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Eckart von Hirschhausen im Interview: "Tränen, die man lacht, muss man nicht mehr weinen"


Unterhaltung
Interview mit Eckart von Hirschhausen: "Tränen, die man lacht, muss man nicht mehr weinen"

t-online, Lars Schmidt

Aktualisiert am 12.12.2011Lesedauer: 8 Min.
Eckart von Hirschhausen und die MausVergrößern des BildesEckart von Hirschhausen und die Maus (Quelle: WDR / Sachs)
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Viele kennen ihn als Moderator aus dem Fernsehen. Doch Eckart von Hirschhausen sieht sich in erster Linie als Komiker und steht lieber auf der Comedy-Bühne als vor der TV-Kamera. Im Interview mit t-online.de sprach der studierte Mediziner über Arztwitze, sein Live-Programm "Liebesbeweise" und die Nachfolge von Thomas Gottschalk.

t-online.de: "Ärzte sind ja für ihren speziellen Humor bekannt. Es gibt die Kategorie Arztwitze. Wie kommt das?"

Eckart von Hirschhausen: "Lachen baut Ängste ab. Deshalb gibt es so viele Witze über Krankheit, Alter, Tod und Ehekrisen. Das Leben ist zu wichtig um es ernst zu nehmen, hat Oscar Wilde das mal genannt. Und die Tränen, die man lacht, muss man nicht mehr weinen. Deshalb setze ich mich ja auch so ein dafür, dass Humor im Krankenhaus eine therapeutische Rolle spielt."

t-online.de: "Sie haben 2008 die Stiftung 'Humor hilft heilen' gegründet, was machen Sie da genau?"

Eckart von Hirschhausen: "Wir bringen Clowns in Krankenhäuser, vor allem auf die Kinderstationen. Lachen ist die beste Medizin. Man weiß heute, Lachen ist ein gutes Schmerzmittel. Wer es nicht glaubt, darf es am eigenen Leibe ausprobieren. Hauen sie sich kräftig mit einem Hammer auf den eigenen Daumen. Das tut weh. Machen sie das einmal alleine und dann noch mal in Gesellschaft. Mit anderen kann ich sofort über mein Missgeschick lachen, und der Schmerz lässt nach. Und deshalb sollten Menschen mit Schmerzen nicht alleine sein und etwas zu lachen bekommen. 'Humor hilft heilen' organisiert auch Seminare für die Pflegekräfte, wie sie humorvoller mit den oft belastenden Situationen auf Station umgehen können. Und ich finanziere Studien, um die Clownsarbeit wissenschaftlich zu begleiten und zu untermauern. "

t-online.de: "Können Sie uns Ihren Lieblingswitz erzählen?"

Eckart von Hirschhausen: "Dazu sind es zu viele! Ein Witz ist ja nur so gut, wie er auch zu der Situation passt, in der er erzählt wird. Wir lachen tags über andere Dinge als nachts. Wenn der Chef einen Witz erzählt, reagieren wir ganz anders als auf denselben Witz von einem Kumpel in der Kneipe. Ein ganz kurzer, den ich gerade mag: 'Geht ein Indianer zum Friseur. Kommt wieder raus. Ist sein Pony weg.' Aber wo wir über Medizinerhumor reden: 'Kommt ein Mann zum Arzt mit einem Frosch auf dem Kopf. Fragt der Arzt: Wie ist das denn passiert? Sagt der Frosch: Den hab ich mir eingetreten!' Die besten Witze habe ich gerade mit Hellmuth Karasek als Hörbuch herausgebracht. Er ist ein begnadeter Erzähler und wir haben uns zwei Abende in Berlin in der 'Bar jeder Vernunft' hingesetzt und vor Publikum die schönsten Anekdoten, Witze und Ideen zu den psychologischen Fragen des Humors in einem sehr lebendigen Dialog aufgenommen. Der Erlös der CD 'Ist das ein Witz - kommt ein Literaturkritiker zum Arzt' geht an 'Humor hilft heilen'. Mir hat jemand schon geschrieben, dass er die CD im Auto hören wollte, aber so lachen musste, dass er rechts rangefahren ist, um sie zu Ende zu hören."

t-online.de: "Sie sind gerade mit dem Programm 'Liebesbeweise' auf Tournee. Was bekommt das Publikum von Ihnen geboten?"

