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"Wetten, dass..?": "Das Allerschlimmste für mich"


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"Wetten, dass..?": "Das Allerschlimmste für mich"

dpa, t-online, dpa/sgü

Aktualisiert am 07.12.2010Lesedauer: 4 Min.
Ersthelfer kümmern sich um den 23-jährigen Samuel Koch nach seinem Sturz bei "Wetten, dass..?".Vergrößern des BildesErsthelfer kümmern sich um den 23-jährigen Samuel Koch nach seinem Sturz bei "Wetten, dass..?". (Quelle: ap)
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Stargäste, internationale Show Acts, Thomas Gottschalks flapsige Moderatorensprüche – alles, was "Wetten, dass..?" ausmacht, war plötzlich vollkommen egal, denn das Undenkbare trat ein: Aus Entertainment wurde bitterer Ernst. Zum ersten Mal in der 29-jährigen Geschichte von Deutschlands größter Samstagabendshow musste die Live-Sendung wegen eines schweren Unfalls bei einer Wette vorzeitig abgebrochen werden. Bei einem Sprung über ein fahrendes Auto im Düsseldorfer Studio stürzte der 23-jährige Student Samuel K. aus beträchtlicher Höhe, landete unglücklich auf dem Gesicht und blieb reglos liegen. Das Sanitätsteam eilte herbei, die Kamera schwenkte ins sichtlich geschockte Publikum. Nach einem Moment, der nur durch das aufgeregte Stimmengewirr abseits des Bildes gefüllt wurde, die Regieanweisung an Gottschalk: Sendung unterbrechen, bis Näheres über den Zustand des Verunglückten bekannt ist.

"Wir werden die Sendung unterbrechen"

Nach knapp einer halben Stunde, die mit musikalischen Einspielern aus früheren Shows überbrückt wurde, trat Gottschalk vor die Kameras und erklärte, man werde die Sendung nicht fortsetzen: „Wir werden diese Sendung an dieser Stelle abbrechen. Alles andere wäre falsch.“ Man fühle sich beim ZDF verantwortlich, nach so einem Zwischenfall nicht auf heiter zu machen. Er sei sicher, das Publikum verstehe das, so der noch immer um Fassung ringende Gottschalk.

"Das Allerschlimmste für mich“

Samuel sei zu diesem Zeitpunkt auf dem Weg ins Krankenhaus, erklärte der Moderator, als er nach der Unterbrechung wieder live auf Sendung ist. Es gehe ihm „den Umständen entsprechend gut“, er sei ansprechbar, könne seine Beine fühlen und die Gefahr einer Lähmung sei zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu erkennen. Dennoch sei es seine „Pflicht als Entertainer“, nach einem solchen Unfall die Lifeshow nicht weiter fortzusetzen. Stattdessen werde man einen Film zeigen. „Ich habe immer gesagt, es wäre das Allerschlimmste für mich, wenn einem meiner Kandidaten in einer Livesendung etwas passiert würde. Das ist jetzt eingetreten. Ich bedauere das unendlich", so Gottschalk.

Liveschaltung im "heute journal“

Anderthalb Stunden später wurde Gottschalk wie angekündigt im "heute journal" zugeschaltet. Er war sichtlich zerknirscht. „In einer Livesendung ist man vor solchen Unfällen nie gefeit“, sagte er. Dennoch sei dieses Unglück natürlich für ihn als Entertainer eine furchtbare Erfahrung. Über den Gesundheitszustand seines Kandidaten konnte er allerdings kaum neue Informationen liefern: Samuel sei bei Bewusstsein, seine Familie sei bei ihm. Mehr konnte und wollte er zu diesem Zeitpunkt nicht sagen.

War die Wette zu gefährlich?

Auf die Frage von „heute journal“-Moderatorin Marietta Slomka, ob die Wette zu gefährlich gewesen sei, reagierte Gottschalk mit ausweichenden Selbstzweifeln: „Das fragen wir uns auch. Ich habe in 29 Jahren viele gefährliche Wetten moderiert. Das Schlimmste, was bisher passiert ist, war ein Beinbruch.“ Doch was führte zu dem bisher schlimmsten Wettunfall in der Geschichte von „Wetten, dass..?“?

