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Rosi Mittermaier ist tot: Dieser Sommer machte sie zu "Gold-Rosi"


Zum Tod von Rosi Mittermaier
Ein Sommer veränderte alles – und machte sie zur "Gold-Rosi"

MeinungEin Nachruf von Benjamin Zurmühl

Aktualisiert am 05.01.2023Lesedauer: 3 Min.
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Rosi Mittermaier mit ihren Olympischen Medaillen: In Innsbruck wurde die Skirennläuferin zur Legende.Vergrößern des Bildes
Rosi Mittermaier mit ihren Olympischen Medaillen: In Innsbruck wurde die Skirennläuferin zur Legende.

Die Skirennfahrerin Rosi Mittermaier ist tot. Mit ihr geht nicht nur eine begnadete Sportlerin, sondern ein Vorbild für Generationen.

Im Sommer 1975 war Rosi Mittermaier frustriert, sehr frustriert. Die Skirennfahrerin von der Winklmoos-Alm war trotz ihres großen Talents noch ohne große Titel. Dabei hatte die 24-Jährige so viel für den alpinen Skirennsport geopfert. Sie hatte sich in jungen Jahren ihren Knöchel gebrochen, den Unterschenkel auch. Ihre Jugend bestand vor allem aus Training und Wettbewerb, weniger aus Tanzen und Feiern.

Dass sie nun in jenem Sommer noch immer nicht ganz oben angekommen war, ärgerte sie. "Wenn ich schon zehn kostbare, unwiederbringliche Jahre dem Skisport gegeben und meine sonstigen Talente und mein Privatleben dem Sport untergeordnet hatte, dann musste das Resultat einfach ein anderes als bisher sein", schrieb sie in ihrer Biografie "Ski-Zirkus". Für Mittermaier war klar: Sie musste endlich Erfolg haben. Dieser Sommer 1975 sollte alles verändern – und tat es auch.

Video | Rosi Mittermaier im Alter von 72 Jahren gestorben
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Quelle: t-online

Sie setzte auf Gymnastik und Konditionstraining, änderte ihre Routine. Ein halbes Jahr später reiste Mittermaier in Topform nach Innsbruck. Die Olympischen Spiele standen an. Anderthalb Wochen später hingen gleich drei Medaillen um ihren Hals. Gold in der Abfahrt, Gold im Slalom, Silber im Riesenslalom. Mittermaier war ganz oben angekommen, und der Spitzname "Gold-Rosi" war geboren. Ihr stolzes Lächeln sollte sie nie mehr verlieren.

Auch nicht, als sie wenige Monate später ihre Karriere beendete. An einem Punkt, an dem andere Sportlerinnen nun hungrig auf weitere Erfolge gewesen wären, traf die frischgebackene Olympiasiegerin eine vollkommen andere Entscheidung. Mit nur 25 Jahren machte "Gold-Rosi" Schluss – und wurde trotzdem zum Vorbild für Generationen.

Das "Glücksschweinderl" vom Christian

Denn mit ihrer fröhlichen, bodenständigen Art verschwand sie nie aus der Öffentlichkeit. Mittermaier heiratete 1980 die Liebe ihres Lebens, Christian Neureuther. Der war auch schon bei ihrem größten Erfolg dabei, zumindest indirekt. An ihrem linken Handgelenk trug "Gold-Rosi" bei ihrer Präsentation ein Geschenk von Christian: ein goldenes Armband mit einem Anhänger, den sie ihr "Glücksschweinderl" taufte. Das goldene Schwein sei der wahre Grund für ihr "Glücksjahr" 1976 gewesen, berichtete sie noch vor wenigen Jahren. Natürlich mit einem Lächeln im Gesicht.

Mittermaier wurde Mutter, brachte 1981 eine Tochter, Ameli, zur Welt. Drei Jahre später folgte der Sohn Felix. Sie wurde Designerin – er Skirennläufer. Dazu hatte ihn seine Mutter aber nicht gedrängt. Ganz im Gegenteil. In einem Brief an seine Mutter, erschienen in der "Welt", schrieb er zu ihrem 70. Geburtstag: "Es gab da ein Schlüsselerlebnis. Ich war dreizehn, du fuhrst mich zu einem Fußball-Auswahltraining und sagtest: 'Schau, da ist die Umkleide, da ist der Fußballplatz, da gehst du jetzt hin, und dann hast du Spaß. Wir sehen uns danach.' Du gingst dann 500 Meter weit weg, schautest zwar aus der Ferne immer mal rüber, kamst aber nicht näher, weil du nicht wolltest, dass die Leute wissen, dass ich dein Sohn bin. Ich sollte als normaler Bub aufwachsen und nicht als 'Sohn von'. Andere Eltern standen am Spielfeldrand, schrien hinein und pushten ihre Kinder. Da merkte ich: 'Fußball ist zwar cool, aber mein Zuhause ist wie das meiner Eltern die Natur. Da bin ich frei. Ich will nicht dort sein, wo Eltern am Rand stehen und brüllen.'"

Diese Anekdote passt zu Mittermaiers bodenständigem Auftreten. Sie wirkte stets glücklich und dankbar für das, was sie hatte und erleben durfte. Und sie wusste es zu schätzen. Gemeinsam mit ihrem Ehemann erkundete sie die Natur, vor allem die bayrische. Die Berge, die sie jahrelang im Eiltempo heruntergerast waren, wanderten sie nun gemeinsam hoch.

"Fröhlich bin ich sowieso"

Die "Gold-Rosi" war nicht nur während ihrer Karriere ein Vorbild, auch danach lebte sie Dinge vor, an denen sich Tausende Menschen ein Beispiel nahmen. Sie hatte ein Herz für wohltätige Organisationen, war Schirmherrin der Deutschen Kinderrheuma-Stiftung und Botschafterin der Initiative gegen Knochenschwund. Mittermaier nahm zudem an Charity-Läufen und anderen Veranstaltungen für den guten Zweck teil.

Und wenn ihr Sohn eine Skipiste herunterraste, dann war sie nicht weit weg, verbreitete an den Mikrofonen von ARD und Co. Freude am Wintersport und an der Natur. Es wirkte nie aufgesetzt, sondern immer ehrlich, wenn sie über die Begeisterung für ihre Sportart sprach. Anders konnte es die "Gold-Rosi" auch nicht.

Auch deswegen ist der Titel eines ihrer letzten Bücher wohl auch der passendste: "Fröhlich bin ich sowieso".

Am Dienstag ist Rosi Mittermaier nach langer schwerer Krankheit gestorben. Rosi Mittermaier hinterlässt ihren Ehemann Christian, ihre Tochter Ameli, ihren Sohn Felix sowie drei Enkelkinder.

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