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4. "Millennium"-Buch: Adler-Olsen fordert Boykott von "Verschwörung"


Kritik an viertem Buch der "Millennium"-Reihe
Jussi Adler-Olsen: "Ich fordere dazu auf, dieses Buch zu boykottieren"

Von t-online, dpa
Aktualisiert am 28.08.2015Lesedauer: 2 Min.
Jussi Adler-Olsen kritisiert die Fortsetzung der "Millennium"-Reihe scharf.Vergrößern des BildesJussi Adler-Olsen kritisiert die Fortsetzung der "Millennium"-Reihe scharf. (Quelle: Heyne/dpa-bilder)
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Er ist einer der führenden skandinavischen Krimi-Autoren. Und er ist sauer: Jussi Adler-Olsen hat sich mit deutlichen Worten der Kritik an "Verschwörung", dem vierten Band der "Millennium"-Reihe des verstorbenen Stieg Larsson, angeschlossen. Er fordert sogar, das Buch zu boykottieren.

Der dänische Schriftsteller hat die Fortsetzung der berühmten "Millennium"-Krimireihe aus der Feder von David Lagercrantz als "respektlos und verkehrt" kritisiert. "Ich finde, das ist ein trauriger Tag", kommentierte er in der Tageszeitung "Politiken".

"Damit nutzt man einen Mann aus, der Ausnutzung hasste", so Adler-Olsen, dessen Krimis um Kommissar Carl Mørck Bestseller sind. "Ich fordere dazu auf, dieses Buch zu boykottieren, und ich werde es nicht lesen." Lagercrantz könne gut schreiben. "Aber hiervon hätte er sich fernhalten sollen." Er selbst hätte den Auftrag nicht angenommen, sagte Adler-Olsen.

Lagercrantz setzt Larssons Werk fort

Am Donnerstag war der Thriller "Verschwörung" weltweit bei 26 Verlagen erschienen. Der ursprüngliche Autor der "Millennium"-Reihe, Stieg Larsson, war bereits vor Veröffentlichung des ersten Bandes im Jahr 2004 an den Folgen eines Herzinfarktes gestorben.

Die Trilogie um den Journalisten Mikael "Kalle" Blomkvist und das Hackergenie Lisbeth Salander entwickelte sich ab 2005 zum internationalen Bestseller mit über 80 Millionen verkauften Exemplaren. Nach Jahren der Nachlassstreitigkeiten hatten Larssons Verlag und seine Erben (sein Vater und Bruder) 2013 dem Schweden David Lagercrantz den Auftrag gegeben, ein viertes Buch zu schreiben.

Darum geht es in "Verschwörung"

In Lagercrantz' Krimi wird ein führender Forscher auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz ermordet, kurz bevor er ein großes Geheimnis mit Blomkvist teilen kann. Salander, in der Larsson selbst eine moderne Pippi Langstrumpf für Erwachsene sah, gelingt es, in das System der NSA einzudringen. Dass das nicht vorrangig geschieht, um die Verstrickungen des Nachrichtendienstes aufzudecken, wird erst viel später klar.

In glatterem Stil als der linke Enthüllungsjournalist Larsson erzählt Lagercrantz eine spannende Verschwörungsgeschichte, etwas weniger düster und wütend, als es der "Millennium"-Schöpfer wohl getan hätte. Dabei ist Lagercrantz doch sorgsam um dessen Vermächtnis bemüht, nicht nur, weil er das Böse in Abgrenzung zum Guten genauso klar beim Namen nennt: Der Überwachungsstaat macht paranoid, in Schweden halten Armut und Rechtsextremismus Einzug, und Blomkvists investigatives Magazin "Millennium" ist von der "Sklaverei kommerzieller Kräfte" bedroht, als ein geldgieriger Medienkonzern Anteile übernimmt.

Mit Larssons Figuren geht Lagercrantz behutsam um, gerade mit der tätowierten Punkerin Salander, der unumstrittenen Heldin der "Millennium"-Romane. "Sie machte irgendwie den Eindruck, als würde sie einfach tun, was sie will", sagt eine Figur in "Verschwörung" über die Erwachsenen-Pippi. Dass er Salander nicht gerecht werden könnte, hatte dem Schweden beim Schreiben die meisten Alpträume gemacht. Zeitungsschlagzeilen wie "Lisbeth Salander braucht David Lagercrantz nicht" dürften nicht dazu beigetragen haben, ihm diese Angst zu nehmen.

In "Millennium 4" bleibt die übernatürlich kluge Salander die Rächerin der sozial Schwachen und Retterin der Unverstandenen. Der Leser aber lernt - und ja, das ist ungewohnt - eine weichere Lisbeth Salander kennen, sie ist mehr Mensch als übermächtige Fantasyheldin. Blomkvist bleibt der linke Moralist, auch wenn ihn plötzlich Zweifel plagen, ob er im Journalismus noch richtig ist.

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