Skandal mit Vorgeschichte ZDF manipulierte "Beste"-Rankings schon 2007
News folgenDie Skandalserie um die ZDF-Show-Reihe "Deutschlands Beste" reißt nicht ab und sie hat eine Vorgeschichte. Wie jetzt bekannt wurde, war auch schon 2007 das Ranking der Show "Unsere Besten - Musikstars aller Zeiten" manipuliert. Herbert Grönemeyer belegte zu Unrecht Platz 1.
"Wird in Mainz regelmäßig bei vermeintlichen Publikumswahlen manipuliert? Und: wer weiß davon?", fragt das Branchenportal "meedia.de" angesichts des aktuellen Skandals.
Schon vor sieben Jahren wurden offensichtlich Abstimmungsergebnisse verfälscht und im Nachhinein die Regeln geändert, wie der "Tagesspiegel" berichtet. Damals wollte man verhindern, dass die umstrittene Rockband Böhse Onkelz in die Sendung eingeladen werden muss. Deren Fans hatten sich nämlich beim Zuschauervoting so ins Zeug gelegt, dass die Onkelz auf Platz 1 im Ranking landeten. Deshalb "bereinigte" man die Ergebnisse beim ZDF. Auch damals moderierte Johannes B. Kerner die Show.
ZDF spricht von gefiltertem Ergebnis
Im Gegensatz zu dem jüngsten Vorgehen wurden damals die Plätze nicht durch eine repräsentative Erhebung von Forsa ermittelt, sondern durch Online-, Post- und Telefonbefragungen. Es gab eine Vorschlagsliste, es konnten jedoch auch weitere Kandidaten hinzugefügt werden. Gegenüber dem "Tagesspiegel" bestätigte ZDF-Sprecher Alexander Stock dies: “Die früheren Shows stützen sich nicht auf repräsentative Umfragen, sondern auf Online-, Post- und Telefonbefragungen. Dabei wurde darauf geachtet, dass offensichtliche Blockvotings etwa von Fangruppen herausgefiltert wurden. Das betraf auch die genannte Band in der Musiksendung."
Mozart verdrängt Böhse Onkelz
Spitzenreiter waren im frisierten Ranking zur Show "Deutschlands Beste - Musikstars aller Zeiten" dann Herbert Grönemeyer, Udo Jürgens und Wolfgang Amadeus Mozart. Die Band Böhse Onkelz fand sich auf Platz 25.
Der Manipulations-Skandal um die aktuelle Show "Deutschlands Beste" wird bei dem öffentlich-rechtlichen Sender wohl personelle und "arbeitsrechtliche Konsequenzen" haben, vor allem Unterhaltungschef Oliver Fuchs steht im Kreuzfeuer der Kritik.
Pilawa kritisiert Show als "scripted reality"
Auch TV-Moderator Jörg Pilawa, zu Jahresbeginn vom ZDF zur ARD gewechselt, kritisierte seinen alten Sender. "Die scripted reality ist jetzt auch in der Unterhaltung angekommen", sagte der 48-Jährige gegenüber dpa. Das Fernsehen entferne sich auf diese Weise vom Zuschauer. Unter "scripted reality" versteht die Branche TV-Beiträge, die dokumentarisch wirken, aber von Drehbuchautoren verfasst werden.
Der Vorsitzende des ZDF-Fernsehrats, Ruprecht Polenz, schlug unterdessen vor, bei künftigen Shows mit Umfragen Experten mitwirken zu lassen. "Zu möglichen strukturellen Konsequenzen könnte gehören, dass bei jeder Sendung, in die Zuschauer per Umfrage repräsentativ einbezogen werden sollen, eine Stelle mitwirkt", teilte Polenz mit. Dies solle eine Institution sein, die mit derartigen Befragungen Erfahrungen habe "wie zum Beispiel die ZDF-Medienforschung oder die Forschungsgruppe Wahlen".
