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Peter Maffay im Interview: "Performance der SPD an sich ist nicht überzeugend"


Der Rockstar und die SPD
Peter Maffay warnt: "Nicht von Umfragewerten täuschen lassen"

InterviewVon Sebastian Berning

Aktualisiert am 21.09.2021Lesedauer: 5 Min.
Interview
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Der Gesprächspartner muss auf jede unserer Fragen antworten. Anschließend bekommt er seine Antworten vorgelegt und kann sie autorisieren.

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Peter Maffay: Der Sänger blickt der Bundestagswahl mit gemischten Gefühlen entgegen.Vergrößern des Bildes
Peter Maffay: Der Sänger blickt der Bundestagswahl mit gemischten Gefühlen entgegen. (Quelle: Imago/VIADATA)

Die anstehende Bundestagswahl stellt die Weichen für unsere Zukunft. Doch noch sind viele Wählerinnen und Wähler unentschlossen. So auch Peter Maffay, wie er im Interview mit t-online verrät.

Gerade hat Rockstar Peter Maffay sein neues Album "So weit" veröffentlicht. Doch neben seiner Platzierung in den Charts beschäftigt ihn ein ganz anderes Thema – und bereitet ihm Kopfzerbrechen: die Bundestagswahl am 26. September. Lange war der Tabaluga-Schöpfer Unterstützer der SPD, wählte für die Partei Frank-Walter Steinmeier zum Bundespräsidenten. Doch auch wenn die Sozialdemokraten in Umfragen aktuell als stärkste Partei gelten, ist Peter Maffay von Olaf Scholz und seinem Team nicht allzu überzeugt.

Im Interview mit t-online spricht er über die SPD, 16 Jahre Angela Merkel und kritisiert die Bundesregierung für ihren Umgang mit den Nöten der Kulturbranche in der Corona-Pandemie.

t-online: Herr Maffay, wissen Sie schon, wen Sie wählen werden?

Peter Maffay: Nein. Ich tue mich schwer damit, mich zu entscheiden. Womöglich wird das eine sehr kurzfristige Entscheidung. Ich erlebe in meinem Umfeld, dass es vielen Menschen so geht.

Wieso fällt es Ihnen so schwer, sich zu entscheiden?

Ich glaube, dass wir uns alle damit schwertun, einen Leuchtturm – eine Persönlichkeit in der Politik – auszumachen, der es über die eigenen Parteigrenzen hinaus schafft, die Leute zu einen.

Steht uns so ein "Leuchtturm" nicht zur Wahl?

Nun, jemand der zumindest in die Nähe dessen kommt, ist Olaf Scholz. Man darf sich aber nicht von den steigenden Umfragewerten täuschen lassen. Seit einiger Zeit ist die SPD keine Volkspartei mehr. Das gilt übrigens inzwischen auch für die CDU.

Dennoch sehen Sie eher in Olaf Scholz als in Armin Laschet einen potenziellen Kanzler, oder?

Bei Olaf Scholz hat man das Gefühl, dass es ihm gelingen könnte, die Menschen zu einen. Die Performance der SPD an sich ist aber nicht überzeugend.

Dabei waren Sie lange Befürworter dieser Partei.

Es fällt mir extrem schwer zu sagen, dass ich mich bei der Bundestagswahl für die SPD entscheiden werde, auch wenn mir das viele Jahre leichtfiel.

Ist es wahrscheinlich, dass Sie dennoch die SPD wählen werden?

Ich habe die Hoffnung, dass jetzt ein Ruck durch die Reihen geht und diese Partei wieder zu dem wird, was sie einst war. Der aktuelle Erfolg in den Umfragen kam für mich allerdings sehr unerwartet.

Ungeachtet dessen, wo Sie Ihr Kreuz setzen werden: Was muss sich nach der Wahl ändern?

Wir müssen versuchen, für die großen Themen einen breiten Konsens aller demokratischen Parteien zu schaffen. Wenn wir Zukunftsfragen wie Ökologie und Klimawandel angehen wollen, dann wird das nur funktionieren, wenn wir einen größeren Zusammenhalt erzeugen. Daran mangelt es. Eine so große Zerrissenheit wie gerade haben wir in Deutschland lange nicht erlebt.

Es gibt viele Unklarheiten, wer mit wem regieren würde. So viele verschiedene Koalitionen wie jetzt waren noch nie möglich. Zudem sagt die SPD nicht eindeutig, wie sie zu einem Bündnis mit den Linken steht. Bereitet Ihnen all das Sorgen?

