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Basketball-EM 2022: Das sind die Favoriten


Basketball-EM
Straßenhändler und Cola-Junkies: Diese Stars greifen nach dem Titel

  • Dominik Sliskovic
Von Dominik Sliskovic

Aktualisiert am 01.09.2022Lesedauer: 5 Min.
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Nikola Jokic verteidigt gegen Luka Doncic (v.l.): Gut möglich, dass die beiden NBA-Stars im EM-Finale wieder aufeinandertreffen. (Quelle: IMAGO/Milos Vujinovic)

Die Basketball-EM wird zum Schaulaufen der NBA-Profis. Dabei dürfen vor allem drei Teams große Hoffnungen haben, von ihren Starspielern zum Titel getragen zu werden. Die Favoriten im Überblick.

Es ist angerichtet: Ab Donnerstag, dem 1. September, kämpfen die 24 besten Basketball-Nationalmannschaften des Kontinents um den Europameisterschaftstitel. Das Niveau bei der diesjährigen EuroBasket dürfte besonders hoch sein, da sich eine Vielzahl von NBA-Stars entschieden haben, ihr Heimatland zu vertreten statt pünktlich bei ihren Teams in Nordamerika in die Saisonvorbereitung einzusteigen.

Auch deshalb ist der Favoritenkreis bei der Basketball-EM 2022, die unter anderem in Köln und Berlin ausgetragen wird, immens. t-online stellt Ihnen vier Nationalteams vor, unter denen der große Wurf zum Titel wohl ausgemacht wird.

Der Titelverteidiger

Slowenien geht als Titelverteidiger und Weltranglistenfünfter als natürlicher Mitfavorit in die EM. Daran ändert auch die vergeigte Generalprobe in der WM-Qualifikation gegen Deutschland nichts (71:90). Das liegt in erster Linie an einem Mann: Luka Doncic, 23 Jahre alt, Superstar der Dallas Mavericks und für viele Beobachter der kommende Dominator des Basketballs.

Der Point Guard aus Ljubljana wechselte schon mit 16 Jahren zu Real Madrid, drei Jahre später wurde er bereits zum wertvollsten Spieler (MVP) der EuroLeague, der europäischen Basketball-Königsklasse ausgezeichnet. Im NBA-Draft 2018 sicherten sich die "Mavs" Doncic an dritter Stelle. Und machen ihn seitdem Jahr für Jahr stärker. Vom anfänglichen Babyspeck des spitzbübischen 2-m-Recken ist nichts mehr erkennbar, zudem wird Doncic auch in der Defense immer robuster.

Der Zauber von "Luka Magic", wie er von Fans und Medien genannt wird, liegt jedoch nicht in körperlichen Attributen, sondern in seiner traumwandlerischen Ruhe. Wie in Zeitlupe bewegt sich Doncic durch die gegnerische Defensive, den Ball und die Spielsituation stets unter absoluter Kontrolle. Wo er keinen Durchgang findet, spielt er atemberaubende No-Look-Pässe oder setzt seine Bewacher mit Stepback-Dreierwürfen auf den Hosenboden.

Slowenien ist jedoch mehr als nur Doncic. Da wäre zum Beispiel noch Goran Dragic. Der Guard der Chicago Bulls ist mit 36 Jahren der Alterspräsident und große Mentor Doncics. Um dem 13 Jahre jüngeren Ausnahmekönner mehr Raum im Spielaufbau zu überlassen, rückt NBA-Veteran Dragic in der Nationalmannschaft auf die Shooting-Guard-Position. So kann er sich vor allem auf seine Stärke im Dreipunktewurf konzentrieren und Doncic eine wichtige Anspielstation bieten. Für den MVP der vergangenen EuroBasket dürfte es der letzte große Auftritt auf europäischem Parkett sein. Und den wird er sich vergolden wollen.

Der Weltmeister

Auch wenn Spanien als amtierender Weltmeister und Weltranglistenzweiter zur EM reist: die Iberer zählen eher zum Kreis der Geheimfavoriten. Zu tiefgreifend und unvollendet ist der Umbruch, in dem sich das Team des italienischen Coaches Sergio Scariolo befindet. Mit den Abschieden von Lakers-Legende Pau Gasol und seinem Bruder Marc, NBA-Veteran Ricky Rubio sowie EuroLeague-Ikone Sergio Llull hat der spanische Basketball seit dem WM-Titel 2019 enorm an Qualität einbüßen müssen.

Zwar kann Spanien weiter auf das Bruderpaar Willy und Juancho Hernangomez zählen, die schon 2019 im Kader waren, doch fallen die beiden NBA-Bankspieler im Vergleich zu den weggebrochenen Veteranen deutlich ab. Auch in der Rotation spürt Spanien diese fehlende Klasse. Mit Usman Garuba etwa dürfte ein zwar hochveranlagter Big Man zu ausgiebig Einsatzzeit kommen, jedoch auch ein 20-jähriger mit fehlender Wettbewerbshärte, der in der vergangenen Saison vor allem in der NBA-Ausbildungsklasse, der G League, spielen durfte.

Spanien dürfte sein Heil also vor allem in den Profis der heimischen Liga ACB, der wohl stärksten Basketballliga Europas, suchen. Spieler wie Kapitän Rudy Fernandez, der seit zehn Jahren eine Konstante beim kontinentalen Basketball-Riesen Real Madrid ist und mit seiner Erfahrung den Unterschied machen könnte.

