t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeUnterhaltungTVTatort

So lustig kann "wahre Liebe" sein: Kölner "Tatort" versucht sich an Ironie und Witz


Wenig Nervenkitzel
So lustig kann "wahre Liebe" sein: Kölner "Tatort" versucht sich an Ironie und Witz

t-online, Nina Bogert-Duin

25.09.2014Lesedauer: 4 Min.
Die Kommissare Ballauf (Klaus J. Behrendt, l.) und Schenk (Dietmar Bär) werden im Tatort "Wahre Liebe" gefühlsduselig.Vergrößern des BildesDie Kommissare Ballauf (Klaus J. Behrendt, l.) und Schenk (Dietmar Bär) werden im Tatort "Wahre Liebe" gefühlsduselig. (Quelle: WDR/Thomas Kost)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Düstere Stimmung, brutale Szenen, gestörte Psychopaten oder blutige Morde - all das bekam man nicht zu sehen im "Tatort" am Sonntag. Im Gegenteil: Die Kölner Episode mit dem Titel "Wahre Liebe" kam ungewöhnlich heiter und beschwingt daher. Neben allerlei Liebeswirren innerhalb und außerhalb des Präsidiums, gelang die Tätersuche plötzlich mit Witz, Ironie und sogar ein wenig Schmalz. Das tat der Unterhaltung jedoch keinen Abbruch und wer sich auf diese neue Machart eines Kölner "Tatorts" einlassen konnte, erlebte einen durchaus amüsanten, wenn auch spannungsarmen Fernsehabend.

Rote, sinnliche Lippen, lange braune Haare, eine tolle Figur und eine warme Stimme - Natascha Klein (Suzan Anbeh) war ohne Frage ein echter Hingucker. Und zudem sorgte sie als Leiterin der Online-Partnerbörse "Lovecast" dafür, dass Singles mit Hilfe einer von ihr erdachten Liebesformel den Partner fürs Leben finden. Dennoch hatte die brünette Schönheit offenbar nicht nur Freunde: Mit eingeschlagenem Schädel wurde sie in ihrer Wohnung gefunden und die Kölner Kommissare Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) hatten in ihrem 61. "Tatort" plötzlich alle Hände voll zu tun.

Hat sich möglicherweise ein enttäuschter Kunde an der "Liebespäpstin" gerächt? Wusste ihr Ehemann Jörg (Holger Daemgen), dass seine Frau ihn betrog? Und wer war der unbekannte Heiratsschwindler, der mehrere Frauen um ihr Geld gebracht hat und nur "der Zauberer" genannt wurde? Diese Frauen wurden in einem launigen, filmischen Stakkato präsentiert und - ob Mauerblümchen oder köl'sche Lebefrau - die teils hilflosen, teils ironischen Verhöre durch die Polizisten sorgten für erste vergnügliche Lacher beim Zuschauer.

Gestatten: Assistentin Gabi mit der Piepsstimme

Nebenbei feierte die gefühlt 23. Kölner Aushilfs-Assistentin nach Franziska, in dieser Folge ist es eine Gabi (Kathi Angerer), ihren holprigen Einstand im Polizeipräsidium: Sie setzte sich an ihrem ersten Tag aus Versehen an Schenks Schreibtisch und als der sie lautstark aufforderte, dort weg zu gehen, verschüttete sie vor Schreck eine Tasse Kaffee auf alle Unterlagen. Schenk war genervt und Gabi entschuldigte sich mit mädchenhafter Piepsstimme.

Und diese Piepsstimme blieb und war gewöhnungsbedürftig. Das sollte also die neue Franziska sein? Im Laufe des Films wurde jedoch klar, dass ihre übertriebe Mädchenhaftigkeit nur Fassade war und sich hinter der schüchtern und unsicher agierenden Maus eine toughe, mutige Mitarbeiterin verbarg. Sie bot sich als Lockvogel für den rätselhaften "Zauberer" an und gab mit Unterstützung von Lydia Rosenberg (Juliane Köhler) bei "Lovecast" eine Kontaktanzeige auf. Dabei geriet sie in eine gefährliche Situation: Ihre Entführung durch den "Zauberer" bildete eine der wenigen spannenden Szenen in diesem Krimi. Vielleicht bleibt Gabi ja für länger.

Wenig Spannung, viel Gefühlsduselei

Die Ermittlungen in dem Fall plätscherten vor sich hin, Spannung kam in der ersten Hälfte so gut wie keine auf. Luftig und leicht schwebten zwischendurch immer mal wieder rote Luftballonherzen über den windigen Kölner Himmel - eine ziemlich seichte Metapher für das emotionale Chaos auf den Straßen der Stadt. Nahe am Kitsch.

Für Regisseur André Erkau und Drehbuchautor Maxim Leo schien es der rechte Zeitpunkt zu sein, einmal mehr auf das Liebesleben der Kommissare einzugehen. Wenn die Episode schon den sprechenden Titel "Wahre Liebe" trägt - wie steht es um das Gefühlsleben der Beamten? Freddy Schenk betonte mehr als einmal, wie glücklich er in seiner Ehe sei und fiel daher als Forschungsobjekt aus.

Max Ballauf schien da schon interessanter zu sein. Wir erinnern uns: Seit längerem ist Ballauf mehr oder weniger mit Psychologin Rosenberg verbandelt und wird doch nicht so recht schlau aus ihr. Parallel zum Voranschreiten des Falls räumte er nun in seiner Beziehung auf, seine zynischen Bemerkungen zum Thema Liebe zogen sich wie ein roter Faden durch die Folge, zum Beispiel: "Die ersten Treffen sind immer ganz toll, die letzten Treffen, die sind fürchterlich."

Er meldete sich bei "Lovecast" an. Was genau er dort tat blieb undurchsichtig und unwichtig, allein seine Liebe zu Lydia bekam neuen Aufwind, und so sahen wir die beiden mehr als einmal morgens nebeneinander in einem Bett erwachen. Nett.

Letzter "Tatort" mit Christian Tasche

Fazit: Rosa Wolken, Herzklopfen, Witz, Verführung, Betrug, Hass, Mord - dieser "Tatort" bediente alles, was die "wahre Liebe" an Facetten zu bieten hat. Wer letztlich den Mord an Natascha begangen hat, spielte nur noch eine Nebenrolle. Vielmehr wartete man auf den nächsten Spruch von Ballauf oder den nächsten Witz von Schenk. Der neuentdeckte Spaß in Köln zog sogar den sonst als eher trocken und zurückhaltend geltenden Staatsanwalt von Prinz (Schauspieler Christian Tasche in seinem letzten "Tatort" - er starb überraschend während der Dreharbeiten) in seinen Bann und ließ ihn ein paar alberne Gags reißen.

Bitte kein zweites Münsteraner Team!

Dieses sprühende Vergnügen mag für eine Folge funktionieren und wirkt in dem ansonsten recht bodenständigen Fall erfrischend und abwechslungsreich. Nur sollten die Krimi-Macher nicht den Fehler begehen, in Köln ein zweites Spaßteam nach Vorbild der Münsteraner Ermittler etablieren zu wollen. Das würde doch sehr nachgemacht wirken: In Münster hat der witzbeladene Schlagabtausch zwischen Boerne (Jan Josef Liefers) und Thiel (Axel Prahl) längst den Faktor Spannung überflügelt und ist Aushängeschild einer jeden Folge.

Die Kölner können auch anders. Und sollten das ruhig wieder zeigen.

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website