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Barbara Schöneberger im Interview: "Plötzlich ist alles ganz schlimm"


Barbara Schöneberger
"Plötzlich ist alles ganz schlimm"

  • Steven Sowa
InterviewVon Steven Sowa

Aktualisiert am 16.12.2023Lesedauer: 7 Min.
Interview
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.
"All I Want For Christmas Is Spaß": Barbara Schöneberger präsentiert am 16. Dezember 2023 eine festliche Weihnachtsausgabe der Samstagabendshow "Verstehen Sie Spaß?".Vergrößern des Bildes
"All I Want For Christmas Is Spaß": Barbara Schöneberger präsentiert am 16. Dezember 2023 eine festliche Weihnachtsausgabe der Samstagabendshow "Verstehen Sie Spaß?". (Quelle: SWR/Thorsten Hein)

Sie nehme eigentlich alles mit Humor, sagt Barbara Schöneberger im t-online-Interview. Doch um sich herum bemerke sie viele Veränderungen – und das nicht immer zum Guten.

Wenn Barbara Schöneberger an diesem Samstag in der ARD zur besten Sendezeit "Verstehen Sie Spaß?" präsentiert, werden wieder Millionen Menschen zusehen. Sie wird Stars wie Florian Silbereisen, Judith Williams oder Thomas Anders zu Gast haben, einige davon passend zur Jahreszeit aufs Glatteis führen und in dem Weihnachtsspecial vor allem Festtagsstimmung verbreiten.

Doch womöglich wird Barbara Schöneberger mit etwas anderem für Aufsehen sorgen. Mit ihrer forschen Art und dem Selbstverständnis, zu sagen, was ihr in den Sinn kommt. Oder doch nicht? Denn manchmal, so erzählt sie es in einem bemerkenswert offenen Gespräch mit t-online, verkneife sogar sie sich lieber mal einen Spruch, der ihr so auf den Lippen liegt.

t-online: Sie wirken immer unerschütterlich und geradeheraus, Frau Schöneberger. Woran liegt das?

Barbara Schöneberger: Ich habe einfach gelernt, dass die Leute das besonders zu schätzen wissen. Wenn ich jetzt gelernt hätte, dass sie es anders wollen, dann hätte ich es anders gemacht.

Aber eigentlich haben Sie sich doch genau damit Ihren Weg ins Business gebahnt: mit Ihrer unverblümten Art.

Erstaunlicherweise ja. Aber man vergisst natürlich wahnsinnig viel und ich habe nicht mehr genau auf dem Schirm, was ich zu Beginn meiner Karriere alles so getan habe.

Ihre Talkshow "Blondes Gift" zum Beispiel …

Undenkbar, so etwas noch mal zu machen. Heute würde nach jeder Sendung der Rundfunkrat zusammentreten. Damals habe ich wirklich keine Peinlichkeit ausgelassen. Aber es stimmt schon, was Sie sagen: Ich hatte nie Angst, den Mund aufzumachen.

Hat sich das etwa gewandelt?

Zumindest war ich früher etwas blauäugiger und dachte, ich kann viel erzählen, wenn der Tag lang ist, das kriegt ja eh kaum jemand mit. Bis ich dann eigentlich erst vor Kurzem verstanden habe: Ganz so einfach ist es nicht. Teilweise bin ich schon mit Aussagen von mir oder mit Frechheiten von mir konfrontiert worden, wo ich selbst kaum glauben konnte, dass ich das wirklich gesagt habe.

Schämen Sie sich dann?

Manchmal ist es mir unangenehm, aber eigentlich sehr selten. Oft wird einem etwas in den Mund gelegt, was ich so nicht gesagt habe. Aber wenn ich so an meine Anfangszeit zurückdenke: Oh ja, da hatten meine Eltern eine schwere Zeit …


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Da kam noch kein Bedenkenträger und hat gesagt: 'Das kannst du so nicht machen.'


Barbara Schöneberger


Wie jetzt?

Ich habe mein komplettes Privatleben im Fernsehen ausgebreitet. Das war teilweise deutlich mehr, als meine Familie und mein Freundeskreis aushalten wollten.

Klingt nach einer fernen Vergangenheit, schließlich trennen Sie inzwischen sehr strikt zwischen Berufs- und Privatleben.

Das hat sich erst mit meiner Hochzeit verändert. Davor habe ich wirklich jede Jungsgeschichte mit Namen bei "Blondes Gift" verarbeitet. Es gibt teilweise Leute, die sind heute Mitte, Ende 50 und Professor an der Uni – und dann werden die darauf angesprochen, was ich mal Anfang der 2000er so über sie ausgeplaudert habe. Da gibt es die dollsten Geschichten, sehr unangenehm.

