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Die Prinzen: "Das letzte Ostgeld haben wir versoffen"


Die Prinzen
"Das letzte Ostgeld haben wir versoffen"

t-online, Lars Schmidt

Aktualisiert am 03.06.2015Lesedauer: 6 Min.
Sebastian Krumbiegel spricht offen über seine Vergangenheit.Vergrößern des BildesSebastian Krumbiegel spricht offen über seine Vergangenheit. (Quelle: imago-images-bilder)
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Prinzen-Sänger Sebastian Krumbiegel hat sich nach der Einführung der D-Mark vor 25 Jahren als erstes eine Stereoanlage gekauft und sein letztes DDR-Geld in einer Kneipe auf den Kopf gehauen: "Das letzte Ostgeld haben wir versoffen", sagte der 48-Jährige zu t-online.de.

Seine Band ist für Sebastian Krumbiegel wie eine Familie: "Wir fühlen uns wie Brüder". Das familiäre Verhältnis der fünf Prinzen-Musiker ist daher einer der Gründe für den Titel der neuen CD "Familienalbum". Im Interview erzählte der ehemalige Chorknabe auch von den Dreharbeiten zur TV-Show "Sing meinen Song", warum er Fan von RB Leipzig ist und weshalb er beim Thomanerchor rausflog.

t-online.de: Es war recht lange ruhig um Die Prinzen. Euer letztes Album stammt aus dem Jahr 2008. Jetzt kommt ihr dafür mit einer geballten Offensive zurück: Neues Album, die TV-Show "Sing meinen Song" und ihr singt "Heute fangen unsere besten Zeiten an". Wie fühlt ihr euch?

Sebastian Krumbiegel: Wir fühlen uns gut. Aber wir waren in der Zwischenzeit auch nicht untätig. Wir haben viele Konzerte gegeben und Material für neue Songs gesammelt. Wir sind so lange im Geschäft, da fühlt man sich nicht getrieben, eine neue Platte rausbringen zu müssen.

Um noch mal auf die Textzeile anzuspielen - seid ihr als "Endvierziger / Anfangfünfziger" besser denn je?

Wir sind entspannter. Wir müssen nicht mehr über jedes Stöckchen springen. Und wir sind selbstbewusster. Wir machen, was wir machen und das sehr authentisch. Und was das Wichtigste ist: Wir haben immer noch Spaß daran.

Eure neue Single "Er steht im Regen" hat einen ziemlich traurigen Text - untypisch für Die Prinzen. Warum hab ihr gerade diesen als erste Single ausgewählt?

Weil das einer der stärksten Songs der Platte ist und wir uns auch mal von einer anderen Seite zeigen wollten. Wenn du immer versuchst, auf Teufel komm raus lustig zu sein, dann funktioniert das nicht.

Warum habt ihr den Titel "Familienalbum" für die Platte gewählt?

Das hat mehrere Gründe. Wir wollten uns in der Optik von Mafia-Filmen fotografieren lassen und das ganze Artwork so gestalten, weil wir diesen Stil sehr mögen. Natürlich spielt auch das familiäre Verhältnis von uns Bandmitgliedern eine Rolle. Tobias kenne ich seit 42 Jahren. Mit Wolfgang bin ich seit der vierten Schulklasse befreundet. Henri kam ein Jahr später dazu. Wir fühlen uns eher wie Brüder. Und das Dritte ist, dass zu unseren Konzerten Leute aus verschiedenen Generationen kommen, ganze Familien, Eltern mit Kindern.

Wie sieht es bei euch in der Band mit Kindern aus?

Wir haben unser Privatleben immer ganz bewusst aus der Öffentlichkeit rausgehalten. Und das soll auch so bleiben. Ich schäme mich immer, wenn ich sehe, wie andere mit ihrem Privatleben hausieren gehen. Das mag ich nicht.

