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"Newtopia" ist am Ende: miese Quoten, mieses Image und miese Pioniere


Außer Kontrolle
"Newtopia": Die Fernseh-Utopie scheint gescheitert zu sein

Birgit Aßmann

Aktualisiert am 05.05.2015Lesedauer: 3 Min.
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Ex-Pionier Candy hatte bei "Newtopia" zu tief ins Glas geschaut und randaliert. Er wird nicht mehr zurückkehren - und es ging noch mehr schief in der Show.Vergrößern des Bildes
Ex-Pionier Candy hatte bei "Newtopia" zu tief ins Glas geschaut und randaliert. Er wird nicht mehr zurückkehren - und es ging noch mehr schief in der Show. (Quelle: Sat.1/dpa)

Es sollte "neu" sein und "utopisch". Sat.1 startete im Februar mit der neuen Reality-Doku "Newtopia" und wollte an die Erfolge der gleichen Sendung in den Niederlanden anknüpfen. Dort hat die Show einen echten Hype hervorgerufen - und die für ein Jahr geplante Sendung wurde bereits um weitere zwölf Monate verlängert. Es läuft! Hierzulande schreibt "Newtopia" ebenfalls TV-Geschichte. Aber leider Gottes nicht wegen utopischer Quoten. Die neue Gesellschaft, die auf einem riesigen Acker in Königs-Wusterhausen aus dem dort fruchtbaren Boden gestampft werden sollte, droht - im wahrsten Sinne des Wortes - auseinanderzubrechen. Was so schön anfing, was Utopien weckte und die Hoffnung auf eine bessere Welt, lässt nach nur wenigen Wochen die Frage zu: Was ist bloß in dieser Gesellschaft los?

Der Start von "Newtopia" brachte dem Sender eine Menge Zuschauer. Schließlich wollte jeder wissen, wie es aussehen kann, wenn man die Gesellschaft verlässt und in eine neue Gemeinschaft kommt, die nun wiederum eine neue Gesellschaftsordnung entwickeln soll. Hört sich spannend an, kann es gewiss auch sein. Doch diese 15 Menschen, die seit Wochen in einer Scheune hausen, haben nicht das Beste aus der Situation herausgeholt. Ziemlich schnell war klar, dass es sich bei "Newtopia" leider nicht um den Aufbau von etwas ganz Neuem handelt. Denn Geld regiert auch diese neue Welt. Handel ist möglich und nötig - und auch der Konsum hatte die Pioniere weiter im Griff.

Bei "Newtopia" nichts Neues

Vielleicht war das einzig Utopische zu denken, dass man einen Zaun um einige Menschen baut, ihnen eine blanke Scheune und keinen Komfort anbietet - und schon wird alles besser. Was kam, waren miese TV-Quoten, Zoff, Hinterhältigkeit und Streit bei den Pionieren und eine ordentliche "Staatspleite". Also wirklich neu und wegweisend waren die gesellschaftlichen Zustände, die die 15 Scheunenbewohner da produzierten, nicht. Kurzum: In der Scheune ohne jeglichen Luxus wurde im Übermaß konsumiert und das Geld unkontrolliert zum Fenster rausgeworfen. Leider gab es bis dahin keine Einnahmequellen, die den Kontoschwund abgebremst hätten. Die Geschäftsideen sprudelten leider auch nicht unaufhörlich aus den Pionieren. Das Ergebnis: Keine Kohle, keine Versorgung von Mensch und Tier.... kein "Newtopia".

Im März konnte eine Produktionsleiterin dem Elend wohl nicht mehr zusehen. Die Kameras wurden abgeschaltet (leider wurde eine vergessen) und Vorschläge gemacht, wie man endlich in "Newtopia" Geld verdienen könnte. Vom Verkauf der beiden Rinder und dem Umbau des Stalles in ein Restaurant war die Rede. Als das rauskam, wurde der Vorwurf laut, dieses Format sei gescriptet und die heldenhaften, aber geldlosen Pioniere würden von außen gelenkt. Zur Geldnot kam also auch noch der Imageverlust. Kein guter Start in eine bessere Welt! Am Ende weigerten sich die "Newtopia"-Kandidaten sogar sich gegenseitig zu nominieren. Alle hatten sich maximal lieb und diesen Zustand sollten keine Veränderungen stören. Diese Anarchie unterband der Sender und so verließen fünf Pioniere ihre neue heile Welt, die nie wirklich neu war - und von heil weit entfernt.

Niederländische Erfolgsgeschichte

Die Krönung lieferte Biberschwanzträger Candy am ersten Maiwochenende. Er hatte zu viel getrunken, pöbelte lautstark seine Mitstreiter an und ging sogar auf jemanden los. Die Security schritt ein und Candy ist raus aus "Newtopia". Kein großer Verlust, doch eigentlich war er der einzige, den man bewusst als Charakter wahrgenommen hatte. Und da waren es nur noch zehn. Ein bisschen ist es wie in dem alten Kinderlied, das jeder kennen dürfte. Bleibt nur noch abzuwarten, wer am Ende als letzter die Tür zumacht. Es kann nun stark vermutet werden, dass das nicht, wie geplant, noch ein dreiviertel Jahr dauern wird. Diese Reality-Doku war ein netter Versuch, aber in Deutschland wird das Experiment gewiss bald als gescheitert angesehen werden. Manchmal sind eben einfach die falschen Menschen zur falschen Zeit am falschen Ort.

In den Niederlanden startete das Experiment bereits 2014 und wurde tatsächlich wegen großer Erfolgsmeldungen um ein weiteres Jahr verlängert. Die fleißigen Holland-Pioniere scheinen jedenfalls den Dreh raus zu haben. Sie haben es geschafft, mit den vorhandenen (Geld-) Mitteln eine lukrative Geschäftsidee zu entwickeln, haben zur Selbstversorgung einen schicken Garten angelegt und genug Geld, um sich und ihre Tiere sicher zu versorgen. Und weil bei den dortigen Pionieren alles so schön rund läuft, will auch niemand das "Utopia"-Camp (anderer Name aus rechtlichen Gründen) in den Niederlanden verlassen. Warum auch? Hier schalten täglich Millionen Zuschauer ein und wollen erleben, wie sich diese neue Gesellschaft entwickelt.

Was dem deutschen "Newtopia" bleibt sind dauerhaft miese Quoten, ein ebenso mieses Image und Pioniere, die scheinbar zu wenig Willen und Antriebskraft haben, aus alten Verhaltensmustern auszubrechen und etwas Neues zu schaffen.

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