragen. Der Weltverband FEI hat die Dressurreiterin bis auf Weiteres von allen Turnieren suspendiert und für den 25. Juni eine Anhörung angesetzt, in der das Tribunal entscheidet, ob es die vorläufige Suspendierung aufrecht erhält. Es droht eine zweijährige Sperre.

Der nächste Skandal

Der Verband kämpft seit Monaten gegen Doping und Manipulation im Reitsport. Vor wenigen Wochen hatte die FN die Kader der drei olympischen Disziplinen aufgelöst und eine unabhängige Kommission des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) mit der Befragung der Reiter beauftragt. Auslöser waren der Dopingfund bei Christian Ahlmanns Pferd Cöster während der Olympischen Spiele und Aussagen von Springreiter Ludger Beerbaum über den Umgang mit Medikamenten.

Vesper: "Das ist extrem enttäuschend"

Auch Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), reagierte bestürzt auf die Nachricht. "Das ist natürlich extrem enttäuschend", sagte Vesper. "Jeder Dopingfall ist katastrophal, aber bei einem Vorbild wie Isabell Werth ist man noch stärker betroffen. In jedem Fall ist Fluphenazine eine Substanz, die meines Wissens in kein Pferd gehört."

Ahlmann und Kemmer kritisieren Medikations-Regelung

Heike Kemmer, Team-Kollegin von Isabell Werth und Aktiven-Sprecherin, geht zunächst von der Unschuld ihrer Mitstreiterin aus: "Das hat eingeschlagen wie eine Bombe. Ich kann es nicht glauben. Gerade Isabell war immer mega-vorsichtig. Ich denke, dass sie ein Opfer der Medikations-Regelungen geworden ist." Für Ahlmann, der als Springreiter wegen Dopings bei Olympia für acht Monate gesperrt wurde, ist der Fall Werth ein weiteres Beispiel für die Zwickmühle, in der die Reiter stecken: "Dressurreiter haben mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie wir Springreiter. Auch sie müssen ihre Pferde behandeln. Auch sie stehen immer mit einem Bein im Dunkeln, weil sie nicht alle Abbauzeiten kennen."

Fluphenazin wird bei Schizophrenie eingesetzt

Fluphenazin ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Neuroleptika und gehört in der Veterinärmedizin zu den am häufigsten eingesetzten Beruhigungsmitteln. Es bewirkt eine Dämpfung der emotionalen Erregung und dient überwiegend der Narkose-Vorbereitung und der Ruhigstellung der Tiere während eines Transports. Bei Menschen wird Fluphenazin bei der Behandlung chronisch-schizophrener Psychosen eingesetzt. Zudem wirkt es bei akuten psychotischen Syndromen mit Wahn, Halluzinationen, Denkstörungen, Denkzerfahrenheit und Ich-Störungen.

Olympiagold mit der Mannschaft

Die 39 Jahre alte Werth hatte im vergangenen Sommer in Hongkong mit der deutschen Mannschaft ihr insgesamt fünftes Olympia-Gold gewonnen. Im Einzelfinale unterlag die zweimalige Weltmeisterin mit ihrem Top-Pferd Satchmo der Niederländerin Anky van Grunsven. Bei den deutschen Meisterschaften vor zehn Tagen in Balve holte sich die Juristin den Titel im Grand Prix Special.

Werth kritisiert Methoden im Anti-Dopingkampf

Noch in Balve hatte Werth der FN im Anti-Dopingkampf Aktionismus vorgeworfen und die Tatsache kritisiert, dass der Verband eine externe Kommission zur Anhörung aller Kaderreiter einsetzt. Alle deutschen Top-Reiter müssen sich ab dem 13. Juli dieser Kommission stellen, um in die Elite-Kader zurückzukehren. Für Werth scheint dieser Weg vorerst versperrt.

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