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"Sound of Music" prägt Deutschland-Bild der USA seit 50 Jahren


Filmklassiker wird 50
So kennt uns Amerika: "Sound of Music"-Film prägt bis heute Alpen-Klischees in den USA

Von dpa
Aktualisiert am 02.03.2015Lesedauer: 4 Min.
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Wenn ein Salzburg-Tourist "Schnitzel with Noodles" beim "Fräulein" ordert und unbedingt "crisp applestrudels" essen will, dann hat er ganz sicher den Filmklassiker gesehen, der seit 50 Jahren in den USA das Bild der Alpenregion prägt, und er ist vermutlich auf der Tour, die speziell auf die Fans von "Sound of Music" zugeschnitten ist. Dumm nur, dass in Österreich, der Schweiz und Deutschland kaum einer den Film kennt und somit gar nicht weiß, welches Klischee man eigentlich bedienen soll.

In den USA gehört der Film zur populären Allgemeinbildung. Zum 50. Geburtstag brachte sogar Lady Gaga ein Ständchen: Auf der Bühne der diesjährigen Oscar-Gala sang die Musikerin einen Mix mehrerer Lieder aus "The Sound of Music". Die Musical-Romanze um die Trapp-Familie kam vor einem halben Jahrhundert erstmals in die US-Kinos und wurde mit fünf Oscars und mehr als einer Milliarde Zuschauern weltweit zu einem der erfolgreichsten Filme aller Zeiten. Die Hauptrolle der liebevollen und musikalischen Erzieherin Maria spielte Julie Andrews.

"Fast jeder Amerikaner kennt ihn, auch wenn er ihn nicht gesehen hat", sagt Jessica Riviere, Germanistin an der Vanderbilt Universität in Nashville im US-Bundesstaat Tennessee. Der Musikfilm ist dort in der Weihnachtszeit ähnlich kultig wie in Deutschland die Sissi-Filme.

Die reale Geschichte der Trapp-Familie als Basis

Der Film basiert auf einem Musical, das wiederum eine wahre Geschichte zur Grundlage hat: Salzburg, Ende der 1930er Jahre. Die Erzieherin Maria, die eigentlich Nonne werden will, passt auf die Kinder des Witwers Kapitän von Trapp auf. Die Kinder sind von ihr begeistert und auch von Trapp verliebt sich bald in die begabte Sängerin und Tänzerin. Inmitten der Idylle kommt es dann jedoch zum sogenannten "Anschluss" Österreichs ans Deutsche Reich. Als von Trapp sich weigert, in der Wehrmacht zu dienen, wird er von den Nazis verfolgt. Schließlich flieht die Familie zu Fuß über die Berge in die Schweiz.

In den USA ein Erfolg - in der Heimat ein Flop

"The Sound of Music" lässt die Trapp-Familie trotzdem auf der ganzen Welt unvergessen bleiben - außer in ihrer Heimat. Denn das Paradoxe ist: In deutschsprachigen Ländern war die zu den meistgesehenen Filmen aller Zeiten gehörende Romanze ein absoluter Misserfolg. "Meine Lieder - meine Träume", so der deutsche Titel, hatte niedrige Zuschauerzahlen und bekam schlechte Kritiken. Bis heute kennen nur wenige Menschen im deutschsprachigen Raum den Film.

Klischees von Deutschland, Österreich und der Schweiz geprägt

In den USA dagegen ist er nicht nur bis heute populär - er prägt auch nachhaltig das Klischee von Deutschland, Österreich und der Schweiz. "Der Film hat einen bedeutenden Beitrag zum Bild der deutschsprachigen Länder Europas in Amerika geleistet", sagt die Germanistin und Deutsch-Lehrerin Riviere. "Deswegen war es auch einer der ersten Texte, von denen ich wusste, dass ich sie unbedingt in meinen Kursen behandeln muss."

Die drei Länder würden von den Amerikanern dabei allerdings ständig durcheinandergeworfen. "In der amerikanischen Vorstellung wird das verwechselt. Die Reaktion, die ich bekomme, wenn es um die Verwendung des Textes in meinem Kurs geht, läuft meistens so ab: 'Ja klar! Moment - war das Deutschland oder Österreich? Oder die Schweiz? Nein, sie müssen ja über die Alpen in die Schweiz und sie wurden von den Nazis gejagt, also muss es Österreich gewesen sein. Gab es Nazis in Österreich?'"

Viel Edelweiß und Alpenkitsch

Aber auch wenn die Geografie durcheinandergebracht wird, die Klischees sind klar: Grüne Hügel mit Edelweiß, verschnörkelte Holzhäuser mit Geranien, Zwiebelkirchtürme vor schneebedeckten Bergen und schöne Frauen im Dirndl. "Auch einige Wörter wie Schnitzel, Strudel und Fräulein sind in Amerika seitdem geläufig", sagt Riviere. Eine weitere Verfilmung der Geschichte um "Die Trapp-Familie in Amerika" machte 1956 Ruth Leuwerik als Baronin Maria Trapp weltberühmt. Die historischen Trapp-Kinder reisten als "Trapp Family Singers" durch die USA und wurden im amerikanischen Exil dadurch berühmt.

Der Hauptdrehort Salzburg hat den Film lange ignoriert. Inzwischen wird gerade den Tourismus-Verantwortlichen aber mehr und mehr klar, was für eine Goldgrube er für sie sein kann. Als Werbeträger sei "The Sound of Music" für die Stadt wertvoller als die Marke Mozart, sagte der Leiter der städtischen Tourismusbehörde, Bertl Brugger, jüngst der Nachrichtenagentur APA. 40 Prozent der jährlich rund 1,2 Millionen Besucher Salzburgs geben an, wegen "The Sound of Music" gekommen zu sein und inzwischen hat die Stadt darauf reagiert. Spezielle Touren und ein Musical, das sogar den Österreichern selbst gefiel, gibt es bereits, jetzt sollen Bücher, eine Gala, ein Chorfestival und touristische Events folgen.

Für Fans ist "Edelweiß" die österreichische Nationalhymne

Gerade die US-Amerikaner wollen schon seit Jahrzehnten zu den Originalschauplätzen ihres geliebten "Sound of Music" - "Schnitzel with noodles" und "crisp applestrudels" essen, einen "Landler"-Tanz sehen und die angebliche österreichische Nationalhymne "Edelweiß" hören.

Salzburg-Touristen erwarten Mischung aus "The Sound of Music" und Disneyworld

Der "Sound of Music"-Tourismus in Österreich und auch in Deutschland verlaufe aber nicht immer so idyllisch wie die Film-Romanze, warnt Germanistin Riviere. "Amerikanische Touristen kommen manchmal nach Deutschland und erwarten eine Mischung aus "The Sound of Music" und Disneyworld - und wenn sie dann ein lebendiges und unglaublich facettenreiches Land vorfinden, sind sie bestürzt. Alles, was zum Reisen animiert, ist großartig, aber ich wünschte mir, es gäbe einen ähnlich populären Film über das Deutschland von heute."

An den Original-Schauplätzen rechnet man zum Jubiläum mit einem kräftigen Anstieg der Besucherzahlen. Sound of Music gilt inzwischen als wichtigster Werbeträger für Salzburg: jährlich kommen rund 300.000 US-Touristen und buchen insgesamt 40.000 geführte Touren zu den Originaldrehorten wie Schloss Leopoldskron oder die Felsenreitschule.

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