t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeUnterhaltung

Filme: David Kross in "Die Akte General" - Film über Fritz Bauer


"Die Akte General"
ARD zeigt spannendes Kammerspiel über Fritz Bauer

Von dpa
Aktualisiert am 24.02.2016Lesedauer: 3 Min.
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Das Erste zeigt mit "Die Akte General" ein spannendes Kammerspiel über den Generalstaatsanwalt Fritz Bauer und die Bewältigung der Nazi-Zeit in den 50er-Jahren. Nur wenige Menschen sind integer genug, in schweren Zeiten ihr Ziel beharrlich zu verfolgen. Fritz Bauer ist einer von ihnen.

Wiederaufbau und Wirtschaftswunder sind die Symbole der 50er-Jahre. Insbesondere in Kreisen der Justiz blieb die Bewältigung der Nazi-Zeit dahinter zurück. Der Film "Die Akte General", der an diesem Mittwoch (20.15 Uhr, Das Erste) zu sehen ist, handelt genau davon. Die dazu passende Dokumentation "Fritz Bauer - Tod auf Raten" von Ilona Ziok läuft später am Abend (23.30 Uhr, SWR/SR).

Fritz Bauer entging nur knapp der Verfolgung

Mit dem "General" ist Fritz Bauer (Ulrich Noethen) gemeint, der als hessischer Generalstaatsanwalt in Frankfurt in den Jahren 1959 bis 1962 die Frankfurter Auschwitz-Prozesse maßgeblich vorantrieb. Als deutscher Jude selbst nur knapp der NS-Verfolgung entgangen, nutzt er seinen Posten zum Kampf gegen Antisemitismus und Unrecht - getreu seinem Motto: "Wir haben die Pflicht, uns unbeliebt zu machen". Dabei kommt er auch Bundeskanzler Konrad Adenauer (großartig: Dieter Schaad) und Kanzleramtschef Hans Globke (verhalten: Bernhard Schütz) in die Quere - Globke hatte als Jurist unter den Nazis an den "Nürnberger Rassegesetzen" mitgearbeitet.

Joachim Hell vereint mehrere Personen in sich

Bauer protegiert den jungen Staatsanwalt Joachim Hell (David Kross), der ihn nach Kräften unterstützt, ihn aber auch bespitzelt und eine "Akte General" anlegt. "Die Figur des Joachim Hell ist ja erfunden, sie setzt sich aus mehreren realen Personen zusammen. Er will vor allem einfach nur ein guter Anwalt werden, wohl auch Karriere als Staatsanwalt machen, bis er allmählich merkt, in was für einen brisanten Fall er da geraten ist", sagte der Schauspieler David Kross (25, "Der Vorleser") der Nachrichtenagentur dpa. "Hell denkt natürlich auch an sich selbst, denn er hat ja auch eine Familie gegründet, die gefährdet ist und die er beschützen muss und möchte."

Das tut er zwar, aber er misstraut auch seinem Chef. "Auf der einen Seite verehrt er Fritz Bauer, auf der anderen Seite kontrolliert er ihn", sagte Kross. "Bis er merkt, dass sein Chef genau der richtige Mann ist, der für den Rechtsstaat kämpft. Der Stoff des Filmes ist sicher auch heute aktuell, und Fritz Bauer ist bestimmt ein ähnlicher Held wie Edward Snowden."

Fritz Bauer nahm viele Entbehrungen auf sich

Da möchte man nicht widersprechen. Dieser Fritz Bauer (1903-1968) war das, was man einen absolut integren und mutigen Mann nennt, der für eine Sache gekämpft und sein eigenes Leben dabei zurückgenommen hat. Er hat für das, was er als richtig und gerecht empfunden hat, viele Entbehrungen in Kauf genommen. Was auch für sein Privatleben gilt, denn seine Vorliebe für junge Männer konnte er in der spießigen Nachkriegszeit natürlich nicht ausleben.

Mehr Angst vor Homosexuellen als vor Nazis

Damals wurde viel Zeit und Energie für die Bekämpfung und Verfolgung der Schwulen aufgewandt. "Es wäre viel gewonnen gewesen, wenn die Gerichte weniger Angst vor den Homosexuellen und mehr vor den Nazis in den eigenen Reihen gezeigt hätten", sagt Bauer einmal im Film. Es ist gut, dass der Film dieses Thema nicht ausspart, weil es unbedingt dazugehört. Die Mechanismen (Repression und Restauration) und Vorurteile (Hass gegen Andersdenkende und Minderheiten), die der erzählerisch und atmosphärisch dichte Politthriller zeigt, sind leider immer noch aktuell.

"Die Akte General" ist eine gelungene Hommage

Autor Axel Bursch und Regisseur Stephan Wagner ist mit ihrem Film eine eindrucksvolle Hommage an Fritz Bauer gelungen. Ulrich Noethen macht mit seinem zurückgenommenen Spiel alle Facetten dieser faszinierend-knorrigen Persönlichkeit geradezu schmerzhaft deutlich.

Er zeigt den Anwalt als aufbrausenden Einzelgänger und Humanisten, samt seinem unerschütterlichem Glauben an die Demokratie, und er zeigt viel von seiner inneren Zerrissenheit angesichts seiner Existenz als jüdisch erzogener, homosexuell empfindender und liberal denkender Sozialdemokrat in einer ausgesprochen konservativen Zeit.

Ein spannendes und sehenswertes Kammerspiel

Sein Fritz Bauer hat ständig eine Kippe im Mundwinkel, denkt laut nach und schwäbelt, was das Zeug hält. Noethen trägt eine Perücke, doch das ist auch schon das einzig Künstliche an seiner Darstellung des verkannten Helden. Mit David Kross hat Noethen einen durchaus ebenbürtigen Partner, der sich in seiner Rolle des eifrigen Schülers und bewundernden Skeptikers gefunden hat. Auch er ist eine zerrissene Figur. Beide bieten ein spannendes und sehenswertes Kammerspiel.

Es gibt weitere aktuelle Spielfilme, die sich mit dem Thema befassen: "Im Labyrinth des Schweigens" (Regie: Giulio Ricciarelli, mit Gert Voss) und "Der Staat gegen Fritz Bauer" (Regie: Lars Kraume, mit Burghart Klaußner)

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website