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"Hart aber fair"-Zerwürfnis von Louis Klamroth und Frank Plasberg: Ein Albtraum


Klamroth-Plasberg-Zerwürfnis
Das unrühmliche Ende

  • Steven Sowa
Von Steven Sowa

Aktualisiert am 10.12.2023Lesedauer: 5 Min.
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Louis Klamroth und Frank Plasberg: Die Moderatoren haben keinen Kontakt mehr.Vergrößern des Bildes
Louis Klamroth und Frank Plasberg: Die Moderatoren haben keinen Kontakt mehr. (Quelle: Imago/Montage t-online)

Hinter den Kulissen von "Hart aber fair" tun sich Abgründe auf. Frank Plasberg wirft seinem Nachfolger vor, ihn hintergangen zu haben. Doch geht das überhaupt?

"Ich habe mich in ihm getäuscht", sagt Frank Plasberg t-online und meint damit seinen "Hart aber fair"-Nachfolger Louis Klamroth. Ein bemerkenswertes Urteil über den jetzigen Talkshow-Moderator. Schließlich war es Plasberg selbst, der ihn für die durch seinen Abgang Ende vergangenen Jahres aufkommende Lücke auswählte. Klamroth galt als Wunschlösung: für den WDR als zuständigen Sender und für Frank Plasberg höchstselbst.

Der gab zwar die Moderation vor der Kamera ab, zog aber im Hintergrund mit seiner Produktionsfirma Ansager & Schnipselmann weiter die Fäden. Klamroth trat derweil als die personifizierte Verjüngung ins Licht. Eine Konstellation von kurzer Haltbarkeit. Nach nicht einmal fünf Monaten wurde der Bruch zwischen Plasberg und Klamroth publik. Der 66-jährige Ex-Moderator im Ruhestand hielt sich dennoch mehr als ein halbes Jahr lang zurück, schoss keine öffentlichen Giftpfeile – bis jetzt.

Plasbergs Firma verliert einen lukrativen TV-Vertrag

Während er vor einigen Wochen noch betonte, seinem Nachfolger nichts nachrufen zu wollen, macht er plötzlich seinem Unmut Luft. Er habe einen "Fehler" gemacht, Louis Klamroth das Erbe seiner "Hart aber fair"-Sendung zu überlassen, sagt er t-online. Ein erfahrener Medienmann wie er, jahrelang in verantwortlicher Position tätig, seit mehr als 40 Jahren Journalist: Der soll sich geirrt haben, verzockt und über den Tisch gezogen von einem 34-jährigen Polit-Newcomer?

Plasbergs Firma jedenfalls hat jetzt ein Problem. "Hart aber fair" war ein lukrativer Dauerauftrag, ein vermeintlich nie versiegender Geldstrom aus dem üppigen öffentlich-rechtlichen Topf des WDR. Nun ist er trockengelegt. Die letzte Sendung aus dem Hause Ansager & Schnipselmann erscheint am kommenden Montag, dem 11. Dezember. Ab 2024 geht es dann für Louis Klamroth in Eigenregie weiter. Er genießt fortan die Narrenfreiheit vergleichbarer ARD- und ZDF-Talkmaster: Mit dann eigener Produktionsfirma wird er die Geschicke hinter den Kulissen von "Hart aber fair" selbst leiten.

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Eigentlich alles kein großes Thema, schließlich hat bei dem sich anbahnenden Abgang von Anne Will und der Nachfolge von Caren Miosga auch kein Hahn gekräht. Was also soll die Aufregung? Der Teufel steckt im Detail oder vielmehr: Er hat einen Namen, "Hart aber fair". Denn ein solches Format lässt sich leicht übertragen, das Gesicht vor der Kamera scheint fast egal, austauschbar zu werden, wenn doch nur das Konzept stimmt und die Wiedererkennbarkeit durch Aufmachung, Studiodesign und Talkshow-Stehpult gegeben ist.

"Anne Will" geht unweigerlich mit Anne Will unter, "Hart aber fair" kann auch mit Louis Klamroth zur Hochform auflaufen. Jedenfalls rauschten die Quoten aus ARD-Sicht nicht ins Bodenlose nach dem Moderationswechsel. Schnell fiel senderintern die Entscheidung, mit dem jüngeren Plasberg-Ich weiterzumachen. Nur: Klamroth war längst aus dem Schatten seines Vorgängers herausgetreten – und fand offenbar keinen Gefallen mehr daran, die Füße unter dem Tisch seines Talkshow-Ziehvaters zu lassen. Mehr noch: Er hielt zwar unter dem Tisch die Füße still, sägte aber an Plasbergs Stuhl.

Der Beginn einer modernen Dolchstoßgeschichte. Frank Plasberg fühlte sich hintergangen.