Spielt ihr euren - falls vorhandenen - Kindern eure neuen Lieder vor um ein Feedback zu bekommen?

Ja. Aber das funktioniert nicht mehr so gut. Meine Tochter wird jetzt 17 und hat inzwischen ganz andere musikalische Vorlieben. Aber als ich ihr erzählt habe, dass wir was mit Cro zusammen machen, fand sie das total cool. Da war ich wieder der Held.

Was hat euch bewegt bei "Sing meinen Song" mitzumachen?

Das gibt uns mediale Aufmerksamkeit. Was nützt dir die beste Platte der Welt, wenn es keiner mitbekommt.

Also ist das für euch eine reine PR-Maschine?

Nein. Es entstehen wirklich Freundschaften und Verbindungen über die Show hinaus. Zu unseren drei Auftritten in der Leipziger Oper (vom 4. - 6. Juni, Anm. d. Red.) kommen Xavier Naidoo und Andreas Bourani, um mit uns zu singen. Aber wir waren anfangs wirklich skeptisch und haben ständig nach dem Haken an der Sache gefragt. Doch die zehn Drehtage in Südafrika waren echt der Hammer.

Auf diese Art eine Südafrika-Reise zu bekommen, ist ja auch nicht das schlechteste.

Ich war das erste Mal südlich des Äquators. Aber es war auch Stress. Wir wurden früh morgens geschminkt und dann wurde gedreht. Zwar hatten wir auch Ausflüge und Touren, sind mit dem Hubschrauber über den Tafelberg geflogen, Speedboat und Jeep gefahren, aber immer hattest du eine Kamera vor den Nase. Und abends wurden zwei Sendungen aufgezeichnet.

Du engagierst dich gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, nimmst für die SPD an der Wahl zum Bundespräsidenten teil. Was sagst du zu Xavier Naidoos Auftritt und seinen Äußerungen bei den Reichsbürgern?

Dieser Auftritt war ein Thema, über das wir geredet haben. Aber ich werde nicht öffentlich über ihn richten. Xavier ist ein toleranter und weltoffener Mann und kein Nazi oder Rassist. Mehr will und kann ich dazu nicht sagen.

Deutschland hat beim diesjährigen ESC leider nur den letzten Platz belegt. Wäre dieser Wettbewerb was für euch?

Nein. Ich finde so ein Wettbewerb hat nichts mit Musik zu tun. Man kann geschmacklich immer Ja oder Nein zu etwas sagen. Aber ein Ranking finde ich nicht gut. Das gilt auch für TV-Formate wie DSDS oder "The Voice".

Ihr seid Leipziger mit Herz und Seele und längst ein Aushängeschild für die Stadt - welche Bedeutung hat die Stadt für euch und ihr für die Stadt?

Wir für die Stadt - soweit würde ich nicht gehen. Für die Stadt haben der Thomanerchor und das Gewandhausorchester eine Bedeutung. Für mich hat die Stadt natürlich eine große Bedeutung. Sie ist sehr bunt und kulturell. Leipzig geht mit breiten Bündnissen zum Beispiel gegen Nazis vor. Das gibt es in anderen Städten nicht. Dass die friedliche Revolution 1989 in Leipzig ihren Höhepunkt fand, ist kein Zufall. Eine Pegida-Bewegung wie in Dresden wäre in Leipzig nicht möglich gewesen. Als Legida hier versuchte Fuß zu fassen, haben sich sofort Tausende dagegengestellt.

Leipzig steht ja mit seinen Montagsdemos auch für die Wende in der DDR. Wie habt ihr die Zeit damals erlebt? Habt ihr mitdemonstriert?

Na klar haben wir demonstriert. Wir waren Studenten und haben alles miterlebt. Mich hat diese Zeit politisch sehr sensibilisiert. Und das spielt heute noch immer eine Rolle.