Eckart von Hirschhausen: "'Liebesbeweise' deutet das Humorpotential schon im Titel an: einerseits Liebe als Gefühl und andererseits der Wunsch nach Beweisen. Und weil ich nicht nur Mensch und Mann bin, sondern auch noch Arzt, interessieren mich alle Facetten: was man über Hormone weiß, über das Hirn, wie wir uns verlieben und gewöhnen. In jedem von uns steckt ein Romantiker und ein Realist. Der Romantiker sagt, es gibt für jeden Menschen auf der Welt genau einen richtigen Partner. Und der Realist sagt: Da muss ja nur einer den falschen nehmen, dann geht´s für alle nicht mehr auf."

t-online.de: "Sie geben da unter anderem 'Sextipps, die wirklich funktionieren'. Hat sich hinterher schon mal jemand beschwert, weil Ihre Tipps doch nicht funktioniert haben?"

Eckart von Hirschhausen: "Hinterher nicht - nur währenddessen... (lacht). War ein Scherz. Was an jedem Bühnenabend passiert: Menschen kommen nach der Show, wenn ich Autogramme gebe, auf mich zu und bedanken sich. Viele sagen, sie hätten seit Jahren nicht mehr so viel gelacht, ohne dass jemand vorgeführt wurde oder man sich über andere lustig macht. Das ehrt mich. Ich will 'nachhaltige' Komik machen ohne bitteren Nachgeschmack. Die Zuschauer gehen glücklich nach Hause und nehmen viele Ideen für den Alltag mit, in dem ganzen Beziehungschaos nicht zu verzweifeln und vor allem zu wissen: Sie sind damit nicht allein!"

t-online.de: "Die Fernsehzuschauer der ARD sehen Sie eher als TV-Moderator, die RTL-Zuschauer aber eher als Komiker. Wie erklären Sie sich das?"

Eckart von Hirschhausen: "Die Sender haben unterschiedliche Stärken - und ich auch. Das passt gut zusammen. So wie Günther Jauch in der ARD auch mit anderen Themen auftritt als bei RTL, so bin ich wunderbar bei den Themen mit medizinischem Bezug wie 'Das fantastische Quiz des Menschen' bei der ARD aufgehoben. Die Live-Programme oder Gastauftritte für Comedy-Sendungen sind bei RTL sehr gut platziert. Ich beobachte, dass die scharfe Trennung zwischen den Sendern sich immer mehr überholt, so wie in der Musik ja auch nicht mehr streng zwischen E- und U-Musik unterschieden wird, sondern zwischen gut und schlecht, interessant oder langweilig."

t-online.de: "Gibt es denn beim Thema Humor einen Unterschied zwischen öffentlich-rechtlichem und privatem Fernsehen in Deutschland?"

Eckart von Hirschhausen: "Die ARD renoviert gerade ihre Satiresendungen und ich bin sehr gespannt, was sich da entwickelt. Dem ZDF ist es mit der 'heute show' und Pelzig gelungen, sehr gute Leute aufzubauen. Ein Senderverbund mit einer solchen Bandbreite wie das Erste hat es objektiv schwerer, Themen und Marken zu besetzen und eine Verlässlichkeit aufzubauen. Das hab ich gemerkt, als ich bei Harald Schmidt öfter zu Gast sein durfte, wie oft die Sendung dann wegen aktueller Ereignisse verlegt werden musste. Aber das ist ja auch der Auftrag, für den ich gerne Gebühren bezahle!"

t-online.de: "Über wen und was können Sie lachen?"

