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Erster Todestag von Peter Lustig: Interview mit enger Freundin


Enge Freundin im Interview
Kinderhasser-Gerücht um Lustig löste Entsetzen aus

Hedda Möller

Aktualisiert am 23.02.2017Lesedauer: 4 Min.
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Peter Lustig in seiner LatzhoseVergrößern des Bildes
Peter Lustig mochte Kinder sehr gern. (Quelle: Hogreve/imago-images-bilder)

Vor einem Jahr starb "Löwenzahn"-Moderator Peter Lustig. ZDF-Redakteurin Margrit Lenssen hat Jahre mit ihm zusammengearbeitet und wurde eine enge Freundin.

Sie erinnert im Gespräch mit t-online.de an den eigenwilligen Charismatiker und die Wahrheit über seine angebliche Abneigung gegenüber Kindern.

t-online.de: Frau Lenssen, Sie haben viele Jahre mit Peter Lustig an neuen "Löwenzahn"-Folgen gearbeitet. Wie würden Sie ihn mit einem Satz charakterisieren?

Margrit Lenssen: Er war absolut authentisch. Bei Peter gab es keinen Unterschied zwischen dem Schauspieler und dem Menschen Peter Lustig. Wenn wir beispielsweise abends nach anstrengendem Drehtag noch in einem Restaurant saßen, hat er Kinder angesprochen, die zufällig am Nebentisch saßen und ihnen zur irgendwelchen Dingen Fragen gestellt. Er war von Natur aus extrem neugierig und wissensdurstig. Diese Authentizität haben die Zuschauer gespürt, sie ist auch der Grund dafür, dass seine Popularität bis heute anhält.

Ein Journalist der "Hamburger Morgenpost" schrieb einmal, dass Peter Lustig Kinder in Wahrheit nicht ausstehen konnte…

Das war schlimm, weil es einfach nicht stimmte. Vor allem deshalb, weil der Autor sich erst nach Peters Tod von seinen damaligen Äußerungen distanziert hat, und zwar in der Wochenzeitung "Die Zeit", bei der er mittlerweile tätig war. Wir haben uns natürlich gefragt: "Warum hat er das nicht zehn Jahre vorher getan?"

War es ein Missverständnis zwischen Peter Lustig und dem Redakteur?

Ein Zitat wurde aus dem Zusammenhang gerissen und auch noch vollkommen verkürzt. Es ging um die Frage, wie er reagiert, wenn Kinder als Zaungäste beim Dreh dabei sind und herumalbern. Da sagte er sinngemäß: "Wenn Kinder und Passanten reinrufen in die Szene, das ist für mich schwierig, weil ich mich dann nicht konzentrieren kann." Die Zeitung macht daraus die Aussage, Peter Lustig könne Kinder nicht leiden.

Das zog ja dann Kreise…

Ja, auch die "Bild" hat es aufgegriffen. Wir hatten eine Riesenmenge an entsetzten und enttäuschten Zuschauer-Zuschriften und Mails.

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Peter Lustig galt ja als Mensch, der es genau wissen wollte. War das nicht manchmal etwas anstrengend?

Im Gegenteil, es war sehr inspirierend. Wir hatten da eine Situation, die mich heute noch innerlich schmunzeln lässt. Ich glaube, es war sogar eines unserer letzten Treffen. Da stand in einem Restaurant eine Sukkulente auf dem Tisch. Das sind Pflanzen, die wenig Wasser benötigen, also auch unter extrem trockenen Bedingungen überleben. Er nahm die Pflanze aus dem kleinen Plastiktopf, wobei die Blumenerde auf die Tischdecke krümelte. Dann zeigte er auf die Blätter und das Wurzelwerk und erklärte uns umstehenden Redakteuren, wie sie der Pflanze ermöglichen, sich im wahrsten Sinne ohne Wasser über Wasser zu halten. Zum Schluss hat er die Pflanze wieder mit der Erde in den Topf gedrückt.

Das klingt nach einer gewissen Besessenheit.

Absolut, auf eine sehr sympathische Art allerdings. Er wollte nicht nur den Dingen auf den Grund gehen, sondern sein Wissen den Menschen anschaulich vermitteln. Sein Leben war sein Beruf – und umgekehrt.

