Das Supertalent: Blinde Sängerin rührte zu Tränen

Diese Frau ließ am Samstagabend beim RTL-"Supertalent" dem gesamten Publikum den Atem stocken: Die blonde Leonie Neubert erzählte aus ihrem Leben und erklärte, warum es ihr so wichtig ist, beim "Supertalent" in die nächste Runde zu kommen. Bis man die hübsche 28-Jährige mit ihrem geliebten Blindenhund Diego sah, war gar nicht klar, dass sie stark sehbehindert ist und unter Spastik leidet. Beschimpfungen und Beleidigungen auf der Straße sind ihr vertraut, doch auf der "Supertalent"-Bühne waren ihre Handikaps ganz schnell vergessen: Sie schmetterte eine Arie und hatte die Zuhörer sofort in den Bann gezogen. Sie entlockte ihren Stimmbändern glockenklare Töne und rührte zu Tränen. "Ich will beweisen, dass mehr in mir steckt". Und genau das schaffte sie in nur wenigen Minuten. Ihr vierbeiniger Freund Diego wartete währenddessen geduldig am Bühnenrand und nahm sein talentiertes Frauchen nach ihrem Auftritt freudig in Empfang.

Daniel Lopes will beim "Supertalent" eine zweite Chance

Er ist um einige Jahre gealtert und vermutlich um viele Erfahrungen reicher. Aber der erste Gedanke, der einem beim "Supertalent" durch den Kopf schoss: "Den kenn ich doch“. Und tatsächlich – da stand der ehemalige "Deutschland sucht den Superstar" -Teilnehmer von 2002 Daniel Lopes vor der "Supertalent" -Jury. "Ich will jetzt wieder singen", gestand der mittlerweile 34-Jährige. "Ich hatte nach DSDS einen Höhenflug. Da kam das ganze Geld und der Erfolg, das hat mich durcheinander gebracht". An seiner Sangeskunst hat es jedenfalls nichts geändert und Lopes zeigte, was er noch nach Jahren drauf hat. "Du hast nix verlernt, bist ein brillanter Sänger", lobte sogar der knallharte Juror Bohlen. Vor Jahren bedeuteten wenige vergessene Textstellen für Daniel Lopes das bittere Aus bei DSDS – doch mittlerweile scheint es beim Casting als charmant und vorbildlich zu gelten, sich keine drei Sätze am Stück merken zu können. So ändern sich die Zeiten.

Fünfjähriger Knirps ganz groß

Angst vor großen Bühnen hat der fünfjährige Italiener Vincenzo Kwiek jedenfalls nicht. Der Knirps gab eine einzigartige Michael Jackson-Imitation zum Besten – und ließ natürlich auch nicht den Moonwalk aus. Doch schon vor seinem Aufritt sorgte Vincenzo für beste Stimmung im "Supertalent"-Saal: Auf die Frage von Silvie van der Vaart, wo der Kleine denn herkomme, platzt Vincenzo ungeniert mit seiner heimatlichen Adresse samt Straßennamen raus. Zugegeben überzeugte er mehr mit seinem niedlichen Italienischen Charme als mit seinen Tanzkünsten. Gleich zu drei verschiedenen Titeln des King of Pop tänzelte der Fünfjährige über die Bühne. Und besonders bei Vincenzos "Billy Jean" drehte der Kleine so richtig auf. Das grenzenlose Lob der "Supertalent"-Jury war ihm sicher. Für Silvie van der Vaart wäre er der beste fünfjährige Jackson-Imitator, den sie je gesehen hat und Motsi Mabuse hätte Vincenzo am liebsten mitgenommen. "Du bist sehr musikalisch mit einem tollen Taktgefühl", lobte sogar der Pop-Titan. Ob er die Bühnen der Welt erobert ist abzuwarten, aber bei den Herzen der Zuschauer ist ihm das schon gelungen.