Eckart von Hirschhausen: "Ich bin ein großer Loriot-Fan. Aber in Deutschland gibt es noch unglaublich viele gute Komiker und witzige Autoren. Also, wer in Deutschland nichts zu lachen hat, ist selber schuld. Aber noch lieber als im Fernsehen erlebe ich gute Bühnenkünstler live."

t-online.de: "Seit zwei Jahren führen Sie mit Bettina Tietjen durch die NDR-Talkshow 'Tietjen und Hirschhausen'. Wer war Ihr skurrilster Gast?"

Eckart von Hirschhausen: "Wir haben uns eine Zeit lang gegenseitig Überraschungsgäste eingeladen, um spontane Gespräche zu führen. Bettina für mich und umgekehrt. Da waren sehr skurrile Momente dabei: eine Luftgitarrenweltmeisterin, eine Imkerin oder auch zwei indische Taxifahrer aus Hamburg, die dann unser Studio mit Singen und Tanzen kurzerhand in Bollywood verwandelt haben."

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t-online.de: "In Ihrer Talkshow geht es oft sehr stimmungsvoll zu. Wie groß sind da Ihre Freiheiten als Moderator, aus dem gängigen Frage-Antwort-Schema auszubrechen und etwas Spontanes zu tun?"

Eckart von Hirschhausen: "Das darf ich, und das ist sogar erwünscht. Ich sehe mich natürlich in erster Linie als Gastgeber und Interviewer. Aber wenn es eine schöne Vorlage gibt, wo mir spontan etwas einfällt, wäre es doch schade, dann nicht gemeinsam zu lachen. Bettina Tietjen ist auch eine wunderbare Partnerin, wir mögen uns und so dürfen wir auch frotzeln oder ins Wort fallen, ohne dass der andere beleidigt ist. Das macht die Lebendigkeit unserer Sendung aus, die Gäste fühlen sich wohl, beteiligen sich auch untereinander viel mehr als bei anderen Formaten. Diese Freude spüren die Zuschauer. Wir können aber auch ernst! Die Mischung macht´s."

t-online.de: "Gab es schon einen Talkgast, der Sie sprachlos gemacht hat? Wenn ja, wer war das?"

Eckart von Hirschhausen: "Die Redaktion hatte mir als Überraschungsgast einen Zen-Mönch aus Kiel eingeladen, weil ich mich sehr für die medizinische Wirkung von Meditation interessiere. Das war sehr spannend und mit dem habe ich dann spontan in der Sendung eine Minute geschwiegen. Das gab es meines Wissens auch noch nie in einer Talkshow."

t-online.de: "Mit 'Frag doch mal die Maus' und 'Das Fantastische Quiz des Menschen' moderieren Sie zwei große Abendshows in der ARD. Sind für die Zukunft weitere Show-Formate mit Ihnen geplant?"

Eckart von Hirschhausen: "Durch Olympia und EM gibt es im nächsten Jahr weniger freie Sendeplätze im Ersten. Beide Sendungen laufen glücklicherweise weiter, das Menschen-Quiz nach dem großen Erfolg vom letzten Jahr vielleicht sogar mit ein oder zwei Zusatzterminen. Mir und den Zuschauern hat auch das Thema mentale Fitness und intelligente Unterhaltung in der Eventshow 'Deutschlands größter Gedächtnistest' viel Spaß gemacht. Ideen gibt es genug. Jetzt schreibe ich aber erst mal wieder ein Buch, die Fortsetzung von 'Die Leber wächst mit ihren Aufgaben'."

t-online.de: "Das ZDF sucht ja noch immer einen Nachfolger für Thomas Gottschalk als 'Wetten, dass..?'-Moderator. Wurden Sie schon gefragt, ob Sie den Job übernehmen möchten? Wäre das was für Sie?"

