Zu spät aufgewacht DHB-Team hadert: "Dann hätte Frankreich keine Chance gehabt"
News folgenDrei Sekunden vor Schluss platzte der Gold-Traum der deutschen Handballer bei Olympia 2016. Frankreichs Daniel Narcisse sprang hoch, warf - und traf. In einem verrückten Halbfinal-Krimi unterlag die DHB-Auswahl trotz einer schier unglaublichen Aufholjagd und einer dramatischen Endphase dem Top-Favoriten mit 28:29 (13:16).
Sie verpasste damit denkbar unglücklich die Chance auf den ersten deutschen Olympiasieg seit dem DDR-Gold 1980 in Moskau.
Bad Boys wachen zu spät auf
"Das war ein ganz bitteres Ende für uns", sagte Bundestrainer Dagur Sigurdsson, während Kreisläufer Patrick Wiencek beklagte: "Frankreich hätte keine Chance gehabt, wenn wir immer so gespielt hätten wie in der Schlussphase." Die Bad Boys wurden allerdings erst böse, als es eigentlich schon viel zu spät war.
Ausgleich 58 Sekunden vor Schluss
Nach einem 15:22-Rückstand in der 42. Minute nahmen die deutschen Handballer ihr Herz in beide Hände und kamen 58 Sekunden vor Schluss zum Ausgleich - 28:28. Alles war wieder möglich. Doch dann warf Narcisse.
Die DHB-Auswahl hatte davor lange Zeit ihre schlechteste Turnierleistung gezeigt. "Wir sind einfach nicht ins Spiel gekommen, Frankreich hat eine phantastische erste Halbzeit gespielt", sagte Sigurdsson. "Wenn du gegen die Franzosen gewinnen willst, musst du 100 Prozent an deinem Limit spielen, das haben wir 40 Minuten nicht getan", ergänzte Teamchef Bob Hanning und räumte ein: "Die Niederlage ist verdient, wenn man das ganze Spiel anschaut."
Gebrauchter Tag für Wolff - Torwart Omeyer überragend
Vor allem die zuletzt hoch gelobte Abwehr hatte die ausgebufften Franzosen um Superstar Nikola Karabatic nie richtig in den Griff bekommen. Zudem erwischte EM-Held Andreas Wolff einen rabenschwarzen Tag im Tor.
Doch auch vorne scheiterten die Deutschen wahlweise an den eigenen Nerven - oder an Torwart-Ikone Thierry Omeyer. Steffen Weinhold meinte: "Es ist ohnehin schon bitter, dass wir verloren haben. Doch noch bitterer ist, dass wir soviele Bälle verworfen haben."
Als Narcisse nach neun Minuten mit dem sechsten französischen Torwurf zum 6:3 traf, ließ sich Keeper Wolff entnervt auswechseln. Sigurdsson forderte wenig später in der Auszeit: "Wir müssen anfangen zu kämpfen." Seine Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Zwar konnten seine Spieler zunächst nicht entscheidend verkürzen und es dauerte bis zur 16. (!) Minute bis zur ersten Torhüterparade durch Silvio Heinevetter, Deutschland kämpfte sich danach aber erst einmal ins Match.
Doch auch im zweiten Abschnitt rief zunächst einzig Uwe Gensheimer sein Potenzial ab. Als die französischen Altmeister durch einen Doppelschlag von Karabatic und Omeyer, die jeweils quer über das gesamte Feld ins verwaiste deutsche Tor trafen, auf 22:15 erhöhten, deutete sich ein Debakel an.
Frankreich vor dem Hattrick
Dann kamen die Deutschen in Fahrt, kämpften glichen sogar aus. Die Franzosen behielten jedoch beim letzten Angriff die Nerven. Sie stehen nun kurz vor dem Gold-Hattrick. Europameister Deutschland winkt als "Trostpreis" die Bronzemedaille. Gegner im Spiel um Platz drei ist am Sonntag Polen (15.30 Uhr MESZ). Das bislang letzte olympische Edelmetall hatte Deutschland 2004 in Athen gewonnen. Damals gab es Silber.