Schräge Vögel ohne Talente

Zur allgemeinen Auflockerung des "Supertalent"-Abends trugen die gewohnten Anti-Talente bei, die wöchentlich Entsetzen und Lachsalven bei den Zuschauern garantieren. Gleich zu Beginn hüpfte Markusclaudius Ernst mit seinem "Jump Style" ins absolute Aus: Motiviert aber vollends untalentiert brachte er zumindest die Zuschauer zum Lachen und Dieter Bohlen hätte den 38-Jährigen am liebsten bis zum Herzversagen auf der Bühne rumspringen lassen. Er wollte mit seiner Anwesenheit die Massen bewegen, doch am Ende bewegte nur noch er sich schwer atmend vor einem erheiterten Bohlen: "Du bist der erste, der noch schlechter tanzt als ich". Die beiden Mädchen Lisa-Ann und Marlen traten mit ihrem unsäglichen Gesang in seine Fußstapfen: Beide stehen auf der "dunklen Seite" und sind in der "Gothic"-Szene zuhause, wie sie selbst immer wieder betonten. Drei Töne auf dem Billig-Keyboard und vier schiefe Töne beim Singen waren das, was die Altenpflegerin und die Rettungssanitäterin mit dem schwarzen Lippenstift zu bieten hatten. "Im Pflegeheim ist aktive Sterbehilfe nicht zugelassen", kommentierte Dieter Bohlen und riet den Mädels mit der männlichen Optik es beim Hobby-Musizieren zu belassen. Die Krönung der talentfreien Darbietungen brachte "Schnorzelchen" Jörg auf die Bühne. Lachend faselte er etwas von "Wette" und davon, dass er eigentlich gar nichts kann. Dann grunzte er zweimal inbrünstig und verließ freudig den Saal – Wette gewonnen, Jury leicht überfordert…

Schöne Textpatzer mit Silvia

Sie ist Italienerin, 20 Jahre jung und ein echter Augenschmaus. Bisher zeigte sie ihre Schönheit und ihr Gesangstalent nur bei privaten Hochzeiten und im elterlichen Restaurant. Jetzt wagte sich Silvia Amaru auf die "Supertalent"-Bühne, um sich das Urteil des großen Pop-Titan einzuholen. Schon beim Betreten der Bühne ging ein Raunen durch Publikum und vermutlich verknallten sich spontan alle anwesenden pubertierenden Jungs in die blauäugige Schönheit. Mit "Für Dich" traf sie zwar den Musikgeschmack der Jury, doch ein Textpatzer ließ alle den Atmen anhalten. "Eine fantastische Leistung", lobte Silvie van der Vaart. Und Bohlen sagte ihr die blanke Wahrheit mitten ins bildhübsche Gesicht: "Du hast eine Fernsehfresse und eine tolle Stimme". Übersetzt heißt das wohl in Bohlen –Sprache: Das Gesamtpaket stimmt!

Komisch und beeindruckend

Schon mal was von Körperkomik gehört? Am Samstagabend konnten Zuschauer und Jury diese herrlich komische und beeindruckende Darbietung bei Kai Eickermann kennenlernen: Der 44-jährige gehört zur allerersten Generation der Breakdancer, doch seine besten Zeiten als wilder Tänzer sind längst vorbei. So hat Eickermann das Beste draus gemacht und nutzt seine tänzerische Körperbeherrschung, wenn er sich als menschlicher Roboter über die Bühne schraubt. "Ich dachte schon, Du bist der nächste Vollpfosten für meinen Vorgarten", gesteht Dieter Bohlen. Doch er korrigiert sich: "Das war wirklich was Besonderes, auffällig, kreativ und unterhaltsam. Von mir bekommst Du eine volle Eins". Ähnlich schräg, aber auch faszinierend war die Objektmanipulation von Student Albert Tröbinger. Der unsicher wirkende junge Mann zeigte mit einem schlichten Reifen die wahre Illusion und zog Zuschauer und Jury in den Bann. Schieben, drehen und frei schwebend – alles ohne doppelten Boden. Selbst der allwissende Dieter Bohlen konnte sich die Show nicht erklären. Und wer es schafft, einen sprachlosen Pop-Titan zurückzulassen, dürfte unbedenklich schon als echtes Talent eingestuft werden.

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