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Olympia 2021 | Wellbrock holt Gold im Freiwasser: "Ein bisschen unwirklich"


Goldener Olympia-Triumph
Wellbrock: "Es ist ein bisschen unwirklich"

  • Melanie Muschong
Von Melanie Muschong, Tokio

Aktualisiert am 05.08.2021Lesedauer: 3 Min.
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Florian Wellbrock: Der Schwimmer hat mit seinem Gold-Erfolg in Tokio Historisches geschafft.Vergrößern des Bildes
Florian Wellbrock: Der Schwimmer hat mit seinem Gold-Erfolg in Tokio Historisches geschafft. (Quelle: David Goldman/ap-bilder)

Lange sah es so aus, als würde Florian Wellbrock in Tokio den ganz großen Coup verpassen. Doch dann schwamm er im Freiwasser souverän zu Gold. Ein Erfolg, der den deutschen Schwimmstar selbst ein wenig überraschte.

Zweimal musste Florian Wellbrock im Becken zusehen, wie die Konkurrenz ihn auf den letzten Metern einholte. Über die 800 Meter Freistil und die 1.500 Meter Freistil reichte am Ende der Speed nicht aus. Doch das, was der deutsche Schwimmer in der Nacht zu Donnerstag (MESZ) im Freiwasser ablieferte, war das komplette Gegenteil: Er zog von Beginn an davon, musste nicht um Plätze kämpfen und brach auch nicht ein. Der Olympiasieg über die 10.000 Meter war so souverän, dass er es selbst nicht glauben konnte. Und er ist ein Statement für seine Sportart, in der die Deutschen so lange schon nicht mehr siegen konnten.

"Es ist ein bisschen unwirklich", sagte Wellbrock in der kleinen Presserunde nach seinem Gold-Sieg selbst. Der gebürtige Bremer ist der erste männliche deutsche Schwimm-Olympiasieger seit Michael Groß 1988. Und es ist das erste deutsche Schwimm-Gold seit dem Doppelerfolg von Britta Steffen in Peking 2008. Wellbrock hat das erreicht, was sich der deutsche Schwimmverband seit Jahren gewünscht hat – und wurde zudem seiner Favoritenrolle gerecht.

"Fühlt sich unglaublich gut an"

"Ich hatte tatsächlich ein bisschen Frust bei den Pool-Wettkämpfen, gerade die 800 Kraul liefen nicht ganz so und auch über die 1.500 habe ich vom Amerikaner einen kleinen Dämpfer bekommen. Das hat mich fürs letzte Rennen extrem motiviert und wurde mit einem recht souveränen Rennen und Gold belohnt. Das fühlt sich unglaublich gut an", sagte der Sportler des SC Magdeburg.

Ihm gelang dieser Coup unter Extrembedingungen: Einer Wassertemperatur von fast 30 Grad, praller Sonne und einem extrem frühen Start um 6.30 Uhr. Wellbrock dazu lässig: "Ich bin nach der ersten Boje um die Kurve rum und dachte: 'Jungs, wollt ihr keinen Wettkampf schwimmen heute?' Viele waren von der Wassertemperatur eingeschüchtert. Ich habe schon beim Training gemerkt, dass es sich nicht so viel wärmer als ein Schwimmbecken anfühlt." Doch dann schob er nach, dass auch er nicht weiter als bis zur Ziellinie hätte schwimmen können: "In der letzten Runde wurde es doch relativ warm und hätte ich 100 Meter mehr schwimmen müssen, wäre es wahrscheinlich doch recht knapp geworden."

"Hat mich überrascht"

Und dann strahlte Wellbrock und blickte auf die Goldmedaille, die ihm um den Hals hing. "Dass ich so gut durchgekommen bin, hat mich doch ein bisschen überrascht." Doch die Sonne spürte er schon. Gleich nach dem Wettkampf musste er sich abkühlen und verließ die Pressekonferenz nach knapp fünf Minuten – vermutlich, weil die Folgen der Wärme und des Rennens seinem Körper zu schaffen machten.

Doch: Wellbrock kämpfte und gab nicht auf. "Ich wollte es einfach nur noch ins Ziel bringen. Am Schluss hatte ich Probleme mit der Atmung", sagte er. Nach dem Wettkampf lag Magdeburger am Boden, ein kühles Handtuch über dem Kopf. "Es ist ein unglaublich cooles Gefühl zu sagen, man ist Olympic Champion, das hat es lange nicht gegeben. Und wenn ich mir den Verlauf der Wettkämpfe anschaue, dass ich immer stärker geworden bin, das gibt mir so viel Motivation und Selbstbewusstsein für die kommenden Jahre. Um das in richtige Worte zu packen, brauche ich noch ein bisschen Abstand."

"Die waren baff"

Nach den Spielen in Rio, bei denen für Wellbrock früh Schluss war, gaben ihm seine Familie und besonders seine Verlobte, Sarah Köhler, Kraft. Das half ihm auch an diesem Donnerstag. "Ich würde behaupten, dass ich ein sehr familiärer Mensch bin und es tut unglaublich gut zu wissen, dass die Familie wach ist, wenn ich auch wach bin. Sie haben ihren Rhythmus auch umgestellt. Sarah ist bei meinen Eltern zu Hause, sie haben zu dritt das Rennen geschaut. Die waren auch baff, weil sie mit so einem starken Abschluss nicht gerechnet haben."

Ein Abschluss, der die Spiele in Tokio für Wellbrock nach holprigem Start mehr als versöhnlich enden ließ. Und einer, der für den deutschen Schwimmsport nach langer Zeit wieder ein neuer Anfang ist.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
  • Presserunde mit Florian Wellbrock in Tokio
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