Man könnte aber auch sagen: Das war ihr Schlüssel zum Erfolg …

Ich bin total froh, dass ich damals ungebremst Schwung nehmen konnte. Da kam noch kein Bedenkenträger und hat gesagt: "Das kannst du so nicht machen." Ich habe vielmehr eine Bestätigung bekommen für das, was ich gemacht habe – und gerade auch deshalb so schnell lernen können.

Das heißt, es kommt heute schon öfter mal vor, dass jemand kommt und sagt: "Das können Sie so nicht machen."

Nein, nicht wirklich. Aber ich habe inzwischen auch das Gespür dafür, was geht und was nicht geht. Allerdings liegt mir schon häufig was auf der Zunge, wo ich weiß, das wäre jetzt eigentlich der Mega-Gag. Aber den verkneife ich mir lieber.

Wieso?

Weil ich weiß, dass das so viel nach sich zieht, so viele Erklärungen nötig sind. Ich habe auch keine Lust, dass jemand mit sorgenvoller Miene vor mir steht und sagt: "Was war das denn, Frau Schöneberger?" Es gibt heute so viele Sensibilitäten, die kann man ja gar nicht alle kennen.


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Es wird jetzt eben von einer sehr kleinen Gruppe von Leuten immer gleich sehr genau hingeguckt.


Barbara Schöneberger


Also fühlen Sie sich etwas eingeschränkt?

Vor den meisten Veränderungen drücke ich mich, insofern: nicht unbedingt. Bei mir wird das lustigerweise gut akzeptiert, weil, machen wir uns nichts vor: Die Mehrheit der Leute hat ja nicht ihren Humor verändert. Die lachen heute noch über exakt die gleichen Sachen wie vor 30 Jahren.

Aber?

Es wird jetzt eben von einer sehr kleinen Gruppe von Leuten immer gleich sehr genau hingeguckt und es wird eben nicht mehr mit einbezogen, was ich früher gemacht habe. Niemand sagt: "Ach, die Schöneberger hat doch immer schon so geredet." Im Gegenteil: Plötzlich ist alles ganz schlimm, dann gibt es einen Aufschrei und man steht in irgendeiner Ecke, aus der man dann auch nicht mehr herauskommt.

Klingt so, als wäre das Fernsehgeschäft deutlich anstrengender geworden. Wenn man eigentlich einen Spruch auf den Lippen hat, sich den aber aufgrund drohender Shitstorm-Gefahr lieber spart.

Da muss man dann eben eine Kosten-Nutzen-Analyse durchführen. Innerhalb von Sekunden lässt man sich die durch den Kopf gehen und kommt dann zu dem Schluss: Den Stress tue ich mir jetzt nicht an.

Ist das wirklich immer so?

Ich moderiere ja auch oft genug, wenn keine Kamera dabei ist. Da haue ich dann alles heraus und das erwarten die Leute auch. Das finde ich eben auch völlig richtig und wichtig, auch bei allen Kabarettisten und Comedians, dass es da eben nicht diesen Maulkorb gibt. Man sollte sich schon über alle Gruppierungen gleichermaßen lustig machen dürfen und am meisten über sich selbst. Damit sollte man eigentlich immer auf der richtigen Seite stehen.

Das Wort Maulkorb wiederum ist ja auch umstritten. Es gibt genügend Menschen, die behaupten, den gibt es gar nicht.

Einen Maulkorb per se gibt es natürlich nicht, aber sehen Sie: Es gibt sehr viele Empfindlichkeiten und man muss für sich selbst abwägen, inwieweit ist es mir das jetzt wert, für ein paar Lacher einen Konflikt auszutragen. Der Aufschrei ist heute sehr viel größer bei bestimmten Formulierungen und daran trägt auch die Presse eine Mitschuld, die die Bedenken von einigen Wenigen so darstellt, als stünden sie repräsentativ für die ganze Gesellschaft.

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Welche Witze machen Sie denn noch völlig bedenkenlos?

Ich werde weiterhin meine extrem sexualisierten Witze über Männer machen. Diese Mann-Frau-Nummer reite ich aber sowas von bis zum Ende durch und ich bediene mich auch weiterhin irgendwelcher Klischees, weil die Leute das verstehen. Sie wissen, dass das Klischees sind und dass diese nicht immer zutreffen. Aber deshalb wird es ja nicht weniger witzig. Alle Witze basieren auf Klischees. Und ich traue den Menschen zu, intelligent genug zu sein, das unterscheiden zu können.