Wie fing Ihre gemeinsame Geschichte eigentlich an?

Als ich 1992 in die "Löwenzahn"-Redaktion kam, war er schon lange da, seit 1980 genau genommen. Er war eine Institution, fast schon Legende mit ungeheurem Bekanntheitsgrad. Es gab ja damals noch nicht viele andere Sender und anspruchsvolle Kinderprogramme. Ich hatte also großen Respekt. Wir haben uns gleich gut verstanden und drei Jahre bis zu seinem Ausscheiden sehr eng und freundschaftlich zusammen gearbeitet.

Gab es keine Konflikte?

Doch, schon, aber immer auf der sachlichen Ebene. Es ging ihm im Grunde immer um Perfektion in der Sache. Meist hatten wir Diskussionen in Bezug auf die Dramaturgie eines Drehbuchs. Da war er manchmal anderer Meinung als die Redakteure, wie man eine Szene auflöst.

Warum?

Es ging wieder einmal um Authentizität. Er wollte nicht Peter Lustig nach unserem Drehbuch spielen, sondern Peter Lustig sein. Hier hatten wir dann oft heftige Diskussionen, wir brauchten da manchmal schon sehr, sehr gute Argumente, um ihn zu überzeugen. Wir haben ihn allerdings immer machen lassen, wenn es um die technischen Details ging. Da konnten wir uns 100-prozentig auf ihn verlassen.

War die Latzhose nur eine Art werbewirksames Markenzeichen oder hat er die wirklich gern getragen?

Er hat sie geliebt und eigentlich immer getragen. Ich kannte ihn nur mit Latzhose. Selbst zu festlichen Anlässen trug er eine – allerdings in Form seiner Festtagslatzhose in Schwarz aus gutem Stoff. Er fand das Kleidungsstück ideal, weil sie genau auf ihn zugeschnitten war. Man konnte viel verstauen in den Taschen. Außerdem waren Latzhosen in den 80er-Jahren ein äußerst beliebtes Kleidungsstück. Er war also up-to-date.

Es wurde selten über seine Krankheit gesprochen. Peter Lustig hatte nur noch einen Lungenflügel.

Ja, in Folge einer Krebserkrankung. Aber er lebte erstaunlich gut damit. Die Ärzte hatten ihm keine tolle Prognose gegeben, aber Peter ging extrem locker damit um. Seine extreme Disziplin in Verbindung mit seiner ruhigen Art haben ihm ermöglicht, sein ungeheures Arbeitspensum zu bewältigen. Sein Motto war "Carpe Diem", nutze den Tag. Selbst im Jahr, als er operiert wurde, hat er noch sechs Folgen abgedreht.

War Peter Lustig ein Alternativer, wie oft behauptet wurde?

Nein, er war überhaupt kein typischer "Müslimann", das hat er auch immer wieder betont. Er hat aber immer dafür plädiert, gesund zu leben, wollte aber in keiner Schublade stecken.

Wie populär ist Peter Lustig heute noch?

Sehr, wie die Einschaltquoten zeigen. Er lebt in seinen Sendungen ja gewisser Weise weiter. Hier schöpfen wir aus einem immensen Wiederholungspool. Vor allem die heutigen Erwachsenen, die mit ihm aufgewachsen sind, zählen heute zu seinen größten Fans. Aber auch bei Kindern sind seine Sendungen nach wie vor sehr beliebt, wie uns die Quoten zeigen.

Das Gespräch führte Hedda Möller.

Anmerkung der Redaktion:

Der "Zeit"-Redakteur Kai Biermann, der das Interview mit Peter Lustig führte, bittet um die Darstellung seiner Sicht der Dinge:

"Ich habe ein ausführliches Interview mit Peter Lustig geführt, das in der 'Stuttgarter Zeitung' veröffentlicht wurde und nirgendwo behauptet, er habe etwas gegen Kinder. Jemand völlig anderes bei der 'Hamburger Morgenpost' riss das aus dem Zusammenhang und setzte das Gerücht in die Welt. Ich habe mich damals sofort bei Peter Lustig persönlich entschuldigt, obwohl ich eigentlich nichts dafür konnte."

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