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Kritik: Wiener "Tatort" berührt mit erschütterndem Finale


Gefallene Sterne: Wiener "Tatort" berührt mit erschütterndem Finale

t-online, Nina Bogert-Duin

Aktualisiert am 08.02.2016Lesedauer: 3 Min.
Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) verhören die junge Vera Sailer (Sabrina Rupp, m.).Vergrößern des BildesMoritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) verhören die junge Vera Sailer (Sabrina Rupp, m.) (Quelle: ARD)
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Mit einem dicken Kloß im Hals sitzt man nach dem erschütternden Finale des 14. "Tatorts" der Wiener Kommissare Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser)

Dieser Fall besaß zwei Seiten: Zum einen wurden die Zuschauer von Regisseur Michi Riebl ("Der Winzerkönig") auf unnachahmliche Weise mit herrlichen Sticheleien bedient, die sich Bibi und Moritz auch dieses Mal wieder lieferten. Da wurde in schneller Folge gewitzelt, gestritten und sich herzlich angeschnauzt. Die Pointen wurden mit großer Leichtigkeit gesetzt, die Kommissare lässig durch ihre Dialoge geführt. Bibi und Moritz checkten einander dieses Mal sogar in Sachen Sexualverhalten ab und landeten beim Sextherapeuten. Allerdings dienstlich.

Schonungsloser Blick auf die Falschheit der Fernsehwelt

Die andere Seite wog sehr viel schwerer. Hier drehte sich alles um den schönen Schein der Fernsehwelt im Allgemeinen und der von Castingshows im Besonderen. Der Blick auf das Gewerbe war bitterböse, manchmal zynisch, manchmal ironisch, aber immer entlarvend. Es wurde drastisch klar gemacht, dass die Hoffnungen, die junge Nachwuchstalente sich auf eine Gesangskarriere machen, oft gnadenlos zerstört werden. Die Mächtigen der Szene sind die Lenker und sorgen dafür, ob man aufsteigt oder abstürzt. Sie missbrauchen ihre Schützlinge, nutzen sie aus, verführen sie, um sie dann fallen zu lassen - "wie Dreck". Etwaige Parallelen zu bekannten deutschen Talentshows zu ziehen, blieb den Zuschauern selbst überlassen.

Ein Wiener Musikproduzent stirbt beim Sex

Kurzer Blick auf die Story: Der mächtige Wiener Musikproduzent Udo Hausberger (Peter Karolyi) wird tot in seiner Wohnung aufgefunden. Offenbar ist er Opfer seiner eigenen extremen Sexualpraktiken geworden. Er hat eine zugezogene Schlinge um den Hals und eine Plastiktüte über dem Kopf. Natürlich werden sofort Parallelen zu Prominenten deutlich, die auf ebensolche Weise ums Leben kamen: INXS-Sänger Michael Hutchence oder Schauspieler David Carradine.

Nachdem die Gerichtsmedizinerin in der Luftröhre der Leiche einen zusammengeknüllten Zettel mit einem Liedtext gefunden hat, werden Moritz Eisner und Bibi Fellner neugierig. Hausberger war nämlich auch Juror der beliebten Castingshow "Sing your Song", die kurz vor der finalen Sendung steht.

"Jeder hat ihm den Tod gewünscht - und ihn gleichzeitig verehrt"

Bei ihren Recherchen tut sich den Beamten dann die ganze Welt des schönen Scheins auf. Nichts in der realen Welt ist so wie im Fernsehen vorgegaukelt. Vor allem eine ehemalige Gewinnerin der Show, Vera Sailer (großartig: Sabrina Rupp), öffnet den Kommissaren schonungslos die Augen. "Der Hausberger hat jeden gedemütigt und jeder hat ihm den Tod gewünscht - und ihn gleichzeitig verehrt."

Wechselbad der Gefühle

Dieses Wechselbad der Gefühle zwischen herzhaftem Lachen über die Späße der Polizisten miteinander und der Betroffenheit über die Gnadenlosigkeit der Fernsehshow trieben den "Tatort" an. Herrliche Panoramaansichten Wiens bei Nacht oder im Sonnenaufgang gaben Gelegenheit durchzuatmen, bevor die nächste Erschütterung folgte.

Veras Absturz

Kulminieren ließ Regisseur Riebl die Geschichte schließlich in dem völligen Absturz von Vera, die mit dem Leben nach dem Ende ihrer musikalischen Laufbahn, die eigentlich nie richtig begonnen hatte, nicht zurecht kam und sich das Leben nahm. Sie selbst hatte den Polizisten ihren Zustand beschrieben: "Du bist in dem totalen Hype und glaubst, du bist der Weltstar. In Wahrheit verkaufst du dem Teufel deine Seele." Ihrem Teufel hatte sie immerhin noch den Garaus machen können.

Nebenaspekte nicht nötig

Der Erzählstrang über die Ehefrau des Toten, die die Machenschaften ihres Mannes irgendwie schluckte und sich mit einem jungen Lover tröstete, der sie am Schluss ebenfalls zur Strecke bringen wollte, war dagegen vollkommen unnötig. Obwohl mit Aglaia Szyszkowitz und Michael Steinocher toll besetzt, hat diese zusätzliche Schleife dem Krimi nicht zu mehr Spannung verholfen. Dass mit dem Untergang des Königs (Hausberger) auch die meisten seiner Untertanen fallen, war auch so klar.

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