Die Abwesenheit des Vaters Die Söhne Mannheims: Erstes Album ohne Xavier Naidoo
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Zwei Jahre war es still um das kurpfälzische Künstlerkollektiv der Söhne Mannheims. Das Album "Barrikaden von Eden" war ihr bis dato letztes Lebenszeichen. Nun haben sich die Musiker wieder im Studio zusammen gefunden. Das neue Album "ElyZion" zeigt die Band traditionsbewusst und doch maßgeblich verändert, denn es ist das Erste ohne ihren bisherigen Leitwolf Xavier Naidoo.
Bereits Ende 1992 hatte Xavier Naidoo die Vision, Mannheim als Ebenbild Jerusalems zu gestalten. Drei Jahre später, im Winter 1995, überzeugte Naidoo seine ersten sieben Jünger davon. Aus Verbundenheit und Liebe zu der gemeinsamen Heimatstadt Mannheim einigte man sich auf den Namen "Die Söhne Mannheims". Monatelang hielt sich die neue Band in Kellerräumen und Studios auf, die ersten Songs entstanden.
Einen Schub bekam das Projekt durch die Erfolge, die Naidoo als Solo-Künstler feierte: Über eine Million verkaufter Tonträger halfen ihm, sein eigenes Label aufzubauen, über das bald auch "Zion", das Debüt der Söhne Mannheims, erschien. Trotzdem verstummte der Sound Jerusalems in der Kurpfalz kurz darauf: Nach erfolgreicher Deutschland-Tour und über 500.000 verkauften Alben wurde es um die Gruppe erst einmal wieder ruhig. So viele Künstler organisatorisch unter einen Hut zu bringen, war eben eine Sisyphosaufgabe.
Abschied und Befreiung
In den mittlerweile 19 Jahren ihres Bestehens haben sich die Söhne Mannheims öfter solche ausgedehnten Pausen erlaubt. Es ist überhaupt bemerkenswert, dass die Mitglieder trotz eigener Projekte immer wieder zusammenfanden und bis dato vier Alben veröffentlichten. Vor allem Xavier Naidoo, der Leitwolf der Truppe, hätte es in anderen Konstellationen leichter und komfortabler haben können. Dementsprechend verwundert es nicht, dass er sich vor dem neuen Söhne-Album ganz von der Truppe getrennt hat. Das Kollektiv musste sich also notgedrungen umstrukturieren und neu orientieren. Für die aktuell 13 Musiker scheint Naidoos Abgang aber nicht nur ein Abschied, sondern auch eine Befreiung gewesen zu sein. Schließlich wurden die Söhne Mannheims in der Vergangenheit immer zuerst mit Naidoo assoziiert, ob sie nun wollten oder nicht.
"Wie ein kleines Debüt"
"Das Album fühlt sich ein bisschen an wie ein kleines Debüt”, sagt Sänger Michael Klimas über die neue Band-Konstellation. Musikalisch haben die Söhne ihr eigenwilliges Potpourri aus Soul, Rap und Rock neu variiert. Die Texte sind wieder ganz freizügig mal deutsch und mal englisch gehalten, es geht um Persönliches und den religiösen und sozialen Alltag in Mannheim.
Die Band zeigt sich auf "ElyZion" vital und inhaltlich vielschichtig, verabschiedet alte und begrüßt neue Mitglieder und zieht Inspiration und Leidenschaft aus ihren altbewährten Mustern. Ihre Arrangements hat das Kollektiv hörbar erweitert – mehr Gitarre, mehr Percussion und mehr Dudelsack lassen die Songs noch mal vollmundiger klingen. Mit "Back To You" und "Keep Moving On" sind den Söhnen Mannheims dabei mindestens zwei Ohrwürmer gelungen. Und auch Xavier Naidoo konnte sich nicht vollkommen von seiner Ex-Band verabschieden: einige der Songs stammen aus seiner Feder. Dass seine Stimme fehlt, ist zwar offensichtlich. Allerdings gibt seine Abwesenheit dem Sound der Söhne ein revitalisiertes Erscheinungsbild, das ineinander harmonisch ist und nichts missen lässt.
