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Smudo im Interview: "'The Voice' schenkt niemandem eine Mega-Karriere"


Interview mit Smudo von den Fantastischen Vier
"Bei Dieter Thomas Heck - das war eine Scheißsendung"

t-online, Lars Schmidt

Aktualisiert am 30.10.2014Lesedauer: 4 Min.
Smudo von den Fantastischen Vier: Bei einem Konzert in Bonn verletzte sich der Hamburger schwer.Vergrößern des BildesSmudo von den Fantastischen Vier (Quelle: imago Horst Galuschka)
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Sie sind seit 25 Jahren im Musikgeschäft und haben noch viel vor - Die Fantastischen Vier. Im Interview mit t-online.de sprach Smudo über ein indiziertes Weihnachtslied der Band, einen Auftritt bei Dieter Thomas Heck und darüber, was die Rapper mit vier Pinguinen zu tun haben. Außerdem stellt der 46-Jährige klar, dass die Band angetreten ist, um die älteste amtierende und regelmäßig Alben veröffentlichende Hip-Hop-Band der Welt zu werden. "Und das werden wir durchziehen, bis einer von uns umfällt", so Smudo.

t-online.de: 25 Jahre Fantastische Vier. In einer Ehe würde man Silberhochzeit feiern, wie feiert man in einer Hip-Hop-Combo?

Smudo: Vieles, was man normalerweise bei solchen Jubiläen macht, haben wir ja schon gemacht: Wir haben die größten Hits unserer Karriere zu unserem 20. vor 60.000 Leuten in unserer Heimatstadt Stuttgart gespielt. Wir haben zwei MTV-Unplugged-Konzerte gegeben. Also haben wir uns gesagt, das 25-Jährige feiern wir mit einem neuen Album. Mit dem neunten Album einer Hip-Hop-Band Mitte 40. Das ist was Besonderes.

Ich habe euch Heiligabend 1991 kennengelernt, als sich ein Radiosender traute, den politisch völlig unkorrekten Song "Frohes Fest" zu spielen – 1993 wurde er indiziert. Eure Jugendsünde?

Nein. Wir wurden von einem Heidelberger Pädagogen gemeldet und haben uns total gefreut. Das war unsere Chance, in den Himmel der Coolness zu kommen.

Hat das eine Publicity-Wirkung für euch gehabt?

Das nicht. Aber es zahlt ein auf ein Konto das heißt: Die Band ist gut. Es hat uns ideell genutzt. Eigentlich wurde die Single aber wegen der B-Seite indiziert. Da hatten wir eine deutsche Version von "One And One" von 2 Live Crew drauf und die war sehr sexuell. Dass die Single erst 1993 auf den Index kam, lag daran, dass "Frohes Fest" erst nach dem Erfolg von "Die da" in die Charts kam. Und das war natürlich das Beste, was passieren konnte, für eine Band, die mit buntem Pop bekannt wurde.

Ist euch das Lied heute peinlich?

Geht so. Es ist ein bisschen schwierig, über alte Lieder zu sprechen. Das ist wie alte Fotos angucken. Im popkulturellen Kontext ist "Frohes Fest" aber ein gutes Stück.

Ist euch etwas in eurer Karriere so unangenehm, dass ihr sagt: nie wieder!?

Ja, na klar. Bei Dieter Thomas Heck gewesen zu sein zum Beispiel (1992 trat die Band mit "Die da" in der ZDF-Show "Musik liegt in der Luft" auf, Anm. d. Red.). Das war eine Scheißsendung. Wir haben uns dazu von der Plattenfirma überreden lassen. Die sagten, das gucken zehn Millionen Menschen und vor allem sind das die zehn Millionen, die euch noch nicht kennen.

25 Jahre Fanta Vier bedeutet auch, dass ihr 25 Jahre älter seid als 1989. Wie wirkt sich das auf euch persönlich aus? Stählt ihr euch durch Fitnessprogramme, bevor ihr auf Tour geht? Achtet ihr auf eure Ernährung? Konsumiert ihr weniger Alkohol und Drogen?

Wir sind heute fitter und gesünder als damals. Früher haben wir noch wild geraucht und getrunken, bevor wir auf die Bühne gegangen sind. Bei der ersten großen Tour hatte ich eine schwere Kehlkopfentzündung und musste mit Cortison behandelt werden. Wir mussten da vieles lernen und haben schon 1994 begonnen, uns von Personal Trainern in Sachen Sport und Ernährung beraten zu lassen. Gerade Sport ist extrem wichtig.

Hast du eine Lieblingssportart?

Nein. Mein Trainer sagt immer: Der Sport, den man macht, der ist gut.

Wo seht ihr euch in 25 Jahren?

Wir sind angetreten, die Aufgabe zu übernehmen und zu zeigen, dass Hip-Hop-Musik auch altern kann und um die älteste amtierende und regelmäßig Alben veröffentlichende Hip-Hop-Band der Welt zu werden. Und das werden wir durchziehen, bis einer von uns umfällt.

Welchen unerfüllten Traum habt ihr noch?

Wir möchten jetzt eine geile Tour machen. Das klingt abgedroschen, aber weiter in die Zukunft gucken wir nicht.

Am 27.11. kommt ihr ins Kino – als Synchronstimmen der "Pinguine aus Madagascar"…

Stimmt, ja. Beinahe vergessen. Wir sind Pinguine und haben unsere erste Hauptrolle.

Du sprichst den Pinguin Private. Er ist der Kleine, der Sensible. Gibt es Parallelen zu dir?

Nein. (lacht)

Wie wurde festgelegt, wer von euch welchen Pinguin spricht?

Jeder hat beim ersten Casting alle vier Pinguine gesprochen. Das wurde alles in die USA geschickt und die Macher des Films haben dann entschieden, wer welche Rolle bekommt. Ich finde es aber eine coole Idee, dass die Pinguine aus Madagascar, die ja eine Gang sind, auch von einer Gang gesprochen werden. Da ist die deutsche Fassung besser als das amerikanische Original.

Du und Michi Beck seid neue Juroren bei "The Voice". Ist der Zug für solche Castingshows nicht längst abgefahren?

Das sehe ich anders. "The Voice" ist die erfolgreichste Sendung dieser Art im Fernsehen weltweit. Dass sich die Leute fragen, was die Fantas da zu suchen haben, kann ich nachvollziehen. Ich war selber skeptisch, als ich angefragt wurde. Aber ich kannte die Show zu dem Zeitpunkt auch nicht. Man darf außerdem nicht den Fehler begehen und so eine TV-Show mit dem Musikgeschäft verwechseln. Niemand bekommt durch so eine Show die Mega-Karriere geschenkt. Aber das wissen die Kids, die heute bei diesen Formaten mitmachen. "The Voice" ist in erster Linie eine Unterhaltungsshow und ich sehe uns auch als Unterhalter. Außerdem können wir die Band repräsentieren.

U2 haben ihr neues Album via iTunes kostenlos und ungefragt an alle iTunes Nutzer verschenkt – was haltet ihr von solchen Aktionen?

Ich denke, U2 haben sich damit keinen Gefallen getan. Die Leute hatten das Gefühl, U2 haben allen ungefragt ihr Album in die Tasche gesteckt. Aber wo ist denn da das Besondere? Wo ist das Gefühl für denjenigen, der Bock hat, für die Platte Geld auszugeben? Der hat das Gefühl, das Album ist nichts besonderes, das hat ja jeder.

Vielen Dank für das Interview.

Das Interview führte Lars Schmidt

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