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37°: Ottfried Fischer zeigt es allen - auch seiner Parkinson-Krankheit


"Parkinson, du machst mich nicht fertig"
37°: Ottfried Fischer zeigt es allen - auch seiner Krankheit

Von t-online
Aktualisiert am 24.02.2015Lesedauer: 4 Min.
Otti Fischer macht's nochmal: Der Kabarettist kommt mit neuer Show zurück ins TV.Vergrößern des BildesOtti Fischer macht's nochmal: Der Kabarettist kommt mit neuer Show zurück ins TV. (Quelle: dpa-bilder)
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Wer das TV-Schwergewicht Ottfried Fischer aufgrund seiner Parkinsonerkrankung schon abgeschrieben hatte, hat nicht mit Otti gerechnet. Die ZDF-Reihe "37°" zeigt Fischer nach seinem Ausstieg bei "Pfarrer Braun" und dem Ende seiner beliebten Kabarettsendung "Ottis Schlachthof". Was treibt der der bis dahin so humorvolle Bayer, nachdem er sein Outing hatte, sich zu seiner tückischen Krankheit bekannte? "Parkinson, du machst mich nicht fertig", macht er klar. Und das ist nicht die Aussage eines wehleidigen Ex-TV-Stars, sondern die Kampfansage eines gestandenen Bayern.

Bei den letzten Dreharbeiten von "Pfarrer Braun" wirkt Ottfried Fischer verletzlich und ist erschöpft. Seine Müdigkeit übermannt ihn. In der Maske fallen ihm immer wieder die Augen zu und der Maskenbildner versucht den Schauspieler wach zu halten. Auch dies sind Anzeichen von Parkinson - und so fällt 2013 die letzte Klappe für die beliebte Serie mit dem wohlbeleibten Prediger. Das endgültige Aus für Fischer, wie es während der Dreharbeiten zu 37° scheint. Parkinson, die "feige Sau" hat den Star erledigt.

Doch es kommt anders. Denn neue Kraft schöpft der 61-Jährige vor allem aus seinem Coming out Anfang 2008. "Wie das denn?", fragt man da. Ganz einfach: Nach Fischers Erklärungen habe er viel zu viel Energie darin verschwendet, die Symptome seiner Krankheit vor der Welt zu verstecken. Ab diesem Moment konnte er seine Kraft wieder in seine unendlich erscheinende Kreativität stecken. "Die Freiheit, die du danach empfindest, ist grandios", so Fischer. Und dieser neu erlangte Elan trägt Früchte. Er bringt seine Biografie "Das Leben ein Skandal" heraus und konzentriert sich nach seinem Leben im "Hamsterrad" nur noch auf Dinge, die ihm Spaß machen. "Das habe ich nach dem Abtreten vom Film überhaupt erst richtig gemerkt, wie sehr du in einem Hamsterrad drin bist. Du musst nur laufen, laufen, laufen", berichtet er aus seinem stressigen Leben als TV-Star. Und so kann der Bayer seinem Leiden sogar etwas Positives abgewinnen. Denn dadurch wurde sein Leben deutlich "entschleunigt".

Verlust der Mimik wäre ein Graus

Aufgeben und Zurücklehnen ist für Fischer deswegen noch lange nicht angesagt. Er arbeitet an einem neuen Bühnenprogramm, denn ohne Fernsehen könne er leben - ohne Bühne nicht. Sie war schon sein Leben, noch bevor er als "Bulle von Tölz" die Massen begeisterte. Seine größte Herausforderung dabei: Er muss gegen den Verlust seiner Mimik ankämpfen. Parkinson versteift die Gesichtszüge und lässt ein Gesicht letztendlich nur noch maskenhaft erscheinen. Ein Alptraum für jeden Schauspieler, ein weiterer Kriegsschauplatz für Otti Fischer im Kampf gegen Parkinson. Aber die Mimik habe sich glücklicherweise dank der Medikamente sogar schon verbessert.