Alles in allem klingt es so, als würden Sie Thomas Gottschalk und seinem "Wetten, dass..?"-Motto zustimmen, als er gesagt hat, er rede inzwischen zu Hause anders als im Fernsehen.

Nein, auf keinen Fall. Ich sage nur, dass ich mir eben heute noch mal mehr überlege, was ich sage. Aber ich habe überhaupt nicht das Gefühl, dass mich irgendjemand einschränkt. Im Gegenteil: Ich werde immer dann gebucht, wenn man eine etwas dröge Veranstaltung aufmischen will. Also ich sehe mich jetzt nicht als jemand, der nicht mehr so kann, wie er gerne möchte.

Was ist dann der Unterschied zwischen Ihnen und Herrn Gottschalk?

Ich glaube, dass diese ganzen Kriterien bei mir auch nicht so angelegt werden, weil die Leute wissen ja, wie ich bin und die Leute erwarten meine Art Humor auch von mir. Wenn ich das jetzt ganz ablegen würde und mich nur noch stromlinienförmig verhalten würde, das würde auch nicht gut ankommen.

Aber Thomas Gottschalk ist auch immer Thomas Gottschalk geblieben.

Ich habe als Frau noch viel mehr Spielraum, als es vielleicht die Männer haben. Vielleicht bin ich als Frau dann in zehn Jahren dran, aber bis dahin gebe ich noch Vollgas.

Früher war also mehr Lametta.

Insgesamt schon, aber ich will mich jetzt nicht beschweren. Also in meinem Leben hat sich wenig verändert: Ich kriege meinen Baum immer noch voll mit Lametta.

Womit wir bei "Verstehen Sie Spaß?" wären. Wo hört für Sie der Spaß auf?

Ich könnte jetzt sagen: Da, wo Menschen verletzt werden. Aber wenn wir mal auf unserer Unterhaltungsebene bleiben, muss ich ehrlich sagen, ich kenne kaum eine Situation in meinem Leben, die ich nicht mit Humor nehme. Ich rege mich auch nur dann auf, wenn ich weiß, ich kann die Dinge beeinflussen. Nur beim Taxifahren vergesse ich mich manchmal …


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Mein Ansatz im Leben wie im Auto ist es, immer Gas zu geben.


Barbara Schöneberger


Was hat es damit auf sich?

Ich bin hauptberuflich ungeduldig und wenn ich merke, dass einer bei Gelb schon an der Ampel hält, gebe ich schon mal lautstark Kommandos. Das verunsichert die Taxifahrer und manchmal bauen sie auch fast einen Unfall, weil ich sehr energisch werden kann.

Woher kommt diese Unruhe in Ihnen?

Ich will einfach selbst Verantwortung tragen und ich liebe es, Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Es widerstrebt mir also, in das Auto eines anderen zu steigen und mich dem so zu überlassen. Am liebsten würde ich sagen: Lassen Sie mich selbst fahren.

Sie wünscht man sich also besser nicht als Beifahrerin …

Wenn man zügig unterwegs ist und nicht trödelt, ist alles bestens. Es geht mir darum, wie Leute sich in ihrem Leben bewegen. Wenn die so vor sich hindösen, werde ich zu einem etwas unangenehmen Zeitgenossen. Es gibt einfach so eine Sorte Mensch, die trifft man auch manchmal an der Käsetheke beim Einkaufen: Die wollen nichts vom Leben. Es ist mir unverständlich, wie man sich so langsam bewegen kann.

Sie sind also das genaue Gegenteil?

Klar und ich zelebriere das auch, weil man so viel mehr in so einem Tag unterbekommt, wenn man sich ein bisschen schneller bewegt. Oder um wieder auf das Autofahren zurückzukommen: Mein Ansatz im Leben wie im Auto ist es, immer Gas zu geben.

Im zweiten Teil des großen Interviews, das Barbara Schöneberger mit t-online anlässlich ihrer "Verstehen Sie Spaß?"-Sendung geführt hat, spricht die Entertainerin über Flirts mit Männern, Körperideale und eine überraschende Beobachtung aus ihrem Berliner Alltag. Lesen Sie diesen hier. Die neueste Ausgabe von Schönebergers Samstagabendshow läuft am 16. Dezember ab 20.15 Uhr im Ersten.

Verwendete Quellen
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