Eckart von Hirschhausen: "Ich bin sehr glücklich mit 'Frag doch mal die Maus', viele Elemente sind aber ähnlich: wir haben spannende Promis, Show-Acts, große Experimente im Studio und sowas wie eine Außenwette. Nur habe ich statt Michelle Hunziker die Maus an meiner Seite. Spaß beiseite, ich mag den Wechsel zwischen 'normalen' und prominenten Gästen, auch in unserer NDR-Sendung. Für jemanden, der de facto erst seit zwei Jahren im Fernsehen in der Primetime moderiert, strebt man so etwas wie 'Wetten dass..?' nicht als Erstes an. Man muss sich ja noch steigern können. Aber ich sage nicht ab, ohne gefragt zu werden!"

t-online.de: "Wie sehen Sie - unabhängig von der Moderationsfrage - die öffentliche Diskussion um die Zukunft von 'Wetten, dass..?'?"

Eckart von Hirschhausen: "Das, was Gottschalk kann, können nur sehr wenige. Es sieht alles so leicht und locker aus, aber was dahinter steckt, was für ein Können, das unterschätzen viele. Wir Moderatorenkollegen aber wissen es ganz genau: Daher gibt es so viele Absagen. Es gibt viel zu wenig Live-Sendungen und Moderatoren, die frei Schnauze durch einen Abend führen können. Thomas Gottschalk hat das Handwerk lernen können in einer anderen Zeit und einem anderen Umfeld. Aber die wenigsten Moderatoren meiner oder der nächsten Generation haben die Chance sich so auszuprobieren und zu experimentieren. Ich hatte meine 'Lehr- und Wanderjahre' als Moderator. Im Varieté konnte ich üben, ohne dass Millionen zugesehen haben. Das Publikum hat ein Gespür für das 'Echte'. Das sieht man bei 'The Voice of Germany' genauso wie beim Erfolg der Bühnenprogramme: Was vor echtem Publikum funktioniert, 'überträgt' sich auch ins Wohnzimmer."

t-online.de: "Schreiben Sie Ihre Gags wirklich alle selbst?"

Eckart von Hirschhausen: "Ja. Es gibt in meinen Büchern keine einzige Zeile, die nicht von mir stammt. Inzwischen ist auch die Art und Weise, wie ich Sachen betrachte oder beschreibe, so geprägt durch meinen eigenen Lebensweg, meine Erfahrungen und das Querdenken von verschiedenen Wissensgebieten, dass es kaum möglich ist, jemanden zu finden, der das in dieser Weise liefert. Ich bin aber auch in der glücklichen Lage, dass mir immer noch genug selbst einfällt."

t-online.de: "Warum sollte man Eckart von Hirschhausens Live-Show auf keinen Fall verpassen?"

Eckart von Hirschhausen: "Wer mich 'nur' aus dem Fernsehen kennt, kennt mich nicht. Ich bin am glücklichsten und am besten 'live on stage'. Jeder Abend ist anders. Ich liebe das Spontane, das Improvisieren, den Dialog mit dem Publikum. Das lässt sich im Fernsehen alles so nicht machen. Dafür ist weder Zeit noch Aufmerksamkeit. Beim Bühnenprogramm gibt es auch viele ruhige oder nachdenkliche Momente – ohne Werbeunterbrechung. Die schönsten Momente sind die ungeplanten, wo ich ins Publikum gehe und mit den Zuschauern plaudere und Spaß habe. Also: sich Karten schenken lassen und vorbeikommen! Ich bin auch da!"

Interview: Lars Schmidt

Eckart von Hirschhausens Tourdaten 2012:

01.02. Kempten, 02.02. Augsburg, 03.02. Regensburg, 16.02. Mannheim, 17.02. Stuttgart, 02.03. Bochum, 14.03. Trier, 27.03. Bregenz, 28. und 29.03. Zürich, 30.03. Basel

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