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TV-Star Senta Berger über Hollywood und das Alter


Senta Berger blickt zurück
"Ich fange immer wieder bei Null an"

t-online, Maria M. Held

Aktualisiert am 27.08.2016Lesedauer: 4 Min.
Schauspielerin Senta Berger findet klare Worte.Vergrößern des BildesSchauspielerin Senta Berger findet klare Worte. (Quelle: imago/Seeliger)
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Ist diese Frau eigentlich irgendwann gealtert? Seit Jahrzehnten lächelt sie dieses feine Lächeln, umrahmt von rot schimmernden Haaren. Senta Berger wurde vor wenigen Monaten 75 und ist im TV-Geschäft immer noch gefragt. Im Interview mit t-online.de verrät sie warum.

Während sich Hollywood-Stars beklagen, dass man mit über 40 keine guten Rollen mehr bekommt, steht sie mit 75 bei "Unter Verdacht" als Hauptdarstellerin vor der Kamera und ihr Film-Partner Gerd Anthoff ist 70.

Frau Berger, haben es ältere Schauspieler in Deutschland in dieser Hinsicht besser?

Fernsehen spiegelt unsere Gesellschaft. Deshalb kann und soll Fernsehen auch Geschichten erzählen ohne jeden Abend ein bestimmtes Publikum im Sinne zu haben. Kinofilme müssen fast immer ein junges Publikum ansprechen mit Themen, die sie interessieren. Das sind fast immer Geschichten, in denen ältere oder alte Menschen wenig Platz haben. Das ist so im amerikanischen Kino und es ist – im Gegensatz zu den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern in Deutschland - auch im amerikanischen Fernsehen so. Die amerikanischen Sender finanzieren sich alle durch Werbung.

Beeinflusst das auch die Drehbücher?

Die Konzerne sagen, wir müssen junge potente Käufer ansprechen. Dann müssen wir unsere Produkte innerhalb einer Geschichte, die junge kauffreudige Zuschauer angucken, anbieten. Also bitte, keine Geschichten über zwei 60jährige. Die kaufen doch kein neues Auto mehr oder ein Wundermittel gegen Falten. Wir brauchen flippige, schnelle Stories, mit flippigen schnellen Werbefilmen dazwischen.

Sie kennen Hollywood aus Ihrer Jugend – hätten Sie dort gerne noch einmal gearbeitet?

Aber ja. Schon aus sentimentalen Gründen, aber natürlich auch, weil es Spass macht und beflügelt, mit so kreativen Leuten zusammenzuarbeiten.

25 Folgen "Unter Verdacht": Zum Jubiläum der mehrfach ausgezeichneten Krimireihe strahlt das ZDF am Samstag, 27. August 2016, mit "Betongold" einen neuen Fall um das Ermittlerteam der Abteilung 411 aus. In ihrem 15. Dienstjahr kommen Dr. Eva-Maria Prohacek (Senta Berger) und ihr Kollege André Langner (Rudolf Krause) der bulgarischen Mafia auf die Spur. Deren Verbindungen reichen bis ins Münchner Baureferat. Unter der Regie von Ulrich Zrenner und nach dem Drehbuch von Michael Gantenberg spielen in der Jubiläumsfolge neben Senta Berger, Rudolf Krause und Gerd Anthoff auch Martin Umbach, Saskia Vester, Samuel Finzi, Tim Seyfi, Bijan Zamani und Marlene Morreis.

Sie wurden für Ihre Rolle als Dr. Eva-Maria Prohacek in "Unter Verdacht" 2003 mit einem Grimme-Preis ausgezeichnet, Sie haben drei Bambis – wie wichtig sind Preise für Schauspieler?

In dem Moment bin ich immer ganz benommen. Schon bei der Ankündigung ich würde einen Preis bekommen, stehe ich neben mir. Später bei der Verleihung habe ich nur noch Lampenfieber. Werde ich die richtigen Worte finden? Werde ich meinem Beruf Ehre machen? Große Aufregung! Viel später erst verstehe ich den Preis als Auszeichnung und als Anerkennung meiner Arbeit. Dann freue ich mich, obwohl ich weiß, dass all die Preise mir bei der nächsten Arbeit nicht helfen oder nützen können. Ich fange immer wieder bei Null an. Das ist das Wesen meine Berufes.

Ende 2016 kommt der Film "Willkommen bei den Hartmanns" in die Kinos – der erste bei dem Sie mit Ihrem Sohn zusammengearbeitet haben. Darin geht es um eine Familie, die einen Flüchtling aufgenommen hat. Haben die Ereignisse der letzten Wochen die Story überholt?

Die Ereignisse haben die Geschichte "Willkommen bei den Hartmanns" nur erhärtet und bestätigt. Der gute Wille in unserer Gesellschaft, die Ängste vor und die Hoffnungen auf ein Zusammenleben, die Verwirrung der Flüchtlinge und unsere eigene wird auf komödiantische Weise erzählt.

Sie haben sich in der Vergangenheit in vielerlei Hinsicht gesellschaftlich und politisch engagiert. Was sagen Sie zu der derzeitigen Atmosphäre in Europa? Verändert die Terrorangst das Land? Unser Leben?

Ja sicher. Wir können nicht weiterleben wie bisher. Das war uns doch schon klar, als wir vor sechs oder sieben Jahren die Bootflüchtlinge in Lampedusa ankommen gesehen haben - oder eben nicht, sondern sie ertrunken am Strand angeschwemmt sahen.

War das früher anders?

Ich weiß nicht, wie lange das her ist, dreißig, vierzig Jahre mindestens, dass die allgemeine Meinung, ja, das allgemeine Wissen war: Wir hier in der westlichen Welt müssen die Gründe dieser Massenfluchten ändern, wir müssen im Lande der Flüchtlinge die Verhältnisse ändern.

Haben eigene Erfahrungen Sie geprägt?

Mit 22 Jahren war ich zwei Monate für Dreharbeiten in Pakistan. Ich war nicht vorbereitet auf so viel Armut und so viel Unbildung. Ich kam damals nach Hause und habe gesagt, eines Tages werden wir dafür bezahlen müssen. Ich wundere mich heute selbst über meine Hellsicht. Aber ich war damals mit einer Realität konfrontiert, die für Jahre bei uns nicht zur Kenntnis genommen werden musste. Politik reagiert langsam und ist an dem Grundsatz “alle vier Jahre gibt es Wahlen“ orientiert. Gut, nun werden wir Antworten auf die vielen gesellschaftlichen Fragen finden müssen. Und wir werden sie finden.

Gibt es heute genug gesellschaftliches Engagement?

Ja!

Wie ist es mit dem eigenen Mann oder Sohn zu arbeiten? Nennt ihr Sohn Sie am Set "Mama"? Streitet oder diskutiert man da in der Arbeit anders?

Ich kannte Simons Drehbuch vom allerersten Moment, von den allerersten Seiten an und habe mich in der Rolle der Mutter Hartmann sofort wohl gefühlt. Obwohl mein Sohn mich bei der Arbeit "Mama" gerufen hat, war es ein professionelles Team, in das ich eingebettet war. Was hätte er auch sonst sagen sollen? Senta? Frau Berger?

Welcher Typ Mutter sind Sie?

Ich war da, wenn meine Kinder mich gebraucht haben und als sie mich Schritt für Schritt, Stück für Stück als Mutter entlassen haben, habe ich wieder langsam zu arbeiten angefangen. Das hat uns allen gut getan.

Frau Berger, Vielen Dank für das Gespräch.

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