Der Superstar

Giannis Antetokounmpo. The Alphabet. The Greek Freak. NBA-Champion, -MVP und -All-Star. 2,11 m Körpergröße, 110 Kilo pure Muskelmasse. Ein Big Man, der problemlos Point Guard spielt, Dreier versenkt, sich durch die Zone eurosteppt. Eine Naturgewalt. Ein Spieler, wie ihn der Basketball noch nie erlebt hat.

Dieser menschgewordene Superlativ hat ein neues Ziel: seine Heimat Griechenland zum Europameistertitel führen. Breit und stark genug wären seine Schultern, um diese kolossale Last im Stile Atlas' allein zu tragen. Aber nicht mit Giannis. Schließlich hat er doch noch seine Brüder Thanasis und Kostas, ebenfalls beide NBA-Champs, mit denen er die Mühen dieses Weges teilen kann. Wer soll die "Antetokounbros", wie sie sich nennen und vermarkten, bitte aufhalten?

Das wird die große Frage der EuroBasket sein. Denn neben der herausragenden sportlichen Qualität der Antetokounmpo-Brüder ist es vor allem ihre zutiefst persönliche Motivation, die ihnen in entscheidenden Momenten Flügel verleihen könnte: Giannis und seine Brüder wurden in den Athener Brennpunkt Sepolia hineingeboren. Als Kinder unterstützen sie die Familie als Straßenhändler und verkauften Sonnenbrillen an Touristen, teilten sich in Ermangelung finanzieller Möglichkeiten sogar die Sportschuhe. Trotz dieses Heranwachsens am äußeren Rand der Gesellschaft und wiederholter rassistischer Attacken haben die Brüder eine flammende Liebe für Griechenland in sich, die sich bei Giannis etwa in Freudentränen manifestierten, als er vor seinem Wechsel zu den Milwaukee Bucks in die NBA 2013 seinen ersten griechischen Reisepass ausgestellt bekam. Bis dahin galt er, wie auch seine ganze Familie, nämlich als Staatenloser.

Sollten die Antetokounmpos am 18. September die EM-Trophäe in Berlin in die Luft stemmen, dürfte ihre erste Destination Sepolia heißen. Dorthin, wo alles begann, dorthin, wo sie auch bereits mit der NBA-Meistertrophäe kamen, wo sie Basketballplätze und Schulanlagen stifteten. Weil sie trotz aller Entbehrungen und Hindernisse mit einem Lächeln an ihre Kindheit in den Athener Straßen zurückdenken. Wer soll ein solches Motiv bloß stoppen?

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Der Topfavorit

Auf die Frage nach dem EM-Topfavoriten fällt immer wieder zuallerst der Name eines Teams. So auch bei André "Dré" Voigt. "Serbien. Sie haben mit Nikola Jokic den wohl besten Spieler der EuroBasket, den tiefsten Kader und mit Svetislav Pesic zudem den besten Trainer, den wir bei diesem Turnier sehen werden", sagte der Journalist und Buchautor im Gespräch mit t-online.

Damit ist das Team des zweifachen Welt- und dreifachen Europameisters knapp und prägnant zusammengefasst. Ein genauerer Blick lohnt sich dennoch – allein schon wegen des "Jokers".

Der 2,11 m große Center, einst nur an 41. Stelle des NBA-Drafts von den Denver Nuggets ausgewählt, hat in den vergangenen drei Jahren eine der wohl beeindruckendsten Wandlungen der Sportgeschichte hingelegt. Vom Cola-süchtigen, übergewichtigen Trampel zum durchtrainierten, leichtfüßigen Tänzer auf dem Parkett. Seine als "Sombor Shuffle" berühmt gewordene und nach seiner Heimatstadt in Nordserbien benannte Fußarbeit verzückt Profis und Experten zugleich, gelingt es dem 130-kg-Koloss doch so, sich aus noch so misslichen Lagen zu befreien, ohne den Ball aus seinen Händen geben zu müssen.

Mit seiner Neuinterpretation der Center-Position (die fast eher einer Aufgabe der Position unterm Korb gleicht) hat sich Jokic zum Back-to-back-MVP der NBA gemausert, der für seine Denver Nuggets Spiele im Alleingang gewinnt: Defensivarbeit, Spielaufbau, Dreierwürfe – Jokic ist der Mann für alles in den Bergen Colorados.

Dass er mit solchen Leistungen in seiner Heimat Serbien längst den Heldenstatus eines Novak Djokovic erreicht hat, ist da fast schon folgerichtig. Dass er trotz der immensen Aufmerksamkeit nicht vom Druck erschlagen wird, liegt derweil an Trainer Pesic.

Der 73-Jährige, der die deutsche Basketball-Nationalmannschaft 1993 zum ersten und einzigen EM-Titel coachte, ist für seine Streitlustigkeit berüchtigt. Auseinandersetzungen mit der Presse stellt er sich mit offenem Visier, wenn er seine Spieler unfair behandelt sieht. Die danken ihm dieses Rückenfreihalten mit körperlich dominantem und schnell vorgetragenem Basketball. Eine Spielphilosophie, mit der Pesic seit nunmehr 30 Jahren den Takt im europäischen Basketball vorgibt. Für den "Alten", wie er zu seiner äußerst erfolgreichen Zeit bei Alba Berlin gerufen wurde (1993-2000, vier Meistertitel und der Sieg im Korac-Cup 1995), wäre es nach 1993 und 2001 mit Jugoslawien der bereits dritte EM-Titel.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche und Beobachtungen
  • Gespräch mit André "Dré" Voigt
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