Neben all dem Gerede um die schwere Krankheit des Kabarettisten gönnt die Sendung dem Zuschauer auch sehr private Einblicke: Er stammt von einem Bauernhof in einem bayerischen Dorf und war schon als Baby übergewichtig. Neuneinhalb Pfund wog Otti, als er das Licht der Welt erblickte. "Ein strammer Bursche", würde man wohl in seiner Heimat sagen. Alte Fotos und ein Interview seinem Bruder zeigen Fischer in alten Zeiten und lassen alte Geschichten wieder aufleben. Einen Grund für diesen sehr privaten Exkurs haben die Filmemacher natürlich auch. Denn seine gutbürgerliche Familie, die fern des großen Trubels lebt, gibt Ottfried Halt und Unterstützung. Beim Abendbrot bei Muttern ließ er sich filmen - und die Szenen zeigen deutlich die Bodenständigkeit des Schwergewichtes, das trotz Ruhm und Erfolg nicht abgehoben ist.

Parkinson: Freund, Feind und eine Pirouette

Ottfried Fischer hat eine ganz eigene Art, mit Parkinson umzugehen. Er sieht die Krankheit manchmal als Freund, manchmal als Feind. Und genauso redet und diskutiert er mit ihr mit offenen Worten: "Parkinson, du bist eine feige Sau und ich habe dich ganz gut im Griff. Und wenn du mir auch ein wenig ähnelst, du machst mich nicht fertig. Du bist nicht strukturiert genug, auch nicht fleißig genug. Ich beachte dich nicht. Mich kannst du nicht k.o. schlagen." Doch nicht immer hat der bayerische Bauernsohn den Tatsachen so offen ins Gesicht geschaut. Er hat es jahrelang selbst nicht wahrhaben wollen, dass ihm etwas fehlte. Und nur der Zufall brachte das große Erwachen.

In der Einladung einer Parkinson-Gesellschaft las er von den ersten Anzeichen der Krankheit und erkannte sich schnell wieder. "Da war für mich klar: Du bist unheilbar krank", resummiert der 61-Jährige über den Moment der Erkenntnis. Sein Humor war sogar bei dieser Erkenntnis stärker, denn er berichtet von seinen ersten Gedanken, die ihm die Erkenntnis erleichtern sollten: "Aber alle sind ja unheilbar krank. Denn das Leben endet immer mit dem Tod."

Der korpulente Bayer lässt sich in seiner Kreativität durch nichts aufhalten. Ist die Masse erst in Schwung, lässt sie sich nur noch schwer bremsen. Ottfried Fischer unterstützt junge Musiktalente und macht sogar in deren Musikvideos mit, um ihre frische Karriere voran zu bringen. Hape Kerkeling gehörte einst zu seinen Schützlingen. An der Seite der jungen Menschen hat er sogar noch eine neue Leidenschaft entdeckt: Er singt. Und im Video haut Fischer mit seinem "Otti Dance" richtig auf die Pauke. Krankheit hin oder her, der Schauspieler lässt sich nicht unterkriegen und dreht sich trippelnd vor den Kameras ganz langsam einmal um die eigene Achse. "Das ist die Parkinson-Pirouette", erklärte eine gute Freundin von ihm in der Dokumentation und lacht herzlich und offen. Wieder einmal hat Otti einen Menschen von der Bühne aus glücklich gemacht. Das scheint sein großes Ziel, das er auch trotz allem weiter erfolgreich verfolgt.

Sein neues Bühnenprogramm schließt den ZDF-Bericht gebührend ab. Was mit einem traurigen Ende begann, endet mit einem freudigen Anfang. Das Comeback des "Schlachthofes" feierte Fischer 2014. Der "Schlachthof" ist jetzt "Ottis Aquarium", in dem er sich wieder an die Oberfläche und ins Gedächtnis der Fernsehwelt geschwommen hat. Wer an Ottfried Fischer denkt, sollte nicht an Krankheit und ein Karriereende denken. Vielmehr treiben ihn Kreativität und fester Wille weiter voran.

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