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Literatur: Die Szenerie des frühen Hollywood


Literatur
Die Szenerie des frühen Hollywood

Von dpa
28.02.2018Lesedauer: 3 Min.
"Der Mann, der nicht mitspielt" von Christof Weigold.Vergrößern des Bildes"Der Mann, der nicht mitspielt" von Christof Weigold. (Quelle: Verlag Kiepenheuer & Witsch./dpa)
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Berlin (dpa) – Hollywood 1921. Die Filmindustrie erlebt ihre erste große Blüte. Aber für den aus Deutschland eingewanderten Hardy Engel ist es eine schwere Zeit.

Wenn überhaupt, dann bekommt er ab und zu eine Statistenrolle, die kaum zum Überleben reicht. In der Not verdingt Engel sich als Privatdetektiv.

Mit einem überraschenden Auftrag für den Privatdetektiv beginnt Christof Weigolds Roman "Der Mann, der nicht mitspielt". Eine junge Frau engagiert ihn, damit er ganz diskret ihre Mitbewohnerin findet. Hardy kann sein Glück kaum fassen, als er in einem Filmstudio nicht nur wichtige Informationen über die verschwundene Virginia bekommt, sondern gleich noch einen zweiten Auftrag an Land zieht. Weil er nach San Francisco fahren wird, soll er gleich noch ein Päckchen mitnehmen und einem bekannten Schauspieler geben, der dort eine große Party feiern will.

Engels Glückssträhne hält an. Als er in dem Luxushotel in San Francisco seine Lieferung übergibt, entdeckt er auch die Frau, die er suchen sollte. Ein Wochenende des schnell verdienten Geldes, wie es scheint. Aber da hat er sich gründlich getäuscht. Denn Weigold hat Engel mitten in eine prekäre Situation der Hollywood-Geschichte platziert.

Der Mann, dem Engel seine Lieferung übergibt, ist Roscoe Arbuckle, von allen nur Fatty genannt, der bestbezahlte Filmkomiker seiner Zeit, der gerade einen Vertrag mit der unglaublichen Jahresgage von einer Million Dollar unterschrieben hat. Während einer Drehpause war er nach San Francisco gefahren, um eine große Party zu feiern.

Wie Hardy Engel sofort feststellt, ist diese Party in Wirklichkeit eine Orgie, in der es Sex, Alkohol und Drogen im Überfluss gibt. Engel will gerade wieder gehen, als er die gesuchte Virginia entdeckt. Allerdings kann er seiner Auftraggeberin keine guten Nachrichten bringen. Virginia ist nackt, durch Alkohol oder Drogen fast völlig weggetreten und klagt über Schmerzen. Fatty Arbuckle könnte etwas mit ihrem Zustand zu tun haben.

Hardy kann seine Aufträge als erledigt melden und sich auf sein dringend benötigtes Honorar freuen, als ihn die Schreckensnachricht erreicht: Virginia ist gestorben.

In der Geschichte Hollywoods war ein erster kritischer Punkt erreicht: Hatte der Filmstar die Schauspielerin Virginia Rappe vergewaltigt und so misshandelt, dass sie an den Folgen starb? Für die Sensationspresse war der Fall ein gefundenes Fressen. Auch die konservativen Amerikaner, die schon ein allgemeines Alkoholverbot durchgesetzt hatten, sahen ihre Chance gekommen, dem "Sündenbabel Hollywood" den Garaus zu machen. Der Sicherheitschef eines Filmstudios fasst es im Roman prägnant zusammen: "Die ganze Geschichte fliegt uns um die Ohren, wenn Fatty schuldig ist. Es kann sein, dass die gesamte Filmindustrie den Bach runtergeht."

Christoph Weigold nutzt diese Ausgangssituation, um seine erdachte Figur Hardy Engel durch eine faszinierende Welt zu führen. Hardy weiß mehr als andere, und so wird er zu einer interessanten Person für Arbuckles Arbeitgeber ebenso wie für die konkurrierenden Filmstudios. Auf einmal hat er einen guten Job mit jeder Menge Privilegien, aber er gerät auch in Gefahr.

In seiner neuen Funktion als Sicherheitschef der Universal Films des ebenfalls deutschstämmigen Carl Laemmle entdeckt er immer wieder, wie sehr in Hollywood Anschein und Wirklichkeit auseinanderklaffen. Engel versucht, in einer von Alkohol, Drogen und Sex beherrschten Welt seine Integrität zu wahren, aber er muss all seine Kräfte einsetzen, um seinen Weg zu gehen.

Christoph Weigold hat sehr viel Mühe darauf verwendet, die Szenerie des frühen Hollywood darzustellen. Die Personen werden durch Kleidung, Aussehen und Sprechen so genau beschrieben, dass man sie sich sehr gut vorstellen kann. Und auch Straßen, Häuser, Autos und vieles mehr erscheinen durch die Beschreibungen realistisch.
"Der Mann, der nicht mitspielt" verbindet sehr gelungen eine Krimihandlung mit einer faszinierenden historischen Situation. Spannung und Zeitkolorit ergänzen einander, wie man es sich in einem historischen Krimi wünscht. Hardy Engel ist ein Ermittler mit Zukunft.

- Christoph Weigold: Der Mann, der nicht mitspielt. Verlag Kiepenheuer und Witsch, Köln, 630 Seiten, 22,00 Euro, ISBN 978-3-462-05103-2.

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