Ja! Wenn wir eine Regierung bekommen, die sich, der Not gehorchend, aus mehreren Parteien zusammensetzt und deren Mehrheit auf wackeligen Füßen steht, wird man auf die Zukunftsfragen noch schwerer Antworten finden.

Muss sich Olaf Scholz nicht klar zu Rot-Grün-Rot äußern?

Man sollte sich alle vernünftigen Optionen offenhalten und nicht zu früh vollendete Tatsachen schaffen, die später Konstruktivität verhindern. Andererseits wird jeder Wähler froh sein, wenn sich die Parteien klar äußern. Das ist ein schwieriger Spagat.

Welche Koalition wäre Ihnen denn am liebsten?

Ich kann es Ihnen nicht sagen. Ich weiß wie gesagt noch nicht, was ich wählen werde. Ich weiß auch nicht, welche Koalition – ob Jamaika, Ampel, Rot-Grün-Rot – am besten für unser Land sein würde. Ich beobachte die aktuellen Geschehnisse deswegen sehr genau.

Egal was bei der Wahl herauskommt, eines steht fest: Nach 16 Jahren geht die Ära Merkel zu Ende.

16 Jahre sind eine wahnsinnig lange Zeit und es ist gar nicht möglich, sie fehlerfrei zu bestehen. Vieles, was man Frau Merkel aktuell anlastet, waren keine persönlichen Entscheidungen von ihr, sondern wurde von der gesamten Regierung beschlossen. Man sollte jetzt die Kritik an der Kanzlerin nicht zu sehr aus der Hüfte schießen.

Also sind Sie auch als früherer SPD-Wähler zufrieden mit ihrer Regierung gewesen?

Frau Merkel hat sicherlich widersprüchliche Entscheidungen getroffen – besonders in den letzten Monaten ihrer Amtszeit. Aber ich denke, dass wir mit etwas Abstand positiv auf Frau Merkel als Kanzlerin zurückblicken werden. Sie war eine verlässliche Politikerin, die diesem Land viele positive Impulse gegeben hat.

Als wir vergangenes Jahr miteinander gesprochen haben, sagten Sie mir, dass die Verlängerungen des Lockdowns die Hoffnungslosigkeit Ihrer Branche verlängern würden. Hat sich seitdem genug getan?

Wenn Sie mich so direkt fragen, will ich Ihnen auch direkt antworten: Nein. Im vorigen Herbst haben wir ein Konzert in der Berliner Waldbühne vor extrem reduziertem Publikum gespielt. Das war völlig unwirtschaftlich. Jetzt konnten wir in Dresden unter freiem Himmel erstmals wieder vor mehr Menschen auftreten. Aber das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Es gibt noch immer kein Konzept, mit dem wir Künstler vernünftig planen können.

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Die Politik berücksichtigt die Kultur Ihrer Ansicht nach noch immer zu wenig?

Ja, die Politik weiß noch immer nicht mit dieser Branche richtig umzugehen. Es scheint mir so, als würden unsere Nöte nicht wahrgenommen. Das trifft besonders die Künstler aus der jüngeren Generation, die keine Rücklagen haben. Die Situation ist noch immer sehr unsicher, auch wenn einige Politiker zuversichtlich klingen.

Was kritisieren Sie daran?

Der Politik fehlt der Mut, sich deutlich zu artikulieren. Ich bin überzeugt davon, dass es Konzepte gibt, die zumindest einigermaßen wasserdicht sind. Die Kulturbranche ist der sechstgrößte Wirtschaftszweig Deutschlands. Man muss abwägen, wie groß der Schaden ist, wenn man die aktuellen Maßnahmen weiter verlängert und wie groß der Gewinn wäre, wenn man nach dem Beispiel anderer Länder die Regeln lockert. Man kann die Leute nicht länger hinhalten. Es braucht jetzt den Mut, um neue Konzepte zuzulassen.

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Was wäre so ein Konzept?

Man müsste uns wieder mehr Freiheiten geben. Man müsste nicht sofort Konzerte vor einer einhundertprozentigen Auslastung spielen. 80 Prozent würden für den Anfang auch reichen.

Sind Sie hoffnungsvoll, dass sich die Politik dessen noch annimmt?

Ja, auch wenn ich nach den Erfahrungen der letzten Monate pessimistisch sein sollte. Ich denke, dass sich die Lage bessern wird und muss.

Verwendete Quellen
  • Eigenes Gespräch mit Peter Maffay
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