Cousin von Udo Jürgens: "Udo hat die Menschen nie geliebt"

Erstmals nach dem überraschenden Tod von Udo Jürgens äußert sich nun ein Familienmitglied über den Sänger. Der Cousin des Musikers - Andrej Bockelmann - beschreibt im Magazin "Stern" einen Udo Jürgens abseits des Glanz- und Glamourlebens, der durchaus unsichere Seiten hatte. Er sei zwar "ein Künstler mit Leib und Seele gewesen", so Bockelmann, jedoch auch ein "Alphamännchen, das hinter den Weibern her war."

Udo Jürgens, der mit bürgerlichem Namen Jürgen Udo Bockelmann hieß, ist gemeinsam mit seinem Cousin Andrej auf einem Landgut bei Lüneburg aufgewachsen. Die beiden Männer haben einen Großteil ihrer Jugend gemeinsam verbracht.

Andrej Bockelmann schildert nun, dass er auch einen Udo Jürgens kannte, der sich seiner selbst längst nicht so sicher war, wie er es als Superstar nach außen hin transportierte. "Immer, wenn ich ihn backstage erlebte, hatte er Lampenfieber", erinnert sich der 73-Jährige. "Da war er unheimlich hibbelig, manchmal richtig unsicher - aber sowie er auf der Bühne stand, lief alles wie geschmiert."

"Er wollte hören wie gigantisch er war"

Auf der Bühne war Jürgens stets unfehlbar, lieferte seine Shows ab und wurde über Jahrzehnte von seinen Fans gefeiert und umjubelt. Er sei sich darüber im Klaren gewesen, dass er diesen Menschen seinen Erfolg verdankte - ein echter Freund dieser Leute war er jedoch nie, so sein Cousin: "Ich denke, Udo hat die Menschen nicht geliebt. Ich hatte immer den Eindruck, dass ihn die Menschen, die ihm zujubelten, nicht wirklich interessiert haben."

Dabei sei der Musiker jedoch immer auf der Suche nach großer Anerkennung gewesen. Auch privat. "Er wollte immer hören, wie 'gigantisch' - eines seiner Lieblingsworte - sein letzter Auftritt war."

Schneid bei den Frauen

Dass Udo Jürgens zeit seines Lebens Schneid bei den Damen hatte, ist nichts Neues - Andrej Bockelmann schildert den Playboy gar als "Alphamännchen", das "unheimlich hinter den Weibern her" war. Das habe er auch selbst immer betont. "Seine erste Ehe hat viele Jahre gehalten, wurde aber auch lange Zeit zum Schein aufrechterhalten - auch wegen der Kinder. Danach war Udo im Herzen ein Einzelgänger."

Seine einzig wahre Liebe war die zu seiner Musik

Er sei im klassischen Sinne vielleicht sogar beziehungsunfähig gewesen. Bockelmann: "Er hat etwas anderes geliebt: seine Musik, seine Auftritte."

Jürgens war am 21. Dezember an der Seepromenade von Gottlieben in der Schweiz bewusstlos zusammengebrochen. Wiederbelebungsmaßnahmen blieben ohne Erfolg. Er starb im Kantonsspital Münsterlingen an einem akuten Herzversagen.