Neben Harald Juhnke begeisterte Grit Boettcher einst Millionen TV-Fans. Inzwischen steht für sie die Familie im Vordergrund. So hat sie sich im Laufe der Zeit verändert.
Wer im Schauspielarchiv nach Berliner Unikaten sucht, der stolpert über Namen wie Harald Juhnke, Inge Meysel, Hildegard Knef, Manfred Krug und natürlich Grit Boettcher. In den Sechzigern und Siebzigern glänzte die gebürtige Spandauerin in Edgar-Wallace-Produktionen genauso wie in lockeren Filmkomödien à la "Drei Männer im Schnee" und "Liebe will gelernt sein". In den Siebzigern feierte Grit Boettcher mit Harald Juhnke große Erfolge in der Comedyserie "Ein verrücktes Paar". Heute wird Boettcher 85 Jahre alt.
"Ich bin eine Komödiantin, keine Ulknudel!", polterte Grit Boettcher einst in der "Bild"-Zeitung. Für sie grenzte die früher gängige Verniedlichung ihrer Genre-Fertigkeiten fast schon an "Körperverletzung". Sie versuchte stets, selbst die lustigsten Rollen irgendwie in ein seriöses und nicht aufgesetzt wirkendes Licht zu rücken. Vielleicht, weil Grit Boettcher in ihrer Kindheit und Jugend kaum etwas zu lachen hatte.
Ehefrust, Fehlgeburten, Vergewaltigung
Als Kriegskind zur Flucht gezwungen, wurde Grit Boettcher schon in frühen Jahren traumatisiert. Es folgten stressige Zeiten in einem Friseursalon, wo sie sich das Geld für eine Ballettausbildung verdiente. Dann durchlebte Boettcher zwei Ehen, die scheiterten, sie hatte acht Fehlgeburten, wurde vergewaltigte und war in teure Spekulationsdramen in der Immobilienwelt involviert.
"Es kommt, wie es kommt", hat sie von ihrer geliebten Mutter gelernt. TV-Partner Harald Juhnke flüsterte ihr mal ins Ohr: "Du brauchst eine Marotte, Mädchen – saufen geht nicht, das mache ich schon selber!" Mit dem Berliner Star-Entertainer stand Grit Boettcher zwischen 1977 und 1980 regelmäßig vor der Kamera, etwa in der ZDF-Serie "Ein verrücktes Paar", und eroberte mit ihrer nahbaren, lustigen und authentischen Art die Herzen der Deutschen.
30 Jahre im Serienrampenlicht
Im TV fühlte sich Grit Boettcher immer am wohlsten. Auftritte in Serien wie "Das Traumschiff", "Die Schwarzwaldklinik", "Hotel Paradies" und "Immer wieder Sonntag" sorgten bis spät in die Neunzigerjahre dafür, dass der Name Grit Boettcher Vorabend- und Primetime-TV-Freunden bekannt war. Das letzte Mal stand sie vor drei Jahren für die Serie "Kreuzfahrt ins Glück" vor der Kamera.
Im Herbst 2017 retteten ihr Ärzte bei einer Notoperation das Leben. Damals drohte ein Aneurysma im Bauch der Wahlmünchnerin zu platzen. Seitdem lässt es Grit Boettcher ruhiger angehen. Im Herbst 2018 erschien ihre Biografie "Auf ein Lächeln", in der sie ihre Hochs und Tiefs Revue passieren lässt.
Heute genießt Grit Boettcher ihre Zeit mit Sohn Tristan, Tochter Nicole Belstler-Boettcher, die auch Schauspielerin ist ("Tatort", "Gute Zeiten, schlechte Zeiten", "Promi Big Brother"), und deren Familien in einem großen Haus in Ismaning. Dort zündet man heute sicherlich 85 Kerzen an und feiert eine große Komödiantin der deutschen TV- und Kinogeschichte.
- bild.de: "Nennt mich nie wieder Ulknudel!"