Der Sturz

Es passierte gleich bei der ersten Wette. Otto Waalkes und Sara Nuru waren als Wettpaten geladen. Noch bei der Anmoderation betonten Gottschalk und Co-Moderatorin Michelle Hunziker, wie gefährlich das Vorhaben des Kandidaten doch aussehe. Schon bei den Proben habe er „im entscheidenden Moment gar nicht hinschauen können“ so Gottschalk. Die konkreten Vorgaben der Wette: Samuel sollte mit Sprungkraftverstärkern an den Füßen innerhalb von vier Minuten über fünf auf ihn zu fahrende Autos springen und dabei einen Salto schlagen.

Den ersten Wagen, einen Smart, übersprang der Student noch problemlos. Den zweiten Versuch musste er abbrechen, der dritte ging gerade noch einmal gut. Dann das Unglück: Beim Sprung über das vierte Auto, ein Audi, gefahren von seinem eigenen Vater, stürzt Samuel zu Boden - und bleibt anschließend regungslos liegen.

"Sofort einen Arzt"

Dem TV-Zuschauer blieb unklar, wie genau der dramatische Unfall im Einzelnen abgelaufen ist. Eine kurze Einstellung aus der Totalen zeigte, wie er hart auf den Boden aufschlug. Schnitt auf Wettpatin Sara Nuru, die erschrocken die Hände vors Gesicht schlug. Dann Gottschalk: „Ouh, ouh, ouh, ouh, weh getan?“ Dann Co-Moderatorin Hunziker: „Sofort den Arzt, bitte. Sofort einen Arzt.“ Das Bild verließ umgehend die Szene, zeigte jetzt nur noch die entsetzt drein blickenden Zuschauer der ersten Reihen. Einige standen auf, hielten die Hände fassungslos vor die Münder. Sofort wurde auch dem perspektivisch ins Abseits geschobenen TV-Zuschauer klar: Etwas Schlimmes musste passiert sein. Hunziker reagierte am schnellsten auf die Livesituation und orderte ein Tuch, mit dem der bewusstlos Daliegende gegen das geschockte Saalpublikum abgeschirmt werden konnte.

Kein Problem bei den Proben

Wenige Sekunden waren es nur, die das spaßig gemeinte Grundprinzip von „Wetten dass..?“ in den Köpfen vieler Millionen Fernsehzuschauer in Schutt und Asche legten. Noch in seinem Ringen um erste Worte betonte Gottschalk, Samuel habe die Sprünge bei den Proben immer geschafft. Dennoch „macht man sich auch als Moderator Vorwürfe: hätte man Samuel nicht davon abhalten sollen?“

Viele Fragen

Im Laufe der nächsten Tage werden viele Fragen aufkommen. Über die Wette selbst, über das ganze unbekümmerte Spiel-und-Spaß-Prinzip von „Wetten dass..?“, aber auch über die deutsche Unterhaltungslandschaft im Allgemeinen. War man auf die gefährliche Wette nur eingegangen, weil man dem gleichzeitig laufenden Quotenkonkurrenten "Das Supertalent" auf RTL Paroli bieten wollte? Mit der Sendung im November hatte Gottschalk die zweitschlechtesten „Wetten dass..?“-Quoten aller Zeiten abgeliefert. Ist Kandidat Samuel dem heute mehr den je gültigen olympischen Showbiz-Motto: „Schneller, spektakulärer, verrückter“ zum Opfer gefallen – gleichermaßen aus eigener Motivation wie aus Duldung durch den für sein Wohlbefinden mitverantwortlichen Sender? Darüber wird zu reden sein. Aber was auch immer die Gespräche ergeben mögen - vielleicht kann "Wetten dass..?“ für so manchen Zuschauer nie wieder die unbeschwerte Unterhaltung sein, die es von je her eigentlich immer war.

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