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Udo Jürgens ist tot: Bei Spaziergang an Herzversagen verstorben


Herzversagen
Udo Jürgens ist tot

dpa, t-online, LS

Aktualisiert am 22.12.2014Lesedauer: 3 Min.
Udo JürgensVergrößern des BildesUdo Jürgens (Quelle: dpa)
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Der Sänger und Komponist Udo Jürgens ist im Alter von 80 Jahren an Herzversagen verstorben.

Der Musiker ist bei einem Spaziergang in Gottlieben (Schweiz) bewusstlos zusammengebrochen. Sofortige Wiederbelebungsmaßnahmen blieben ohne Erfolg. Jürgens starb im Kantonsspital Münsterlingen um 16.25 Uhr an einem akuten Herzversagen.

Udo Jürgens Manager Freddy Burger und Pepe Lienhard sowie das ganze Management- und Tourneeteam zeigten sich geschockt und in großer Trauer. Nach den gemeinsamen triumphalen Konzerterfolgen der aktuellen Tournee seien alle erschüttert und fassungslos über den unerwarteten und plötzlichen Tod ihres Freundes und großartigen Künstlers, hieß es in einer Erklärung. Dort sprachen Sie der Familie und den Angehörigen ihr tief empfundenes Beileid aus.

Mehr als 1000 Songs, über 50 Alben

Mit Udo Jürgens ist einer der größten deutschsprachigen Künstler gestorben. Mit seinen Melodien und Texten begeisterte der gebürtige Österreicher Jung und Alt gleichermaßen. Er machte griechischen Wein zum Ohrwurm und entlarvte Spießigkeit und Heuchelei in ehrenwerten Häusern. Und immer, immer wieder ließ Udo Jürgens die Sonne, die Hoffnung und die Liebe hochleben.

Seine Karriere gleicht einer Rekordstatistik: Jürgens komponierte mehr als 1000 Songs, von denen etliche zu Superhits wurden. Er spielte mehr als 50 Alben ein und verkaufte mehr als 100 Millionen Tonträger.

Am 30. September hatte Jürgens noch seinen 80. Geburtstag gefeiert und gesagt, er fühle sich wie mit knapp über 50. Er veröffentlichte ein neues Album und ging auf Tournee.

Hitlerjugend hätte beinahe Karriere zerstört

Schon als Junge spielte der 1934 in Klagenfurt geborene Sohn der großbürgerlichen deutsch-österreichischen Familie Bockelmann Mundharmonika und Akkordeon, bald auch Klavier. Doch beinahe wäre in der ungeliebten Hitlerjugend die Musikerkarriere des Udo Jürgen Bockelmann verhindert worden: Das junge Talent bekam eine so brutale Ohrfeige, dass seine Hörfähigkeit auf einer Seite vermindert wurde.

Krieg und Nachkriegszeit seien auch für ihn bedrückende Jahre gewesen, berichtete Jürgens 2004 in seinem Bestseller "Der Mann mit dem Fagott". Damals entstand wohl schon jenes "unstillbare Harmoniebedürfnis", zu dem Jürgens sich stets bekannte.

Manch anderen in der Unterhaltungsbranche hätte so ein Grundgefühl zu watteweichem Schmusekitsch verleiten können. Jürgens hingegen bewies als "Chansonnier deutscher Sprache", dass Popmusik und geistiger Anspruch keineswegs Gegensätze sein müssen. Dafür verlieh ihm die Republik Österreich 1985 den Berufstitel "Professor" - und das, obwohl Jürgens längst in die steuerfreundliche Schweiz umgezogen war, wo der Millionär in einer Prachtvilla am Zürichsee wohnt.

"Als Komponist und Textdichter ist es Udo Jürgens gelungen, unvergessliche Melodien mit mal heiteren, mal nachdenklichen und philosophischen Texten zu vereinen", hieß es in der Laudatio, als er 2014 in Berlin für sein Lebenswerk vom Musikrechteverwerter Gema geehrt wurde.

Tränen beim Mauerfall

Zur deutschen Hauptstadt hat der Star eine besondere Beziehung. Auch als 1989 die Mauer fiel und Ostdeutsche zu Zehntausenden nach West-Berlin strömten, war Jürgens gerade in Berlin. "Wir haben mehr als nur eine Träne zerdrückt, sind uns mit wildfremden Menschen in den Armen gelegen", berichtete er einige Jahre später. "Ich habe 5000 Mark genommen und den Leuten in die Tasche gesteckt, in Hundertern, ganz heimlich."

Ein Jahr vorher schon sagte Jürgens mit dem Song "Moskau - New York" das Ende des Kalten Krieges voraus: "In Berlin wird die Mauer von beiden Seiten zerschlagen, als gemeinsame Fackel wird Freiheit ins Morgen getragen."

Kontroverse und Sendeverbot

Die Prophezeiung geriet 1988 angesichts einer Kontroverse in den Hintergrund, die "der Moralist am Klavier" ("taz") mit dem Song "Gehet hin und vermehret Euch" auf dem selben Album auslöste. Das Lied wurde als Angriff auf die Haltung des Vatikans zur Empfängnisverhütung gedeutet und bei vielen Rundfunkanstalten mit einem Sendeverbot belegt.

Den internationalen Durchbruch ersang sich der spätere "Schlager-Professor" 1966 bei seiner dritten Teilnahme am Eurovision Song Contest (damals noch: Grand Prix Eurovision) mit einem Lied, das auf der Liste seiner Evergreens weit oben steht: "Merci, Chérie".

Mit 80 mitten im Leben

Lange danach erklärte Jürgens zur Begeisterung vieler Rentner "Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an. Mit 66 Jahren, da hat man Spaß daran."

Anlässlich seines 80. Geburtstages sagte Jürgens noch, nicht an Ruhestand zu denken. "Dass ich dieses Album schreiben konnte, in diesem Alter, das erfüllt mich mit einer unheimlichen Hoffnung", sagt er. Es eine Tragödie, dass das Herz dieses großen Künstlers trotz dieser Hoffnung jetzt aufgehört hat zu schlagen. Merci, Udo Jürgens, für so viele schöne Songs.

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