Amira Pocher: "Ich habe noch nie den ersten Schritt gemacht"

In ihrer neuen TV-Show verhilft Amira Pocher Alleinerziehenden zu ihrem Liebesglück. Bei t-online spricht sie jetzt ungewohnt offen über ihr Datingleben vor Oliver Pocher.

Sommer, Strand und Meer – in der Vox-Show "My Mom, Your Dad" werden zwölf Single-Mütter und -Väter auf Kreta in einem Haus untergebracht. Das Ziel: Die Alleinerziehenden sollen sich kennen- und vor allem lieben lernen. Was die Eltern nicht wissen: Ihre Kinder sind in einer separaten Unterkunft untergebracht und schauen ihren Eltern bei deren Annäherungsversuchen zu.

Moderiert wird die Sendung von Amira Pocher, die ihren Partner Oliver Pocher vor vier Jahren über Tinder kennengelernt hat. Mit t-online hat die 30-Jährige nun über ihre eigenen Datingerfahrungen gesprochen und verraten, wieso Dating abseits von TV-Shows und Apps ihrer Meinung nach kaum noch gelingt.

t-online: Hatten Sie mal ein echtes "Horror-Date"?

Amira Pocher: Ich hatte mal ein Date, bei dem wir gerade auf dem Weg in ein Restaurant waren. Während der Autofahrt fing er plötzlich an, sehr laut zu fluchen. Er hat sich so über den Autofahrer vor uns aufgeregt und sprach auf einmal so asozial, dass ich am liebsten sofort das Weite gesucht hätte.

Haben Sie?

Nein. Wir sind dann trotzdem noch in dem Restaurant gewesen, aber für mich war der Zug eigentlich schon längst abgefahren. Nach dem Date kam dann noch ein langer Liebesbrief von ihm, aber auch der konnte das Geschehene nicht mehr gut machen.

Wie kann ein Mann Sie beim ersten Date beeindrucken?

Mir persönlich ist sehr wichtig, dass ein Mann Pläne hat. Es gibt nichts Schlimmeres als einen Mann, der sich keine Gedanken darüber macht, wohin er die Frau bei einem Treffen ausführen möchte. Aussagen wie "Wo willst du denn hin? Ich bin da flexibel", sind bei Männern meiner Meinung nach ein absolutes No-Go.

Warum?

Das signalisiert mir mangelnde Vorbereitung und keine Bemühungen, wodurch er für mich zu einem Abturner wird. Ein wahrer Gentleman macht sich Gedanken, plant, sucht sich ein schönes Restaurant raus und überrascht die Frau. Das ist meiner Meinung nach sexy und damit kann man punkten.

Sie haben Oliver Pocher selbst über Tinder kennengelernt. Wie schafft man es, auf Dating-Apps aus der Masse herauszustechen?

Ich bin schon zu lange aus dem Dating heraus. Aber ich denke, dass ein originelles Foto sicherlich helfen kann. Ansonsten sollte man angeben, ob man verheiratet ist oder nicht (lacht). Gerade auf Dating-Plattformen sind so viele Schlingel dabei.

Laut Studie sind zwei Drittel aller Nutzer von Dating-Apps vergeben.

Ich höre von meinen Freundinnen regelmäßig krasse Storys. Ich frage mich, wie man so blöd sein kann, sich als vergebene Person mit Foto und Namen auf einer Dating-App anzumelden und davon auszugehen, dass es auf Dauer keiner mitbekommen würde. Was soll ich davon halten? Ich finde das absolut nicht in Ordnung.

Welche Unterschiede sind Ihnen als Moderatorin von "My Mom, Your Dad" beim Dating zwischen der älteren und der jüngeren Generation aufgefallen?

Es gibt große Unterschiede. Teilweise liegen 20 oder 25 Jahre Ehe hinter den Teilnehmern unserer Show. Sie wissen, was sie wollen, aber eben auch, was sie auf gar keinen Fall wollen. Das ist bei der jüngeren Generation natürlich noch nicht so tief verankert. Man sieht auch, dass die Gespräche auf einem ganz anderen Niveau stattfinden. In der Show haben wir zum Beispiel den Teilnehmer Viktor, "unseren kleinen Macho". Sein Sohn musste an der einen oder anderen Stelle schon ordentlich den Kopf schütteln.

Was ist Ihrer Meinung nach die Herausforderung beim Daten im höheren Alter?

Dass man ab einem gewissen Alter schon einiges gesehen und erlebt hat. Jeder hat Altlasten und Blockaden, die er mitbringt. Enttäuschungen, lange Beziehungen, Scheidungen oder auch Depressionen, das gehört alles dazu. Mit dem Alter wird der Rucksack, den man mit sich herumträgt, einfach größer und schwerer.

Der Satz "Wie soll meine Mutter denn anders an jemanden herankommen" fällt in der ersten Folge. Wie gelingt erfolgreiches Dating heutzutage abseits von TV-Shows und Apps?

Für unsere Generation ist es sehr schwierig geworden. Vor meiner Ehe mit Olli habe ich das selbst oft erlebt. Ich habe einen Mann auf der Straße gesehen, er mich auch, der Blickkontakt fing an. Er spricht mich aber nicht an. Am nächsten Tag bekam ich eine Nachricht auf Instagram von ihm. Das fand ich schade. Ich habe mich gefragt, wieso er mich nicht einfach angesprochen hat, obwohl wir längere Zeit nebeneinanderstanden.

Was lehrt uns das?

Durch den Social-Media-Konsum sind die Leute mittlerweile leider scheu, faul und verwöhnt geworden. Ob es nun Instagram oder Tinder ist: Wir konsumieren ständig, was sicherlich nicht gesund ist. Ich würde mir wünschen, dass der Trend wieder in eine andere Richtung geht. Manchmal muss man zweimal hinschauen, um zu realisieren, was für ein toller Mensch das eigentlich ist. Und so was erlebt man nur im echten Leben, wenn man mit einer Person agiert und nicht über Instagram oder sonstige Dating-Apps.

Sie sprechen von Männern, die sich nicht trauen, den ersten Schritt zu machen. Haben Sie in der Vergangenheit auch mal den ersten Schritt gemacht?

Nein, ich habe noch nie den ersten Schritt gemacht. Vielleicht bin ich altmodisch, was das angeht, aber ich kann da einfach nicht über meinen eigenen Schatten springen. Irgendwie habe ich das Gefühl, wenn ich einen Mann zuerst anspreche, könnte das meinem Gegenüber ein Zeichen der Verzweiflung senden. Ich denke, wenn er mich nicht anspricht, dann soll es halt nicht sein.