Am 1. Juli vor 25 Jahren wurde in der DDR die D-Mark eingeführt. Wisst ihr noch, was ihr für euer letztes DDR-Geld und vom ersten Westgeld gekauft habt?

Was ich mir vom ersten Westgeld gekauft habe, weiß ich nicht mehr. Das war ja noch das Begrüßungsgeld. Als wir dann mit den Prinzen unser erstes Geld verdient hatten und die Währungsreform war, habe ich mir eine Stereoanlage gekauft, die ich noch heute besitze. Das letzte Ostgeld haben wir versoffen. Wir waren in der Nacht auf den 1. Juli in einer Kneipe und haben es auf den Kopf gehauen.

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Du bist Fan des Fußballclubs RB Leipzig. Kein anderer Verein polarisiert so sehr. Warum hast du dich für diesen Club entschieden?

Das war eine bewusste Entscheidung. RB ist für mich nicht in erster Linie ein Kommerzclub - RB spielt einfach guten Fußball. Meiner Meinung nach ist Leipzig eine Stadt, die in die Bundesliga gehört. Und das wird irgendwann passieren. Deshalb prallen die ganzen Vorwürfe auch an mir ab. Kommerz und Fußball gehören doch schon lange untrennbar zusammen. Und wenn ein großer Sponsor käme, welcher Verein würde denn dann Nein sagen?

Während für viele andere DDR-Künstler nach 1990 der Zug erstmal abgefahren war, ging es für euch richtig los. Ihr seid die erste gesamtdeutsche Band, bei der es keine Rolle spielte, woher sie kommt. War es das, was eure Karriere mit angekurbelt hat? Oder eher das Glück, zur richtigen Zeit die richtigen Leute getroffen zu haben.

Da kommt ganz viel zusammen. Wir haben etwas gemacht, was damals niemand sonst machte - den mehrstimmigen A-capella-Gesang. Aber wenn wir nicht Annette Humpe und Udo Lindenberg getroffen hätten, wer weiß, wie unsere Karriere verlaufen wäre.

Du bist 1985 beim Thomanerchor rausgeflogen. Was hattest du ausgefressen?

Da kamen viel Sachen zusammen. Mit 15, 16 Jahren habe ich gemerkt, dass so ein Laden wie die Thomaner nur funktioniert, wenn sich alle unterordnen. Und das ist mir schon immer sehr schwer gefallen. Tobias und ich waren schon immer Individualisten, und damit eckst du in einem Ensemble von 90 Jungs früher oder später an. Und wenn du dann bei Konzerten andere Texte singst und alles um dich rum fängt an zu lachen, fliegst du eben auf. Und deshalb schmiss mich der Kantor raus. Erst war ich geschockt. Doch dann habe ich drei Wochen längere Sommerferien genossen und konnte mich um meine Band kümmern. Aber im Nachhinein wissen wir natürlich alle zu schätzen, was wir bei den Thomanern alles gelernt haben. Wir wären ohne den Chor heute nicht da wo wir sind.

Das Interview führte Lars Schmidt

Die CD "Familienalbum" von Die Prinzen ist am 29. Mai 2015 erschienen.

Die Prinzen live

25.06. Sindelfingen, 26.06. Bad Elster, 27.06. Glauchau, 10.07. Sangerhausen, 11.07. Forst, 17.07. Kulmbach

Die Prinzen "Kirchentour 2015"

08.09. Eisenach, 09.09. Ludwigshafen, 10.09. Calw, 11.09. Lörrach, 12.09. Eichstetten, 13.09. Heidelberg, 15.09. Gelsenkirchen, 17.09. Mosbach, 18.09. Ansbach, 19.09. Arnstadt, 20.09. Oschatz, 22.09. Nordhausen, 23.09. Heilbronn, 24.09. Goslar, 25.09. Delmenhorst, 26.09. Neustrelitz, 27.09. Templin, 29.09. Zittau, 30.09. Zella-Mehlis, 01.10. Rostock

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