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Führt Donald Trump einen Rachefeldzug gegen die NFL?


US-Präsident gegen Football-Liga
Führt Donald Trump einen Rachefeldzug gegen die NFL?

t-online, David-Emanuel Digili

04.01.2018Lesedauer: 4 Min.
Donald Trump auf dem Football-Feld: Der Abstecher des US-Präsidenten in den Sport hatte wenig Erfolg.Vergrößern des BildesDonald Trump auf dem Football-Feld: Der Abstecher des US-Präsidenten in den Sport hatte wenig Erfolg. (Quelle: getty-images-bilder)
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Die Football-Liga NFL ist der Lieblingsfeind von US-Präsident Donald Trump – doch warum eigentlich? Ein Grund könnte über 30 Jahre alt sein...

Das Jahr 2018 ist gerade einmal vier Tage alt, da schießt US-Präsident Donald Trump schon wieder gegen die National Football League (NFL). Der 71-Jährige retweetete ein Bild einer Frau, die mit ihrem Baby auf dem Grab eines US-Soldaten liegt. Rund um das Bild steht der Satz: "Darum stehen wir!". Trump schrieb dazu: "So schön...Zeigt dieses Bild den NFL-Spielern, die immer noch knien!!"

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Trump und sein Lieblingsziel NFL. Es geht um afroamerikanische Spieler, die gegen Polizeigewalt und soziale Ungerechtigkeit protestieren, indem sie während der US-Nationalhymne vor den Spielen in die Knie gehen, statt aufrecht zu stehen. Schon 2017 giftete Trump so heftig wie nie zuvor gegen den Milliardenbetrieb. Erst im September empörte der Republikaner die US-Öffentlichkeit, als er auf einer Veranstaltung in Alabama keifte: "Würdet Ihr es nicht gerne sehen, wenn einer der NFL-Klubbesitzer sagen würde, wenn wieder einer unsere Flagge nicht respektiert: 'Nehmt diesen Hurensohn sofort vom Feld. Er ist gefeuert!'"

Und immer wieder spottet der 71-Jährige über die angeblich sinkenden TV-Quoten und Zuschauerzahlen der Liga: "Mindestens 24 Spieler knieten an diesem Wochenende in den NFL-Stadien, die es schwer haben, die Plätze zu füllen. Die amerikanische Öffentlichkeit hat es satt, dass die NFL unserem Land, unserer Flagge und unserer Nationalhymne so wenig Respekt entgegenbringt. Schwach und außer Kontrolle."

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Tatsächlich belegen vereinzelte Studien, dass ein Teil der NFL-Fans von den Protesten abgeschreckt wird. So ergab eine Umfage der Seton-Hall-Universität: 30 Prozent der Befragten, die sich selbst als "Football-Fans" bezeichnen, gaben an, in dieser Saison weniger Football zu schauen – über die Hälfte davon gaben die Proteste der Spieler als Grund an. Allerdings sind auch hier die Ergebnisse unterschiedlich. Eine andere Umfrage der Uni wiederum ergab: 84 Prozent der Befragten unterstützen das Recht der Sportler, zu protestieren – über die Art der Proteste allerdings herrscht Uneinigkeit.

Peinlichste Pleite in Trumps Karriere

Doch Trump wäre nicht Trump, wenn er nicht immer wieder Öl ins Feuer gießen würde. Sind die Attacken aber nur Ablenkungsmanöver, um andere (wirkliche) Brandherde zu übertönen? Möglich – doch ebenso möglich scheint, dass Trump einen Privatkrieg gegen die NFL führt – denn sie fügte ihm eine der peinlichsten Pleiten seiner Karriere zu.

Vor über 30 Jahren stellte die United States Football League (USFL) den Spielbetrieb ein – weil Trump die Liga in den Ruin trieb.

Die USFL startete 1983 mit großen Plänen. Das Format: Zwölf Mannschaften, die im Frühjahr um den Titel spielten – wenn die NFL Pause hat. Sie wurde zum Überraschungserfolg im US-Fernsehen, mit guten Einschaltquoten und einem Schnitt von 25.000 Zuschauern bei den Spielen.

"Dreißig Minuten später überwies er mir eine Million Dollar"

Allerdings gab es schon früh Probleme. Viel zu schnell wurde die Liga von zwölf Teams auf 18 Mannschaften erweitert – auch, weil die Eigner der Gründungsklubs die "Aufnahmegebühr" von vier Millionen US-Dollar pro neuem Team dankbar annahmen. Die dadurch erforderlichen höheren Gesamteinnahmen aber blieben aus, die USFL geriet in finanzielle Schieflage – und hier sah Trump seine Chance.

Der Immobilienunternehmer übernahm 1984 die "New Jersey Generals", zahlte neun Millionen Dollar – es war der Anfang vom Ende der USFL. Trump setzte alles auf eine Karte, wollte sofort Starspieler vom großen Konkurrenten NFL verpflichten. Lawrence Taylor, legendärer Linebacker der New York Giants, erinnert sich: "Ich sagte Trump, dass mein Vertrag bei den Giants noch drei oder vier Jahre laufen würde, aber es war ihm völlig egal. Dreißig Minuten später überwies er mir eine Million Dollar auf mein Konto." Letztendlich kam der Wechsel aber doch nicht zustande.

Nächster Schritt: Das direkte TV-Duell mit der NFL. Ab 1986 sollte die USFL-Saison zeitgleich gegen den großen Konkurrenten laufen. Plötzlich erklärte Trump: "Wenn Gott Football im Frühling gewollt hätte, gäbe es keinen Baseball."

Legendäres Gerichtsurteil

Aber: Das Risiko war den großen TV-Sendern zu groß, keiner wollte das Duell mit der NFL mittragen. Nächstes Problem: Viele Teams hatten auf einmal kein Stadion mehr! Denn im Frühjahr spielten die Klubs in den Arenen von NFL-Klubs und College-Teams – und die brauchten diese im Sommer ja selbst.

Die Lage wurde immer prekärer, 1986 drückte ein Schuldenberg von 200 Mio. Dollar auf die Liga – und Trump forcierte einen heute berühmt-berüchtigten Schritt: Die USFL verklagte die NFL auf irrsinnige 1,69 Milliarden US-Dollar – denn schließlich hätte sie eine Monopolstellung und damit gegen das harte Kartellrecht verstoßen.

Das Urteil der US-Richter: Die USFL hatte Recht – irgendwie zumindest. Denn als "Entschädigung" erhielt die USFL ... drei Dollar inklusive Zinsen! Die Jury gab dem Vorwurf der Monopolstellung zwar recht, konnte allerdings keine Anzeichen dafür finden, dass die USFL im Gegenzug beim Erwerb von Übertragungsrechten Nachteile gehabt hätte.

Es fand kein weiteres Spiel der USFL mehr statt – und der Scheck wurde bis heute nicht eingelöst. Gut möglich, dass der für sein Temperament bekannte US-Präsident bis heute einen Groll gegen die NFL hegt – aus eigenem Verschulden.

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