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Olympia 2014: Deutsche Skicrosser wollen mit Togo nach Sotschi


Sport
Wiesbadener wollen mit Togo zu den olympischen Winterspielen 2014

Von t-online
12.03.2012Lesedauer: 4 Min.
Die Ski Cross-Fahrer Ennio Herrgen (li.) und Steve Grundmann wollen mit Togo zu Olympia 2014.Vergrößern des BildesDie Ski Cross-Fahrer Ennio Herrgen (li.) und Steve Grundmann wollen mit Togo zu Olympia 2014. (Quelle: Team Togo e.V.)
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Von Benjamin Crisolli

Schnee kennen die meisten der sechs Millionen Einwohner Togos wohl nur aus dem Fernsehen. Mit einer ganzjährigen Durchschnittstemperatur von etwa 30 Grad hat das zwischen Ghana und Benin liegende westafrikanische Land mit Wintersport so rein gar nichts am Hut. Und auch die erstmals 2010 in Vancouver durchgeführte Olympia-Disziplin Ski Cross ist den meisten Togolesen wohl eher fremd. Dies soll sich schon bald ändern. Denn zwei Deutsche wollen mit Togo bei den Olympischen Winterspielen 2014 im russischen Sotschi starten. Was als verrückte Schnapsidee begann, ist zum „Team-Togo“-Projekt geworden und hat nun tatsächlich beste Aussicht auf eine erfolgreiche Olympia-Teilnahme.

Alles begann im Kitzbühel-Winterurlaub 2010 während einer Liftfahrt der beiden Freunde Ennio Herrgen und Steve Grundmann, die für 1860 München aktiv an den als brachial geltenden Ski Cross-Rennen teilnehmen. "Nach einer Hüttentour mit dem ein oder anderem Hefeweizen haben wir ein bisschen herum geblödelt. So kamen wir dann darauf zu sprechen, dass die Rennen des Internationalen Skiverbands für uns nicht wirklich das Wahre sind. Wir würden gerne einmal das absolute Highlight, eben Olympia erleben", berichtet Herrgen, der sich mit seinem Freund den Kopf zerbrach, wie man die ursprüngliche Spinnerei in die Tat umsetzen könne.

Irre Idee wird zum ernsthaften Projekt

Im Freundeskreis wurde das Vorhaben der beiden 31-Jährigen dann vorgetragen, auch wenn die Hürden für eine Olympiateilnahme anfänglich unverhältnismäßig hoch erschien. Ein Freund der beiden Ski-Cross-Fahrer, Kossi Evenamede, brachte schließlich sein Heimatland Togo ins Spiel. Herrgen: "Er hatte früher einmal für die togolesische Regierung gearbeitet und einen guten Draht nach ganz oben. So hat sich das Ganze dann schnell entwickelt.“

Die Idee nahm konkrete Formen an. Der Togolese Evenamede stellte einen ersten Kontakt zum Nationalen Olympischen Komitees Togos her. Zwei Mal wurde er 2011 während seiner Aufenthalte bei der Organisation vorstellig. Hier trug er das ausgearbeitete Konzept, einen Skisportverband zu gründen, bei den Verantwortlichen vor und stieß auf offene Ohren.

Wiesbadener gründen Team Togo e.V.

Nach mehreren Monaten erhielten Herrgen und Grundmann schließlich die positive Nachricht aus Westafrika: Die Idee eines Skisportverbandes sollte tatsächlich umgesetzt werden. So gründeten sie gemeinsam mit ihren togolesischen Freunden am 18.Oktober. 2011 in Wiesbaden „Team Togo e.V.“, der das Ziel hat, ein Ski Cross-Team für das afrikanische Land aufzubauen, zu fördern und zu vermarkten.

Projekt wird im westafrikanischen Land vorgetragen

Herrgen, Grundmann und die am Projekt beteiligten Freunde wurden im Januar 2012 beim Nationalen Olympischen Komitee in der togolesischen Hauptstadt Lomé persönlich vorstellig. „Man wollte wissen, wer denn nun alles hinter dem Projekt steht. Schließlich kann das Vorhaben auf Grund des hohen Arbeitsaufwandes von keinem Einzelnen bewältigt werden. Wir sind dann im Januar für eine Woche mit zehn Mann runter geflogen“, so Herrgen. Der Besuch der Sportenthusiasten schlug hohe Wellen in der ehemaligen deutschen Kolonie. Die größte togolesische Tageszeitung "Togo Presse", einige Radiosender und das Staatsfernsehen "Télévision Togolaise" berichteten über das kuriose Vorhaben der Deutschen.

