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Olympische Spiele 2016: Lasst den Brasilianern doch die Olympia-Party!


Unfaire Fans bei den Spielen?
Lasst den Brasilianern doch ihre Olympia-Party!

Von t-online
Aktualisiert am 19.08.2016Lesedauer: 2 Min.
Die brasilianischen Fans feuern ihre Sportler an - manchmal an der Grenze zur Unsportlichkeit.Vergrößern des BildesDie brasilianischen Fans feuern ihre Sportler an - manchmal an der Grenze zur Unsportlichkeit. (Quelle: Stefan Lafrentz/imago-images-bilder)
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Ein Kommentar von Johann Schicklinski

Laura Ludwig und Kira Walkenhorst hatten gleich zwei Mal das Vergnügen. Sowohl im Halbfinale als auch im Endspiel des Olympischen Beachvolleyballturniers bekam es das deutsche Duo mit Brasilianerinnen zu tun - und musste neben dem erfolgreichen Kampf mit ihren Gegnerinnen auch gegen das Publikum anspielen, das sie permanent ausbuhte und auspfiff. Die "Meisterinnen der Coolness" gaben eine sportliche Antwort und sicherten sich mit bärenstarken Leistungen Gold.

Stabhochsprungstar Renaud Lavillenie reagierte indes weit weniger souverän auf die Anfeindungen gegen seine Person. Der Franzose gab den Zuschauern die Schuld am verpassten Olympia-Triumph, den sich stattdessen der Brasilianer Thiago Braz da Silva sicherte. Lavillenie gingen die Unmutsbekundungen des Publikums so an die Nerven, dass ihm bei der Siegerehrung die Tränen kamen und er sich zu einem unpassenden "Jesse-Owens-Vergleich" hinreißen ließ.

Das Verhalten der brasilianischen Zuschauer hat in den letzten Tagen für Verwunderung und Diskussionsstoff gesorgt. Anscheinend, so der Eindruck, wird das "Fair play" in Rio mit Füßen getreten.

Grenzen nur selten überschritten

Vor Ort ergibt sich indes ein anderes Bild. Selten sind tatsächlich Grenzen überschritten worden, so wie im Fall Lavillenie. Dem Stabhochspringer wurde keine Chance gelassen, sich auf seinen finalen Sprung zu konzentrieren. In diesem Fall hat das brasilianische Publikum tatsächlich Einfluss auf den Ausgang eines Wettbewerbs genommen.

Doch in der Regel sind die einheimischen Zuschauer schlicht und einfach parteiisch und patriotisch. Wer will es ihnen verdenken? Dem Land geht es schlecht, viel zu feiern gibt es aktuell nicht. Zudem sind vielen Brasilianern die Olympischen Spiele fremd geblieben. Diejenigen, die zu den Wettkämpfen gehen, wollen dort ihre Landsleute anfeuern und möglichst siegen sehen.

Im Fußball erlaubt, bei Olympia verpönt?

Fußball ist auch in Brasilien der Volkssport Nummer eins. Während beim Kampf ums runde Leder - auch in Deutschland - nach Herzenslust gepöbelt, geschrien und gepfiffen werden darf, soll bei anderen Sportarten während der Olympischen Spiele eine spezielle Etikette gelten? Das ist den Brasilianern nur schwer zu vermitteln. Dass Olympia in Europa auch für friedliche Stimmung und Respekt für den Gegner steht, ist vielen Einheimischen unbekannt. Sie wurden mit Sport anders sozialisiert und übertragen bei den ersten Spielen in Südamerika die Stimmung, die sie aus den Fußballstadien kennen, in die Olympia-Arenen.

Sollen sie feiern, sollen sie Krach machen

Zugegeben: Für Fechter oder Tennisspieler mag das in dieser extremen Ausprägung neu sein. Doch wer in Rio vom großteils brasilianischen Publikum erwartet hat, dass dieses sportliche Höchstleistungen anerkennend goutiert und im Anschluss höflich Applaus spendet, ist schlicht und einfach einer Fehleinschätzung unterlegen.

Diese Art des Anfeuerns gehört für Brasilianer zur Folklore des Sports. Sie feiern ihre Party und wollen möglichst Medaillen und Erfolge für ihr Land. Dagegen ist bei diesen ansonsten doch recht stimmungsarmen Olympischen Spielen nichts einzuwenden. Sollen sie feiern, sollen sie Krach machen - so lange keine Grenzen überschritten werden. Den Olympia-Gastgebern vorzuschreiben, wie sie sich zu verhalten haben, ist unangebracht.

Größe in der Niederlage

Dass das brasilianische Publikum auch fairen Sportsgeist besitzt, bewies es immer wieder. Etwa nach dem Beachvolleyballfinale: bei der Siegerehrung feierten sie Ludwig/Walkenhorst mit Standing Ovations. Dass das deutsche Duo völlig verdient Gold geholt hatte, erkannten sie an. Und zeigten Größe in der Niederlage.

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