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Literatur: Neuer Belgrad-Krimi von Schünemann/Volic


Literatur
Neuer Belgrad-Krimi von Schünemann/Volic

Von dpa
19.12.2017Lesedauer: 3 Min.
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Zürich (dpa) - Maiglöckchen sind die Blumen der Roma. Und Maiglöckchen stehen in einem schmutzigen Einweckglas an der Stelle in Belgrad, an der vor 25 Jahren ein kleiner Roma-Junge von zwei Jugendlichen erschlagen wurde.

Die meisten Leute gehen achtlos daran vorbei, doch einem Mann fallen sie auf: Jurij Pichler. Er ist einer der beiden, die für den Tod des Kindes verantwortlich waren. Damals, unmittelbar nach der Tat, schickte ihn seine Familie ins Ausland. Nun ist er zurückgekehrt, um sich zu stellen. Doch dazu kommt es nicht.

Jurij wird ermordet. Und das ruft Milena Lukin auf den Plan. Seit "Kornblumenblau" (2013) und "Pfingstrosenrot" (2016) - den beiden ersten Kriminalromanen des deutsch-serbischen Autorengespanns Christian Schünemann und Jelena Volic - kennt man Milena Lukin. Die sympathische Frau hat als Kriminologin und Spezialistin für internationales Strafrecht eigentlich nichts mit der polizeilichen Ermittlungsarbeit zu tun. Dennoch ist sie es, die Licht ins Dunkel bringt, so auch im 3. Fall mit dem Titel "Maiglöckchenweiß". Damit komplettieren Schünemann und Volic' die serbischen Nationalfarben, was nicht bedeuten soll (oder besser: darf), dass der vorliegende nun der letzte Roman mit Lukin sein wird. Denn das wäre ein herber Verlust.

Wahrscheinlich hätte Lukin den als Selbstmord getarnten Tod Pichlers nur als Randnotiz in den Lokalnachrichten wahrgenommen, wäre da nicht ihr Freund und Anwalt Stojkovic, der Pichlers Verteidigung übernehmen wollte. Der sieht Ungereimtes in den mageren polizeilichen Unterlagen. Zudem wird ihm ein Autopsie-Bericht vorenthalten. Also bittet er Lukin mit ihren guten Verbindungen um Hilfe. Natürlich begibt sie sich nicht nur umgehend in die Spur, sondern stößt schon bald auf Hinweise, die ein noch größeres Verbrechen hinter Pichlers Tod vermuten lassen. Doch nicht im Traum ahnt sie, wie groß es wirklich ist.

Aus den vielen Fragen, die sich aus den Nachforschungen ergeben, stechen diese hervor: Lebt die Familie des ermordeten Roma-Jungen noch, und wenn ja, hat sie sich an Pichler gerächt? Vor allem aber interessiert Lukin der Freund Pichlers, der seinerzeit auch auf das Kind eingeprügelt hatte: Luca Marovic - inzwischen ein erfolgreicher Geschäftsmann in Belgrad. Nach der Tat war er gefasst worden und hatte seine Strafe im Gefängnis abgesessen. Hat Pichler vor seinem Tod noch Kontakt zu seinem früheren Kumpel aufgenommen?

Wie stets geht es auch in diesem Schünemann-Volic-Roman nicht nur um Gewaltverbrechen und ihre Aufklärung. Was diese Krimis außergewöhnlich macht, sind die analytischen Beschreibungen der serbischen Gesellschaft und ihrer Politik mit all ihren Besonderheiten und Problemen. Das alles im europäischen Kontext - früher und heute. Interessant sind auch die Anspielungen auf den (nicht namentlich genannten) früheren serbischen Premierminister Zoran Djindjic, der 2003 ermordet wurde. Darüber hinaus zeichnen die Autoren weiter am Bild der Hauptstadt Belgrad, die die Literaturwissenschaftlerin Volic als ihre Heimatstadt bestens kennt, und die auch Schünemann als studierter Slawist gut vertraut sein dürfte.

Die Leserbindung erreicht dieses Buch unbedingt aber auch wieder durch die Einbeziehung von Freunden und Verwandten Milana Lukins in das Geschehen. Die Alleinerziehende lebt mit ihrer Mutter und ihrem (noch) zehnjährigen Sohn Adam in Belgrad. Lukin sieht ihren häuslichen Frieden allerdings bedroht, als sich Besuch aus Deutschland ankündigt: Lukins Ex-Mann und Adams Vater sorgt nicht nur für Unruhe im Leben der Kriminologin, sondern auch für Verwirrung ihrer Gefühle. Aber nicht nur er. Und wir wollen wissen, wie es weitergeht - egal, ob Zitronengelb, Moosgrün oder Rabenschwarz.

Christian Schünemann und Jelena Volic: Maiglöckchenweiß. Diogenes Verlag, Zürich, 352 Seiten, 22,00 Euro, ISBN 978-3-257-06997-6

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