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"Das sind meine drei Top-Favoriten auf den Gesamtweltcup"


Sven Hannawald im Interview
"Das sind meine Top-Favoriten auf den Gesamtweltcup"

t-online, Tobias Ruf

Aktualisiert am 16.11.2017Lesedauer: 4 Min.
Sven Hannawald traut den deutschen Skispringern in der anstehenden Saison viel zu.Vergrößern des BildesSven Hannawald traut den deutschen Skispringern in der anstehenden Saison viel zu. (Quelle: Peter Kneffel/dpa-bilder)
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Bis heute ist Sven Hannawald der einzige Springer der Geschichte, der in einem Jahr alle vier Springen bei der Vierschanzentournee gewann. Mit einem Olympiasieg, vier WM-Titeln und 18 Weltcup-Siegen ist er einer der erfolgreichsten deutschen Skispringer der Geschichte.

Im Interview mit t-online.de blickt der 43-Jährige auf die anstehende Skisprung-Saison, die am Samstag im polnischen Wisla beginnt und mit Highlights nur so gespickt ist. Dabei sieht er mindestens einen deutschen Springer in einer hervorragenden Ausgangsposition.

Das Interview führte Tobias Ruf

t-online.de: Herr Hannawald, hat Andreas Wellinger realistische Chancen, den Gesamtweltcup zu gewinnen?

Sven Hannawald (43): Die Chancen hat er auf jeden Fall. Er hat krafttechnisch im Sommer nochmal zugelegt und ist gegen Ende der Sommer-Grand-Prixs richtig in Fahrt gekommen. Daher traue ich ihm viel zu in dieser Saison, auch wenn die Konkurrenz sehr stark ist. Ein weiterer Vorteil aus Wellingers Sicht ist sicher auch, dass der Druck nicht nur auf seinen Schultern liegt. Deutschland hat ein starkes Team, da muss nicht nur Wellinger die Kohlen aus dem Feuer holen.

Apropos Team. Können Richard Freitag und Markus Eisenbichler in dieser Saison bis ganz in die Weltspitze vordringen?

Beide haben definitiv das Potenzial dazu. Die Frage ist nur, ob sie es aus mentaler Sicht auch auf die Schanze kriegen. Sie sind auf dem Sprung an die Weltspitze, da läuft man Gefahr, dass man Erfolge erzwingen will. Und das ist im Skispringen kein guter Ratgeber.

Severin Freund hingegen verpasst nach zwei Kreuzbandrissen die gesamte Saison. Wie schwer wird er es haben, nach dieser Leidenszeit in den Weltcup zurückzukehren?

Das ist schwer zu prognostizieren. Das Skispringen entwickelt sich weiter, da ist so eine lange Pause natürlich schwer zu verarbeiten. Aber Severin hat das Potenzial, den Anschluss wieder zu finden. Die Qualität hat er, das steht außer Frage. Auch hier wird die mentale Komponente eine ganz wichtige Rolle spielen. Ich traue es ihm zu, einfach wird es aber nicht.

2005 beendete Sven Hannawald seine aktive Karriere, ist aber als TV-Experte für Eurosport heute wieder zurück im Skisprungzirkus. 2016 gründete er mit seinem Partner Sven Ehricht eine Unternehmungsberatung für Corporate Health und Sportlermanagement, hält moderierte Vorträge und Seminare. Website: www.Sven-Hannawald.com

Wer sind denn neben Wellinger die Favoriten auf den Gesamtweltcup?

Dawid Kubacki hat im Sommer eine beeindruckende Leistung gezeigt und jedes Springen, an dem er teilgenommen hat, auch gewonnen. Er hat technische Umstellungen vorgenommen, die gefruchtet haben und ihn zu einem Mitfavoriten machen. Insgesamt sind die Polen gut aufgestellt, auch Kamil Stoch gehört zu den heißen Kandidaten im Kampf um den Gesamtweltcup. Und dann muss man natürlich Stefan Kraft auf der Rechnung haben. Meine drei Top-Favoriten sind Wellinger, Kubacki und Kraft.

Weltcup, Vierschanzentournee, Skiflug-WM, Olympia . . . Ist der Kalender in diesem Jahr zu aufgebläht?

Nein. Statt normaler Weltcup-Springen finden die Skiflug-WM und die Olympischen Spiele statt. Dadurch ist die Belastung für die Springer nicht höher, als in einer Saison ohne WM und Olympia. Für die Springer ist dieser Winter sogar besonders reizvoll. Sie haben viele Gelegenheiten, Titel und Medaillen zu gewinnen.

Ist es überhaupt möglich, bei allen Wettbewerben ganz vorne dabei zu sein? Oder muss man zwangsläufig auf ein Event hinarbeiten?

Ich glaube nicht, dass man eine Saison mit so vielen Highlights punktgenau planen kann. Dafür gibt es zu viele Faktoren, die man im Skispringen nicht beeinflussen kann. Was, wenn beispielsweise bei Olympia plötzlich die äußeren Bedingungen nicht passen oder man sich kurz vor dem Wettkampf verletzt? Da ist das Risiko einfach zu groß, sich nur auf ein gezieltes Event zu konzentrieren.

Wie geht man dann einen solchen Highlight-Winter an?

Die Teams werden zunächst versuchen, gut in die Saison zu starten und sich dann auf die Vierschanzentournee konzentrieren. Das ist das erste große Highlight in dieser Saison. Danach zieht man Bilanz und nimmt die nächsten Highlights in Angriff.

Welchen Einfluss wird der Wegfall der Setzliste haben? Bundestrainer Werner Schuster hat diese Regeländerung bspw. kritisiert . . .

Für die Zuschauer ist das eine positive Entwicklung. Schon in der Qualifikation ist der Konkurrenzkampf entsprechend hoch, das erhöht die Spannung und garantiert, dass die Fans schon vor dem Wettkampf die besten Springer im Feld sehen können. Aus Sicht der Top-Athleten ist diese Regeländerung natürlich eine Umstellung. Der Qualifikationssprung ist eigentlich der erste Wettkampfsprung. Dadurch können die Springer weniger taktieren, als das bisher der Fall war. Ich habe im Laufe meiner Karriere, wenn ich entsprechend gut in Form war, den Qualifikations-Sprung gerne ausgelassen. Diese Option fällt jetzt weg.

Aus anderen Disziplinen und Ländern ist von einem möglichen Olympia-Boykott die Rede. Wie schätzen Sie das ein?

Aus Athleten-Sicht ist dieser Gedankengang natürlich nachvollziehbar. Vor den Olympischen Spielen 2002 in Salt Lake City waren wir nach dem 11. September 2001 mit ähnlichen Debatten konfrontiert. Letztlich sind wir aber alle gefahren und haben tolle Spiele erlebt. Und so wird das meiner Meinung nach in Südkorea sein. Gerade wenn die Lage vor Ort angespannt ist, wird auf die Sicherheit besonders hohen Wert gelegt.

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