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"Tatort: Feigheit des Löwen": Zu kompliziert, zu wenig spannend


Küsse spannender als Krieg
Der "Tatort" bringt den Syrien-Konflikt nach Oldenburg

t-online, Lars Schmidt

Aktualisiert am 01.12.2014Lesedauer: 3 Min.
Harun (Navid Negahban) bedroht im "Tatort: Die Feigheit des Löwen" seinen Bruder Nagib (Husam Chadat).Vergrößern des BildesHarun (Navid Negahban) bedroht im "Tatort: Die Feigheit des Löwen" seinen Bruder Nagib (Husam Chadat). (Quelle: ARD)
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Worüber wird man nach der Ausstrahlung des "Tatorts: Die Feigheit des Löwen" reden? Über die heiße Kussszene zwischen den Kommissaren Katharina Lorenz (Petra Schmidt-Schaller) und Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring)? Über den Mord an einem in Deutschland lebenden Syrer - als Folge des syrischen Bürgerkriegs? Oder über das tote Mädchen der illegalen syrischen Einwanderer? Es wird wohl das Erste sein - lässt diese einfache Szene in einem ansonsten sehr konfusen und überfrachteten Fall doch den meisten Raum für wilde Spekulationen.

Der vierte Fall des norddeutschen Ermittlergespanns hat sich mit dem Syrienkonflikt einen aktuellen Brennpunkt des Weltgeschehens zum Thema gemacht. Doch die Geschichte war zu kompliziert erzählt, als dass sie die richtig große Spannung aufbauen und so den Zuschauer in ihren Bann ziehen konnte. Das Drehbuch hatte zu viele Köder ausgelegt, zu viele Charaktere mit ungewohnt klingenden Namen in die Handlung eingebaut.

Bildsprache spielt ständig auf den Syrien-Konflikt an

Ein illegaler syrischer Einwanderer mit gefälschtem Pass wird bei einer Polizeikontrolle in Oldenburg erschossen. Im Kofferraum seines Autos zwei Kinder, eins davon tot. Die Mutter der beiden verängstigt auf dem Rücksitz. Ein mutmaßlicher Schleuser und Passfälscher wird verhaftet. Dann wird ein zweiter toter Syrer gefunden. Doch wie passt das alles zusammen? Die Polizisten stochern im Oldenburger Nebel und dem Zuschauer geht es nicht besser.

Zwar hat man inzwischen längst begriffen, dass der syrische Bürgerkrieg das Bindeglied aller Handlungsstränge ist. Mehr als deutlich weist die Bildsprache des Films ständig darauf hin. Aus Fernsehern und Radios im Hintergrund kommen Nachrichten aus dem Land. Im Oldenburger Krankenhaus sieht man Menschen mit Verletzungen, wie man sie aus Kriegsgebieten kennt. Und bei einem Kameraschwenk über die niedersächsische Stadt ertönen auf der Tonspur Geräusche von Schüssen und Detonationen.

Wiener Gerichtsmedizinerin in Oldenburg

Für Verwirrung bei den Zuschauer könnte zudem die Wiener Pathologin (Brigitte Kren) an der Oldenburger Gerichtsmedizin sorgen, die von der Körpergröße ein wenig an "Alberich" (Christine Urspruch) aus den Münster-"Tatorten" erinnerte und die auf sehr lebendige Weise die Art des Ablebens eines Opfers vorspielte. Immerhin haben wir durch sie gelernt, dass ein Pomologe ein Obstkundler ist und dass der Bolustod ein plötzlicher Herz-Kreislauf-Stillstand ist - verursacht durch einen Reflex infolge der Verstopfung der Atemwege durch einen Fremdkörper.

Dafür, dass die Aufklärung des Falles am unspektakulären Ende des "Tatorts" aber auf eine persönliche Rachegeschichte hinausläuft, wirkt die Vorgeschichte schon ein bisschen dick aufgetragen. Auch wenn der Mörder, der ja eigentlich das Opfer sein sollte, in Syrien ein regimetreuer Gefängnisarzt war, verantwortlich für den Tod vieler Häftlinge.

Eine Liebesszene, die bleibt

In Anbetracht dieser holprig erzählten, recht schweren Kost, darf es einen also nicht verwundern, wenn die mit beschwipster Leichtigkeit inszenierte kurze Liebesszene der Ermittler das bleibende Element des Films ist. Nach einem frustrierenden Arbeitstag hatten Lorenz und Falke in einer Kneipe reichlich dem Alkohol zugesprochen und waren dabei unübersehbar in den Flirtmodus geraten. Ein Tänzchen zu "I Need A Hero" von Bonnie Tyler und ab ging es ins Hotel, um den Abend mit einem Absacker ausklingen zu lassen. Es folgte eine leidenschaftliche Knutscherei.

Doch mehr wurde nicht gezeigt. Was danach geschehen sein könnte, bleibt der Fantasie des Zuschauers überlassen. Am Morgen danach taten dann beide so, als wäre nichts geschehen. Stoff für weitere amouröse Verwicklungen zwischen Falke und Lorenz sollte da allemal vorhanden sein. Zumal Petra Schmidt-Schaller im ARD-Interview zu diesem "Tatort" sagt: "Die beiden werden von etwas übermannt, was eh schon in der Luft liegt, was aber möglicherweise nie Bestandteil
ihres Verhältnisses zueinander sein sollte. Deshalb blendet Katharina Lorenz das gleich wieder aus. Und ob das noch mal eingeblendet wird, werden wir dann ja sehen."

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