Togos Skiverband gründet sich

Nach einer Woche voller Besprechungen beim Nationalen Olympischen Komitee, Vorträgen bei verschiedenen Sponsoren und sogar einem Treffen mit dem König von Lomé, Mlapa V., gründete sich schließlich der togolesische Skiverband "Fédération Togolaise des Sports de Glisse et de Ski". Vier Angestellte kümmern sich seitdem in einem kleinen Büro der Hauptstadt um die Aufnahme beim Internationalen Skiverband FIS ("Fédération Internationale de Ski"): „Die Beantragung bei der FIS läuft. Der Kongress des Verbandes findet in Südkorea Ende April statt. Jedes Land hat, wenn es die Auflagen der FIS erfüllt, das Recht ein Skiverband zu gründen“, sagt Herrgen und ist sich sicher: "In Sachen FIS gibt es eigentlich keine Hindernisse mehr."

Annahme der togolesischen Staatsbürgerschaft

Auf einen reibungslosen Ablauf hoffen die beiden Ski Cross-Fahrer auch in Sachen togolesischer Staatsbürgerschaft: „Das ist nicht ganz so einfach. Bei einer zweiten Staatsbürgerschaft für ein Land, das außerhalb der EU liegt, braucht man die Zustimmung der Bundesrepublik Deutschland. Das nennt sich dann Beibehaltungsurkunde. Ein Rechtsanwalt kümmert sich derzeit darum. Wir sind aber optimistisch, dass es klappt.“

Suche nach togolesischen Skifahrern

Auf der Prioritätenliste ganz oben steht in den nächsten Monaten natürlich auch die Akkreditierung von togolesischen Fahrern. "Wir suchen den ein oder anderen Togolesen, der mit den Sportarten auch was anfangen kann. Für die Olympia-Teilnahme reicht es nicht aus, schon einmal Schnee gesehen zu haben. Wir wollen mit dem togolesischen Skiverband bei Olympia in den Unterkategorien Ski Cross, Snowboard, Langlauf und Ski Alpin vertreten sein. Ich denke, dass wir es schaffen werden, zwischen vier bis acht Athleten 2014 an den Start zu bringen.“

Die Suche nach geeigneten Fahrern, die Schnee nicht nur aus dem Fernsehen kennen und ein wenig Ski-Erfahrung mitbringen ist aber kein Selbstläufer. Ein erster Kandidat wurde bereits ausfindig gemacht: „Wir haben einen Togolesen bei unserer Reise im Togo kennengelernt, der in der Schweiz wohnt und auch Skifahren kann. Als wir ihm sagten: `Du hast die einmalige Möglichkeit dein Land bei Olympia zu vertreten` war er erst mal verwirrt. Mittlerweile hat er sich aber mit der Geschichte angefreundet und wir stehen mit ihm in engen Kontakt.“

Sponsorensuche und Förderung von sozialen Projekten

Die olympischen Winterspiele sollen nur den Anfang des togolesischen Skiverbandes darstellen. Auch nach 2014 sollen Talente aus dem afrikanischen Land gefördert und unterstützt werden. Derzeit sucht Team Togo eifrig nach Sponsoren, welche das Projekt unterstützen. Der Verein selbst setzt sich für verschiedenen humanitäre Ziele im Togo ein. Neben einem Schulprogramm soll das größte privat betriebene Hospitalschiff der Welt im Togo unterstützt werden. Als Pilotprojekt engagieren sich die Deutschen zudem für den Bau eines Wintersportzentrums.

Zwei Jahre vor Olympia haben die beiden Freunde ihr Olympia-Projekt innerhalb kürzester Zeit rasant vorangetrieben. "Wir wollen uns mit dem bisher Erreichtem noch nicht zufrieden geben", verspricht Herrgen, der sich mit seinem Freund Grundmann bei der Ski Cross-Weltmeisterschaft 2013 in Norwegen auf Olympia vorbereitet. Gold-Medaillen wird es für den exotischen Underdog wohl nicht geben. Für kein Land passt daher das olympische Motto wohl treffender als für Togo: "Dabeisein ist alles!"

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