Queen Elizabeth II. ist 23.226 Tage, 16 Stunden und 30 Minuten im Amt

Gegen 18.30 Uhr ist es soweit: Queen Elizabeth II. stellt einen Rekord für die Ewigkeit auf. Um diese Uhrzeit überholt sie ihre Ur-Ur-Großmutter Queen Victoria und wird dann die britische Herrscherin mit der längsten Regentschaft sein. Groß gefeiert wird aber nicht - ein neues offizielles Porträtfoto muss reichen.

Heute Abend um 18.30 Uhr wird die 89-Jährige seit 23.226 Tagen, rund 16 Stunden und 30 Minuten Königin sein - und damit länger als Victoria, die es auf 23.226 Tage, 16 Stunden und 23 Minuten brachte.

Exakt auf die Minute lässt sich die Uhrzeit nicht festlegen, denn es ist nicht überliefert, wann genau Elizabeths Vater König George im Februar 1952 im Schlaf starb - und seine Tochter "Lilibet" über Nacht zur Königin machte.

Das ist aber angesichts von 63 Jahren und sieben Monaten Regentschaft auch eher nebensächlich. "Sie ist schon so lange auf dem Thron, man kann sich das Land ohne sie gar nicht vorstellen", sagt die Historikerin Judith Rowbotham. "Denkt man an Großbritannien, denkt man automatisch auch an sie."

"In den vergangenen 63 Jahren ist Ihre Majestät in einer Welt des konstanten Wandels ein Fels in der Brandung gewesen und ihr selbstloser Sinn für Dienst und Pflichten hat ihr nicht nur in Großbritannien, sondern rund um den Erdball Bewunderung eingebracht", so Premierminister Cameron. "Es ist nur richtig, dass wir heute ihren außergewöhnlichen Rekord ebenso feiern sollten wie ihren Anmut und ihre Würde, mit denen sie unserem Land dient."

Queen-Porträt im deutschen Kleid

Der Palast hat anlässlich des neuen Meilensteins ihrer Regentschaft ein Porträtfoto herausgegeben, das im Juli im privaten Audienzraum im Buckingham-Palast aufgenommen wurde. In diesem Raum lädt sie seit jeher die britischen Premierminister wöchentlich zur Audienz. Auch Staats- und Regierungschefs anderer Länder haben dort schon mit ihr gesprochen - unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Barack Obama.

Elizabeth sitzt am Schreibtisch mit einem der roten Kästen, in denen ihr so gut wie jeden Tag offizielle Papiere gebracht werden, egal, wo sie sich gerade aufhält. Es sind immer noch dieselben, die zu ihrer Krönung angefertigt wurden.

Das pink-weiß geblümte Kleid der Queen stammt aus deutscher Hand: Von Karl-Ludwig Rehse, der seit mehr als 25 Jahren der Königin ihre typischen Kleider auf den Leib schneidert. Dazu trägt die Queen eine passende Brosche, die mit Diamanten geschmückt ist. Aufgenommen hat das Foto die britische Fotografin Mary McCartney, eine Tochter von Ex-Beatle Paul McCartney.

Queen eröffnet Eisenbahnstrecke

Groß feiern wird die Königin darüber hinaus aber nicht. Für Mittwoch steht ein ganz normaler Besuchstermin an, diesmal geht es um die Eröffnung einer Eisenbahnstrecke in Schottland. Sicherlich wird Elizabeth II. - wie schon tausende Male zuvor - höflich-reserviert und ohne sichtbare Gefühlsregung ihrer Pflicht nachkommen.

"Beispiel schlechthin für unanfechtbare Integrität"

Diese unerschütterliche Pflichterfüllung ist ihr Markenzeichen. Bereits 1947 in einer Rede zu ihrem 21. Geburtstag versprach sie den Briten: "Mein ganzes Leben, sei es kurz oder lang, werde ich in Euren Dienst stellen." An dieses Versprechen hat sie sich gehalten.

"Die Queen ist das Beispiel schlechthin für unanfechtbare Integrität", sagt der Historiker David Starkey. Die Königin habe ihre Rolle immer mit Würde ausgefüllt. "In der heutigen gefühlsduseligen Zeit hat sie sich einen zurückhaltenden, altehrwürdigen Stil bewahrt."

Diese Zurückhaltung war wohl auch durch die Umstände bedingt. Unter Queen Victoria, die zwischen 1837 und 1901 herrschte, erlebte das britische Empire seine Blütezeit. Die Regentschaft von Elizabeth II. dagegen war unter anderem geprägt vom Zerfall des britischen Weltreichs, dem wirtschaftlichen Kollaps sowie von dem blutigen Unabhängigkeitskampf der nordirischen Untergrundorganisation IRA.

"Zeigen Sie mehr Gefühl"

Privat lief es ebenfalls oft nicht rund. Ihr Sohn Prinz Charles beschwerte sich einmal bitterlich darüber, dass er von seiner Mutter nie wirkliche Zuneigung erfahren und eine "elende Kindheit" erlebt habe. Doch nicht nur Charles hätte sich mehr Liebe gewünscht, auch den Briten war ihre Monarchin oft zu steif. "Zeigen Sie mehr Gefühl", forderte das Volk beispielsweise von seiner Regentin, als diese 1997 äußerlich ungerührt den Tod ihrer Ex-Schwiegertochter Prinzessin Diana hinnahm.

Prinz William: Oma ist "Vorbild fürs Leben"

Damals war das Königshaus auf dem Tiefpunkt angelangt. Dank der ihr eigenen Beharrlichkeit und mit Hilfe der jüngeren Generation ihrer Familie hat Elizabeth II. die Wende geschafft. Viele Briten stimmen heute Prinz William zu, der im Vorwort einer neuen Biographie seine Großmutter "als Vorbild fürs Leben" preist. "Immer und immer wieder, leise und bescheiden, hat die Königin uns allen gezeigt, dass wir zuversichtlich in die Zukunft gehen können - ohne die Dinge zu verraten, die uns wichtig sind", schreibt die Nummer Zwei der Thronfolge.

Inzwischen gibt es mit dem kleinen Prinz George, dem Kind von William und seiner Frau Kate, sogar schon einen Thron-Aspiranten der dritten Generation - das hat kaum ein Königshaus zu bieten. Ein entscheidender Grund ist natürlich das hohe Alter von Elizabeth II.: Mit ihren 89 Jahren hält sie den Altersrekord unter allen amtierenden Monarchen. Den weltweiten Amtszeitrekord aber wird sie auch am Mittwoch nicht erringen. Den hält der thailändische König Bhumibol. Der 87-Jährige bestieg bereits 1946 den Thron.