"Wir haben die Entscheidung Ende Mai vom WDR erfahren. Ein paar Tage davor war Louis Klamroth beim Sender und hat die Zusammenarbeit mit uns als 100-prozentigem Auftragsproduzenten aufgekündigt", berichtet Jürgen Schulte dem Branchendienst "DWDL" in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview. Er ist der Mitgeschäftsführer von Frank Plasbergs TV-Schmiede Ansager & Schnipselmann. Louis Klamroth habe dann irgendwann entschieden, so erzählt es Schulte weiter, "das Format in Zukunft mit der Florida Factual zu produzieren, deren Mitgesellschafter er ist".

Und der WDR? Hüllt sich zu den Vorgängen in Schweigen

Florida Factual, das ist die Firma von Louis Klamroth, seinem Cousin Nikolaus Klamroth und Moritz Hohenfeld. Früher firmierte sie mal unter dem Namen K2H. Doch im Frühjahr dieses Jahres ändert sich das: Florida Entertainment, an der auch die Entertainer Joko und Klaas beteiligt sind, übernimmt die Mehrheit von K2H und benennt sie um. "Die Gründung der Florida Factual erfolgte etwa zu der Zeit, als Louis die Zusammenarbeit mit uns aufkündigte", so Schulte weiter über die zeitlichen Abläufe, die sich während des laufenden "Hart aber fair"-Betriebs im Hintergrund abgespielt haben sollen.

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Und der WDR? Der machte offenbar einfach mit. Jedenfalls dementiert er die geschilderten Vorgänge nicht. Auf Anfrage von t-online heißt es dazu am Freitag lediglich: "Wir bitten um Verständnis, dass wir uns grundsätzlich nicht zu internen Gesprächen und Vertragsangelegenheiten äußern."

Louis Klamroth bekam mit "Hart aber fair" – so jedenfalls sehen es die Schöpfer der Sendung, Frank Plasberg und sein Partner Jürgen Schulte – ein gemachtes Nest. Er brauchte sich nur noch einrichten, alle Schalter und Knöpfe waren schon justiert und im Zweifel drückten Plasberg und Schulte die eben im Hintergrund. Alles sollte behutsam verändert werden.

Für Louis Klamroth offenbar zu behutsam. Ging ihm die Modernisierung des Formats nicht schnell genug, wollte er zügiger "zeitgemäß" für eine "breite Zielgruppe" produzieren, wie er es anlässlich der Gründung von Florida Factual verkündete? Plasberg war anderer Meinung, sagt nun rückblickend, wie seine Pläne lauteten: "Die Gesichtsveränderung ist für die Anfangszeit Veränderung genug – und danach wird 'Hart aber fair' weiterentwickelt."

Dass Klamroth damit offenbar unzufrieden war, führte statt eines konstruktiven Austausches zum unüberbrückbaren Bruch. "Mit uns hatte Louis zuvor nie darüber gesprochen. Er ist zum WDR gegangen", sagen nun die geschassten Produzenten von Ansager & Schnipselmann. Offenbar ohnehin ein Grundsatzproblem zwischen Plasberg und Klamroth: die Kommunikation. "Es gab nach meinem Abschied auch kaum Kontakt zu Louis. Seit meiner letzten Sendung haben wir vielleicht ein- oder zweimal gesprochen, bevor wir dann gemerkt haben: Er will den Bruch."

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"Er war auch von Anfang an so gut wie nie hier in der Firma"

Der neue "Hart aber fair"-Moderator dürfte das nicht gerne hören. Doch aktuell scheint er nach der Devise zu leben: Ein Gentleman genießt und schweigt – schließlich geht er nun als strahlender Sieger aus der Sache hervor, darf ab nächstem Jahr mit eigenem Team neu durchstarten. Das Team von Plasberg hat er laut der jüngsten Verlautbarungen eh kaum kennengelernt: "Er war auch von Anfang an so gut wie nie hier in der Firma. Das war für die Truppe neu und gleichzeitig verstörend, dass er offensichtlich die Distanz gesucht hat", bekräftigt Plasberg im "DWDL"-Interview seinen Unmut über die Vorgehensweise seines Nachfolgers.

t-online wollte schon im Sommer dieses Jahres mit Klamroth und der Firma Florida Factual über die Entwicklungen bei "Hart aber fair" sprechen. Damals, als das Zerwürfnis für alle deutlich sichtbar wurde. "Wir äußern uns generell nicht zur aktuellen Berichterstattung", hieß es lediglich. Ob sich dies mit einer kurzfristigen Anfrage von diesem Freitag ändert? Bisher gibt es darauf keine Antwort.

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Wünschen Sie sich Frank Plasberg als Moderator von "hart aber fair" zurück oder macht Louis Klamroth einen guten Job? Schreiben Sie eine E-Mail an Lesermeinung@stroeer.de. Bitte nutzen Sie den Betreff "hart aber fair" und begründen Sie.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Anfrage beim WDR
  • Anfrage bei Florida Factual
  • Interview mit Frank Plasberg
  • dwdl.de: "'Für mich ist der Abgang wunderbar gelungen, für die Firma leider nicht'"
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